04.02.2010 15:12
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Wo Fairness keine Chance hat
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Macht Macht heuchlerisch? Das jedenfalls belegen Beobachtungen, Analysen und Experimente in der Wirtschaftsforschung, auf die sich Adam Galinsky, Ökonomie-Professor an der Kolleg School of Management der Northwestern-Universität in Evanston/Illinois bezieht. Seine These: Wer das Gefühl hat, seine Machtposition zu Recht innezuhaben, neigt eher zum Heucheln. So fordern beispielsweise Manager für ihren Mitarbeitern in Krisenzeiten Gehaltskürzungen, bestehen aber selbst trotz Krise auf Boniauszahlungen in voller Höhe. Je mehr Macht Menschen haben und spüren, desto stärker fühlen sie sich im Recht, ohne Rücksicht auf moralische Standards eigene Bedürfnisse auszuleben.
Der Ex-Präsident des Schweizer Art Directors Club und heutige Bestsellerautor Martin Suter sieht im Wohlergehen eines Unternehmens nur das Abfallprodukt des Karrierestrebens von Managern. Die Fixierung auf den Shareholder Value hat Manager auf reine Kostenreduktion geprägt, denn damit sind Erträge am leichtesten zu steigern. Und Kostenreduktion heißt, Mitarbeiter entlasten, Ressourcen verknappen, Arbeit verdichten. So sind laut Suter Leute in Führungspositionen gekommen und reich geworden ohne jegliche soziale Kompetenz. Spezialisten der Geldvermehrung, die den sozialen, menschlichen und kulturellen Anforderungen nicht wirklich gewachsen scheinen.
Wenn Manager macht- und geldfixiert sind, ist für Fairness kein Platz. Denn alles andere wird dem eigenen Machterhalt, der eigenen Bedürfnisverwirklichung und der eigenen Geldvermehrung mit kostenreduzierender Renditesteigerung untergeordnet. In solchen Kontexten verkommt Fairness zur reinen Marketingmasche, wenn sie überhaupt Erwähnung findet. Was meist nicht der Fall ist.
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