04.04.2014 16:37
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Fußball, Korruption und die armselige Fairness
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Sport und Korruption – das ist inzwischen eine festere Verbindung als Sport und Fairness. Viele denken bei Sport an Fairness. Zu Recht. Im Sport hatte die Fairness in früheren Zeiten eine Hochburg. Mittlerweile ist der professionelle Sport im Griff der Korruption und ein Instrument der Korruption, um weltweit Geschäfte zu machen und die Maximierung der Subventionen und Steuervermeidung voranzutreiben.
Das gilt vor allem für den Fußball. ZDF-Reporter Markus Harm verfolgt die Mechanismen und Winkelzüge der FIFA: „An der Spitze des Volkssports Nummer eins thront eine Riege von Funktionären, die den Fußball als Geschäft sieht und in ihrer eigenen Welt lebt, auf Trauminseln, in Luxushotels und VIP-Logen“. Sein Beitrag in der Reihe ZDF-Zoom dokumentiert exzessive Korruption. Und die größte Steuervermeidungsmaschine der Welt. Denn wer den Zuschlag für die Ausrichtung der Weltmeisterschaft bekommt, darf von diesem Zeitpunkt an bis zum Abschluss der Fußball-WM keinerlei Steuern auf Einnahmen und Ausgaben der FIFA erheben, die im Zusammenhang mit der WM stehen. Das ist eine einmalige Form der Steuerbefreiung.
Der Verein mit dem Machtbewusstsein eines milliardenschweren Unternehmens erwirtschaftet gigantische Gewinne. Kritiker werfen den Oberen der FIFA vor, ein dekadentes Leben zu führen, auf Kosten von Millionen Fans, die bei Weltmeisterschaften vor verschlossenen Türen stehen. „Die FIFA lässt sich die WM in Brasilien mit Millionen von Steuergeldern finanzieren. Mit Geld, das in unserem Land an allen Ecken und Enden fehlt. Dieses Spektakel dürfen wir dann auch noch vor dem Fernseher verfolgen. Und dann wundern sich Blatter & Co., dass wir auf die Barrikaden gehen“, erzählt Diego Silva, Ex-Spieler vom Kult-Verein Flamengo Rio de Janeiro.
Wie das Regieren bei der FIFA abläuft, zeigt der Kongress, der einmal im Jahr abgehalten wird. Dort kommen alle Abgeordneten aus den über 200 Mitgliedsländern zusammen und feiern ihre Art der Demokratie. Präsident Sepp Blatter leitet die Veranstaltung. Es kam noch nie vor, dass einer seiner Anträge oder Vorschläge abgelehnt wurde. Kein Wunder: Die Abgeordneten fahren Luxus-Limousinen, wohnen in 5-Sterne Hotels, bekommen stattliche Tagessätze für ihre Anwesenheit. Der letzte Kongress fand auf Mauritius statt.
Präsident Sepp Blatter regiert die FIFA. Er weiß alles, er zieht die Fäden. Seit 30 Jahren sitzt er im Führungszirkel der FIFA, seit 1998 an der Spitze der Organisation. Umgeben wird Blatter vom Exekutivkomitee, 24 ältere Herren von denen viele mehrere Millionen Euro gebunkert haben sollen.
Bei so viel Korruption und asozialem Gebaren seitens der FIFA-Verantwortlichen, wie es der Film von Markus Harm zeigt, muss man von krasser Unfairness der professionellen Fußballs sprechen. Es wird Zeit, das Fans, Politik und Gesellschaften dazwischen grätschen und für eine Wende zur Fairness sorgen. Die Zeit der Erpressung muss vorbei sein, um seiner Freude am Fußball frönen zu können. Bis dahin ist es um die Fairness im Weltfußball armselig bestellt.
Sehen Sie selbst in der ZDF-Mediathek "Die Geschäfte der FIFA "Das Fußball-Imperium"
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02.08.2012 16:59
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Gendoping und Unfairness gefährden Spitzensport
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Spitzensportler und doch keinen Erfolg auf Dauer. Die Olympiade 2012 in London sieht schön aus, aber sie hat einen starken Schatten. Olympische Sommerspiele glitzern, aber hinter der Kulisse geht es wüst zu.
Die meisten (deutschen und anderen) Spitzensportler begnügen sich mit Einkommen deutlich unter 2000 Euro pro Monat und werden voraussichtlich ihr Lebtag in spartanischen ökonomischen Verhältnissen bleiben. Etwa 50.000 ehemalige Olympioniken weltweit leben unterhalb der Armutsgrenze.
Das berichtet Dr. Pia-Maria Wippert (Professorin an der Universität Potsdam) und ehemals selbst alpine Leistungssportlerin in einer aktuellen Studie.
Die Sportsoziologin hat die wichtigsten Gründe untersucht: 1. „Das System, in dem Spitzensportler heranreifen, "ist straff und autoritär organisiert. Kontinuierlich gibt es tägliche Trainings-, Ernährungs-, Wettkampf- oder Abmeldepläne; selbst die Kleidung ist vorgegeben. Das hat den Vorteil, dass der Athlet zur aktiven Zeit neben dem Training auch medizinisch gut betreut und überwacht ist. 2. Es hat aber auch den Nachteil, dass freies Denken und Handeln nur bis zu einem gewissen Grad möglich ist. Die Gewöhnung an viele Mitdenker, die Abgabe von Eigenverantwortung wird insbesondere beim Eintritt des Karriereendes zum Problem. Auf den meist ohne Übergang stattfindenden Wegbruch der institutionellen Organisation und die gesicherte Versorgung der Person sind viele Athleten nicht vorbereitet. Sie sind zum Teil nicht einmal in der Lage, sich selbst und den eigenen Tagesablauf zu organisieren. 3. Einige Athleten bringt die ´Freiheit´ oder ´institutionelle Freisetzung´ am Karriereende deshalb vorübergehend in eine schwierige Situation - selbst wenn sie beruflich in sportsysteminternen Einrichtungen bleiben können bzw. eine duale Karriere geschafft haben. Die sinnvolle Nutzung der freien Zeit bleibt erstmals ungelöst. Hinzu kommen psychische und soziale Umbauprozesse im Sinne eines neuen Identitäts- und Netzwerkaufbaus. 4. Wer 20 Jahre in einer speziellen Welt mit eigenen Regeln lebt, hat es schwer, sich nach der Karriere nahtlos in der ´normalen Welt´ mit den dort gegebenen Codes zurechtzufinden ... Ganz allgemein fällt auf, dass ehemalige Spitzensportler aus systeminternen Einrichtungen mehrere Jahre nach ihrem Karriereende eine enorme Anzahl an Umschulungen, Zusatzqualifikationen und Fortbildungen hinter sich bringen, ohne je beruflich anzukommen". Pia-Maria Wippert sieht einen dringenden psychosozialen Trainingsbedarf für die Betroffenen und hat dazu ein wissenschaftlich fundiertes Programm entworfen. In Österreich und der Schweiz wird es inzwischen erfolgreich eingesetzt, von den zuständigen Funktionären in Deutschland jedoch ignoriert. Olympia ist eher ein Festspiel der Funktionäre: Sie sind hochdotiert, teils millionenschwer und erfreuen sich günstiger ökonomischer Prognosen. Vieles am Spitzensport ist Blendwerk: für die Sportler selbst und für die Sportfans. Für die Funktionäre ist es ein Sonnenbad in der Menge und in guten Dotierungen.
Der deutsche Sprinter Tobias Unger hat gegenüber der Südwest Presse kritisiert, dass frühere Doping-Sünder bei Olympischen Spielen wieder starten dürfen: „Ich persönlich finde die Regelung unglücklich, dass man Leute nach einem Dopingvergehen wieder bei Olympischen Spielen laufen lässt“, sagte der 33-Jährige der Ulmer. „Der lebenslange Olympia-Bann wurde vom Internationalen Sportgerichtshof CAS ja wieder gekippt. Dabei geht es doch gerade bei Olympia immer auch um Fairplay und Vorbildfunktion.“ Der siebenfache deutsche Freiluft-Meister über 100 und 200 Meter argumentierte, dass „die Abschreckung auf jeden Fall größer wäre, wenn man jemandem im Fall des Falles verbietet, an Olympia teilzunehmen. Der Start bei den Spielen steht für jeden Athleten über allem.“
Der für den VfB Stuttgart startende Sprinter wird in London zumindest in der deutschen 4 x 100-Meter-Staffel mitlaufen und damit an seinen dritten Olympischen Spielen teilnehmen. Dass auch frühere Doping-Sünder wie Dwain Chambers (Großbritannien) oder Justin Gatlin (USA) dabei sein werden, stört Unger jedoch. „Ich kenne Justin inzwischen wirklich ganz gut“, sagte er. „Er ist eigentlich ein super netter Kerl - wäre da nur nicht dieser starke Kratzer im Lack. Deshalb sollten Leute wie er in London zuschauen. Die werden ja zu den großen Meetings eingeladen und können auch dort Geld verdienen.“ Vor allem der Gebrauch von Doping-Mitteln ist ein eklatanter Verstoß gegen den Geist des Fair Play und die Grundsätze des Deutschen Sportbundes. Auf diesem Feld ist noch viel zu tun, doch bei der Fixierung auf Sieger und Medaillenspiegel wird die Eskalation immer weiter gehen. Tobias Unger hat Recht: Dopingbekämpfung und Fair Play verlangen Konsequenz. Keine Pause für Dopingsünder, sondern Laufbahnende, und honorarlohnende Rückkehr in den Wettkampf. Dann erst werden Antidopingkampf und Fair Play ernst genommen.
2010 hat Norbert Müller, Sportwissenschaftler und Berater des Papstes, das Dopingproblem jedoch für die Zukunft sehr pessimistisch eingeschätzt: „Die Dopingproblematik ist in ihrer rasanten Fortentwicklung nicht mehr in den Griff zu bekommen. Wenn wir Gendoping als nächste Stufe anschauen, dann ist das eine kaum vorstellbare Dimension, die man sich ganz deutlich vor Augen führen muss: Ein gen-gedopter Sportler ist als Mensch irreversibel verändert bis in seine Nachkommenschaft - und das ist dann eine grundsätzliche ethische Frage, besonders für die Kirchen. Sie müssten eine ganze Uniklinik marschieren lassen, wenn sie das wissenschaftlich in den Griff bekommen wollten.
Der Sport in seiner derzeitigen Struktur ist außerdem mit den Kosten solcher Maßnahmen völlig überfordert. Wir laufen Dingen hinterher, die uns aus der Hand geschlagen worden sind, und wir verteidigen im Namen des Olympismus Werte, die von vielen nur noch als Alibi gesehen werden“.
Unfair bleibt das Verhältnis zwischen Funktionären und Spitzensportlern, wenn es nicht besser austariert wird. Fair Play würde hier bedeuten: frühzeitige Unterstützung der Sportler beim Aufbau eines Berufs neben der Sportkarriere, Mäßigung des Drucks zu Siegen, Achtung der Sportler jenseits des Siegertreppchens und Aufklärung der Sportkarrierestarter über Probleme bei Karriereende. Sonst wird der Sport zum Sieg der Funktionäre und der Gentechniker über die Sportler.
http://www.swp.de/ulm/sport/sonstige/ueberregional/Tobias-Olympia-Doping-Interview;art4352,1547510
Hinweis: Pia-Maria Wippert: Kritische Lebensereignisse in Hochleistungsbiographien. Untersuchungen an Spitzensportlern, Tänzern und Musikern. Pabst, Lengerich/Berlin/Wien, 316 Seiten, ISBN 978-3-89967-493-4
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08.07.2009 18:02
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Tour de Fairness (honnêteté)?
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Radsport, Reitsport, Eisschnelllauf, Fußball, Gewichtheben – der gedopte Sport ist gefühltermaßen flächendeckend geworden, mindestens dort, wo Spitzenleistungen erbracht und erwartet werden. Jeder Sieger, jede Siegerin ist inzwischen gleich verdächtig, unerlaubte Mittel eingesetzt zu haben beziehungsweise zur rechten Zeit unnachweisbar abgesetzt zu haben. Der gedopten Sportler sind die Außenseite einer extremen Unterwerfung des Sports unter Wirtschafts-, Kapital- und Medienvermarktungsinteressen.
Damit ist der Sport im hohen Risiko, seine Glaubwürdigkeit, seine Anziehungskraft, seine Erziehungsfunktion für junge Menschen zu verlieren; wenn diese nicht schon in Teilen auf der Strecke geblieben sind. Wie kann der Sport seine Glaubwürdigkeit und sein Ansehen zurückgewinnen? Wie kann Fairness und Sportfreude anstelle von reiner Siegermentalität und Geldgier wieder Vorrang bekommen?
Da müssen die Spitzenfunktionäre weit konsequenter, deutlicher und nachhaltiger vorgehen. Vor allen Dingen müsste konkreter Fairness definiert und Verstöße müssten mit langfristigeren Folgen geahndet werden, beispielsweise durch eine Liste der unfairen Akteure im Internet mit Bezeichnung des Verstoßes und des Strafmaßes. Und die Kompetenz der Spitzenfunktionäre wie der Sportler, Fairness zu praktizieren und Unfairness zu beurteilen, müsste entschieden heraufgesetzt werden. Sonst kann man viel reden, viel lamentieren, aber es wird weder fundierter noch wird die Praxis besser.
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20.01.2009 10:31
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Sport kann doch Vorbild für Fairness sein
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Ein Fussballspieler des niederländischen Fußballclubs Ajax Amsterdam lag bei einem Spiel dieser Tage verletzt auf dem Boden. Ein gegnerischer Spieler spielte den Ball ins Aus, damit der verletzte Spieler behandelt werden konnte. Nach dem Wiederanpfiff wollte ein Spieler von Ajax Amsterdam den Ball fairerweise an die gegnerische Mannschaft zurückgeben. Doch er spielte er den Ball so gut, dass es beim Gegner ins Tor traf.
Alle Spieler schauten sehr verwundert, was da geschehen war. Der Schiedsrichter hat logischerweise das Tor anerkannt. Nach dem Anpfiff jedoch standen die Spieler von Ajax Amsterdam regungslos auf dem Platz, um dem Gegner die Gelegenheit zu geben, das Ausgleichstor zu schießen, was auch geschah.
Das ist Fairness: Den eigenen Vorteil nicht ausnutzen, wenn er nicht erspielt wurde, sondern nur im Nachteil des Gegners jenseits des regulären Spiels besteht. Faire Akteure achten auf Chancengleichheit in der Konkurrenz, denn nur dann ist ein Sieg auch ein Sieg.
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21.09.2008 13:13
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Frieden und Fairness
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Der Weltfriedenstag der UNO und der Fairplay-Tag der FIFA fallen heute zusammen auf denselben Tag. Wer Frieden und Fairness tiefer versteht, erkennt: friedfertiges und faires Verhalten sind nahezu identisch. Wer fair auftritt, leistet einen Friedensbeitrag – und zwar gerade dann, wenn Unterschiede ausgetragen werden. Im Sport wie in der Wirtschaft wie in der Gesellschaft und zwischen den Völkern. Wer friedlich sein und zum Frieden beitragen will, wird nicht umhin kommen, Fairness zu praktizieren und Fairplay den Vorrang zu geben.
Allerdings steht Fairness nicht als Synonym für ethische Werte, wie der FIFA-Präsident zum heuten Tag anmerkt. Fairness ist ein Wert unter mehreren Werte – wenn auch ein zentraler. Freiheit, Gleichberechtigung, Solidarität, Frieden und Gerechtigkeit sind umgreifende Werte, die sich durch Fairness auf dem Sportplatz, am Arbeitsplatz und im gesellschaftlichen Engagement in Verhalten und Handeln praktisch übersetzen lassen. Durch Fairness werden ethische Werte praktisch und alltagsrelevant. Das bedeutet allerdings, mehr als einen laienhaften Umgang mit Fairness zu lernen und eine Fairness-Könnerschaft zu entwickeln.
In detaillierten Videoanalysen während der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006™ wurden ca. 45% aller Verletzungen durch Fouls hervorgerufen, die die weltbesten Fußballspieler in diesem Wettstreit erlitten hatten. Die Zahl an Verletzungen könnte erheblich reduziert werden, wenn sich alle Spieler an die Gesetze des Spiels und die Regeln des Fairplays hielten. Ein Beispiel: Knöchelverletzungen, die zu den häufigsten Verletzungen im Fußball gehören. Sie kommen häufig durch unzulässige Seitenrempler im letzten Moment zustande. Das läuft – wenn es der Schiedsrichter nicht ahndet – unter „fairem Foul“. Ganz abgesehen davon, dass Freistöße, Elfmeter, gelbe oder sogar rote Karten vermieden werden können, schützt der, der fair spielt, die eigene und die Gesundheit der 21 anderen Spieler auf dem Platz. Und vermeidet so auch teils hohe Kosten durch Behandlung und Reha-Maßnahmen wie auch persönliche Schicksale in Folge solcher Fouls. Es geht darum, nicht zu grätschen, wenn der Ball längst weg ist, nicht mit ausgestrecktem Bein zu spielen und unter keinen Umständen die Ellbogen einzusetzen, da dies ein großes Risiko von Kopfverletzungen birgt.
Wer also etwas für die Fairness tun will, muss „faire Fouls“ brandmarken und bekämpfen. Es ist an der Zeit, dass Sport- und Fußballverantwortliche das Thema des „fairen Fouls“ nicht länger meiden, das Thema anzusprechen. Und deutlich sowie folgenreich dem „fairen Foul“ den Kampf ansagen. Könnte es sein, dass ein solcher Kampf erst erfolgreich wäre, wenn Spieler für jedes „faire Foul“ und unfaire Foul ordentlich zur Kasse gebeten würde? Oder gibt es Aussicht auf striktes Fairplay allein durch Bewusstwerdung und Selbstverpflichtung?
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25.08.2008 17:15
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Rückblende auf Heuchelei und Fairness
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Alle sind gegen Doping, aber fair das deutsche Olympiateam zu würdigen, gelingt dann doch nur wenigen. Zwar sollen die Olympischen Spiele kein Nationenwettstreit, sondern der Wettstreit Einzelner sein. Zuletzt jedoch interessiert nur der Medaillenspiegel und -rang. Da sind die Deutschen auf Platz 5 gelandet. Nicht schlecht, recht gut. Doch was vor allem in die Kritik geriet, ist das Abschneiden des Leitathletikteams.
Was zu dieser Kritik zu sagen ist, hat dessen Bundestrainer Jürgen Mallow mit klaren und richtigen Worten angemerkt. Er nannte die Kritiker kurz "Dummschätzer", weil sie Sprechblasen erzeugen, ohne wirklich nachzudenken.
Denn Mallow findet das deutsche Abschneiden gut. Denn weiter käme man nur - wie viele andere Teams - mit Doping, das größtenteils noch nicht im Labor identifiziert werden kann. Die Grenze der Heuchelei sei überschritten, wenn einerseits die angeblich schlechte Leistung und andererseits das Doping beklagt werde.
Mallow: "Früher lagen die Läufer nach so einer Runde japsend am Boden, heute sehen sie aus wie nach einem Trainingslauf. Die Methode, die 400 Meter mit einer solchen Leichtigkeit zu laufen, haben wir nicht und wollen wir nicht. Wenn wir unfaire Bedingungen vorfinden, müssen wir das noch hinnehmen. Aber man kann uns nicht eins zu eins an diesen Bedingungen messen".
Recht hat der Mann.
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06.08.2008 16:49
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Bleibt die Fairness auf der Strecke?
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Mit dem Glücksdatum 8.8.08 startet eine doppelbödige Olympiade. Nur sehr wenige Olympiasieger werden ihre Siege einem dopingfreien Training, einem Amateurstatus und einer gesundheitlich orientierten Lebensweise verdanken, wie es die olympische Charta des Internationalen Olympischen Comitees (IOC) vorschreibt.
Auch wird diese Olympiade weder den Menschenrechten noch dem Fairplay noch dem Umweltschutz dienen, sondern vornehmlich der Selbstdarstellung eines diktatorischen Regimes. Ferner haben die Organisatoren der Olympischen Spiele relativ offen bestimmte Sportler von der Teilnahme ausgeschlossen und Menschenrechtskritiker weggesperrt, was einen schweren Verstoß gegen die Statuten des IOC, die jede Form der Diskriminierung verbieten – einschließlich religiöser oder politischer Art - darstellt.
In der Regel 6 der Charta heißt es: „ Die Olympischen Spiele sind Wettkämpfe zwischen Athleten in Einzel- oder Mannschaftswettbewerben, nicht zwischen Ländern.“. Das klingt nach Satire, denn natürlich wollen Nationen wie China, USA, Russland und andere sicher stellen, dass ihre Nation im Medaillenspiegel den Spitzenplatz oder einen der vorderen Plätze besetzt, um die Potenz ihrer Nation weltweit unter Beweis und zur Schau zu stellen.
Die IOC-Mitglieder müssen sich laut Charta dazu verpflichten, „der Olympischen Bewegung mit all meinen Kräften zu dienen, alle Bestimmungen der Olympischen Charta und die Beschlüsse des Internationalen Olympischen Komitees, die ich für meine Person als endgültig und verbindlich erachte, zu befolgen und ihre Befolgung sicherzustellen, den Verhaltenskodex zu achten, mich nicht von politischen oder geschäftlichen Einflüssen (…) leiten zu lassen“. Da mag man stutzen, hatte man doch den Eindruck gewonnen, es ginge vornehmlich um’s Geschäft und um alles andere erst danach.
Zur Verwendung der Sponsorennamen auf Kleidungsstücken heißt es in der Durchführungsbestimmung zu Regel 51: „Auf der Person, auf Kleidung, Zubehör oder – allgemeiner – auf jedwedem Kleidungsstück oder Ausrüstungsgegenstand, die von Athleten oder anderen Teilnehmern an den Olympischen Spielen getragen oder benutzt werden, darf keinerlei Form von Werbung oder gewerblicher oder anderer Propaganda erscheinen mit Ausnahme der Angabe des Herstellers des betreffenden Artikels oder Ausrüstungsgegenstandes, sofern diese Herstellerbezeichnung nicht auf eine ostentative Weise zu Werbezwecken angebracht ist.“ Am besten macht man eine Strichliste, um die Masse der Verstöße gegen diese Regel einigermaßen zu überblicken.
Alles in allem keine freudige Erregung über die Olympiade 2008 in Peking. Hoffentlich kommt es zu keiner kollektiven Dummheit, wenn die bunten Fernsehbilder Spaß und Siege in die Wohnzimmer transportieren. Bilder sind nicht die Realität. Doch leider reagieren viele Menschen vornehmlich über das Auge und schalten beim Schauen das Denken aus.
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14.07.2008 14:18
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Tour de France, Olympia und die Fairness
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Dopingfälle bei der neuen Tour de France, Dopingfälle bei Sportlern, die an der Olympiade in Peking teilnehmen wollten: niemand hat erwartet, dass es das nicht geben würde. Im Gegenteil! Peter Sloterdijk, Philosoph und aktiver Radfahrer, glaubt nicht, dass es - zumal im Radsport angesichts der geforderten Leistungen bei der Tour de France - nicht gedopte Spitzenleistungen geben könnte.
Die Frage ist auch, wo fängt Doping an und wo hört es auf. Natürlich kann man sich die Antwort einfach machen, indem man argumentiert: alle Mittel und Methoden, die auf der Liste der Antidopingagentur stehen, sind per Regularium verboten - egal, ob das sinnvoll begründet und von nicht genannten Mitteln abzugrenzen ist. Was aber, wenn sich Sportler der Mittel und Methoden bedienen, die noch gar nicht auf solchen Verbotslisten verzeichnet sind?
Es ist absehbar, dass hier das gleiche Katz-und-Maus-Spiel läuft wie anderswo: Die Regularien werden verschärft und ergänzt, die Sportler und ihre Helfer sinnen auf Lücken und auf Wege, jenseits der aktuellen Regularien. Dann ziehen die die Regularien nach. Und so weiter und so weiter.
Was verlangt in dieser Situation die Fairness? Transparenz. Jeder Sportler muss veröffentlichen, welche Trainingsmethoden und Leistung steigernden Mittel er einsetzt. Wer dabei erwischt wird, dass seine Liste nicht vollständig ist, wird auf Lebenszeit von Wettbewerben ausgeschlossen.
Wäre das eine Regel, die wirklich Fairness regelt?
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19.06.2008 13:30
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Fairness und Fußball – geht das noch zusammen?
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Im Fußball müssen Leistungs- und Fairnessprinzip zusammen gebracht werden. Das gelingt nur wenigen Spielern und Teams. Beim Spitzenfußball geht es um viel Geld, um Prestige, um Marktwert. Das „faire Foul“ ist an der Tagesordnung. Und Härte gegenüber dem Gegner gilt aus Ausweis von Einsatzfreude und Durchsetzungswillen. Faires Spiel hingegen wird als Risiko für den Sieg angesehen.
Die Sport- und Sozialpsychologie hat herausgefunden, dass der Trainer als Vorbild großen Einfluss darauf hat, ob seine Spieler bereit sind, gegen Fairnessnormen zu verstoßen. Toleriert der Trainer unfaires Verhalten seiner Spieler, verhalten sie sich eher unfair. Duldet der Trainer Fairnessverstöße nicht, agieren sie eher regelgerecht. Von vielen Coaches ist bekannt, dass sie ihre Spieler auffordern, den Gegner hart anzugehen. Der Sportwissenschaftlers Gunter Pilz von der Universität Hannover hatte schon vor einigen Jahren 1000 Fußballer zwischen 12 und 14 Jahren zu ihrem Fairness-Verständnis befragt. Es zeigte sich: Je länger jemand im Verein kickte, desto eher war er bereit, unfair zu spielen. Ähnliche Erkenntnisse gewann der Sportpsychologe Hartmut Gabler, der gleichfalls 1000 Jugendliche befragte. Je größer der Wettkampfcharakter des Fußballs, so Gabler, desto irrelevanter werden Fragen der Fairness.
Wie Unfairness umgedeutet und für Fairness gehalten wird, zeigt die Definition des „fairen Fouls“. Untersuchungen belegen, dass Trainer und Spieler zwischen "fairen" und "unfairen" Fouls unterscheiden. „Faire Fouls“ dienen der Taktik und werden sogar trainiert. Unfaire, also brutale Fouls lehnen die Coaches mehrheitlich ab. Foul ist nicht gleich Foul - so lautet die Doppelmoral des Fußballs. Gabler konnte nachweisen, dass Fußballer Regelverstöße wie Notbremsen, Schwalben und Zeitspiel als regelwidrig einstufen, aber nicht als normverletzend. Die Logik des Fußballers klingt so: Es entspricht zwar nicht der Regel, ein Foul zu begehen, aber der Norm.
Zur Fairness neigen die Spieler eher, wenn der Schiedsrichter als fair erlebt und empfunden wird. Wird der Schiedsrichter als unfair angesehen, leiten offensichtlich Spieler davon die Erlaubnis zu eigenen Verstößen gegen die Fairness ab. So eine Studie vom Jahresanfang. Offensichtlich findet sich in den Spieler selbst keine Motivation zu fairem Spielverhalten. Und das Training in den Vereinen in offenbar nicht geeignet, Orientierung und Wertigkeit der Fairness zu vermitteln. Armer Sport: keine zu realisierende Idee, wie Fairness und Spitzenleistung zusammen passen. Das ist unprofessionell und ein Armutszeugnis für die Ansprüche des Sports. Er könnte sich an der freien Wirtschaft ein Beispiel nehmen. Da gibt es überzeugende Unternehmen, die Spitzenleistung und Fairness zusammen bringen.
http://www.fairness-stiftung.de/FSBlogEintrag.aspx?EID=60
http://www.fairness-stiftung.de/Fairnesspreise.htm
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