Der Weltfriedenstag der UNO und der Fairplay-Tag der FIFA fallen heute zusammen auf denselben Tag. Wer Frieden und Fairness tiefer versteht, erkennt: friedfertiges und faires Verhalten sind nahezu identisch. Wer fair auftritt, leistet einen Friedensbeitrag – und zwar gerade dann, wenn Unterschiede ausgetragen werden. Im Sport wie in der Wirtschaft wie in der Gesellschaft und zwischen den Völkern. Wer friedlich sein und zum Frieden beitragen will, wird nicht umhin kommen, Fairness zu praktizieren und Fairplay den Vorrang zu geben.
Allerdings steht Fairness nicht als Synonym für ethische Werte, wie der FIFA-Präsident zum heuten Tag anmerkt. Fairness ist ein Wert unter mehreren Werte – wenn auch ein zentraler. Freiheit, Gleichberechtigung, Solidarität, Frieden und Gerechtigkeit sind umgreifende Werte, die sich durch Fairness auf dem Sportplatz, am Arbeitsplatz und im gesellschaftlichen Engagement in Verhalten und Handeln praktisch übersetzen lassen. Durch Fairness werden ethische Werte praktisch und alltagsrelevant. Das bedeutet allerdings, mehr als einen laienhaften Umgang mit Fairness zu lernen und eine Fairness-Könnerschaft zu entwickeln.
In detaillierten Videoanalysen während der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006™ wurden ca. 45% aller Verletzungen durch Fouls hervorgerufen, die die weltbesten Fußballspieler in diesem Wettstreit erlitten hatten. Die Zahl an Verletzungen könnte erheblich reduziert werden, wenn sich alle Spieler an die Gesetze des Spiels und die Regeln des Fairplays hielten. Ein Beispiel: Knöchelverletzungen, die zu den häufigsten Verletzungen im Fußball gehören. Sie kommen häufig durch unzulässige Seitenrempler im letzten Moment zustande. Das läuft – wenn es der Schiedsrichter nicht ahndet – unter „fairem Foul“. Ganz abgesehen davon, dass Freistöße, Elfmeter, gelbe oder sogar rote Karten vermieden werden können, schützt der, der fair spielt, die eigene und die Gesundheit der 21 anderen Spieler auf dem Platz. Und vermeidet so auch teils hohe Kosten durch Behandlung und Reha-Maßnahmen wie auch persönliche Schicksale in Folge solcher Fouls. Es geht darum, nicht zu grätschen, wenn der Ball längst weg ist, nicht mit ausgestrecktem Bein zu spielen und unter keinen Umständen die Ellbogen einzusetzen, da dies ein großes Risiko von Kopfverletzungen birgt.
Wer also etwas für die Fairness tun will, muss „faire Fouls“ brandmarken und bekämpfen. Es ist an der Zeit, dass Sport- und Fußballverantwortliche das Thema des „fairen Fouls“ nicht länger meiden, das Thema anzusprechen. Und deutlich sowie folgenreich dem „fairen Foul“ den Kampf ansagen. Könnte es sein, dass ein solcher Kampf erst erfolgreich wäre, wenn Spieler für jedes „faire Foul“ und unfaire Foul ordentlich zur Kasse gebeten würde? Oder gibt es Aussicht auf striktes Fairplay allein durch Bewusstwerdung und Selbstverpflichtung?
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