27.04.2010 12:40
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Unsinn über Soft Skills
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Soft Skills hätten keinen positiven Effekt auf den Start am Arbeitsmarkt. Verbreitet die FAZ vom 24.4.2010 auf Seite C4. Dabei stützt sich die Autorin Anne Theiss auf eine Diplomarbeit, diedie Diplomsozialwissenschaftlerin Judith Offerhaus zum Abschluss ihres Studiums an der LMU München eingereicht und wofür diese den Preis der „Gesellschaft für Hochschulforschung“ bekommen hat. Zeitungsbeitrag und die Schlussfolgerung der Diplomantin aus ihrer Umfrage lassen tief blicken. Sie wirken wie die Erfüllung bestellter Erkenntnis von interessierter Seite.
Judith Offerhaus hatte festgestellt, dass Hochschulabsolventen, die ein höheres Niveau an Schlüsselqualifikationen z.B. durch entsprechende Trainings, Seminare und Praktika aufwiesen, keinen günstigeren Start am Arbeitsmarkt hatten. Und zwar unabhängig vom Fach. Daraus folgert Offerhaus kurzschlüssig und überheblich: „Die allgemeine Rhetorik geht dahin, die Schlüsselqualifikationen über alles zu loben. Ich halte diese aufgeblähte Diskussion für wenig zielführend“. Richtigerweise stellt sie allerdings fest, dass man Soft Skills am besten nach dem Prinzip „learning by donig“ erwirbt und nicht anhand von Alltagspraxis abgekoppelter Seminare.
Richtigerweise bedeutet das Ergebnis von Offerhaus: Firmen und Manager, die Mitarbeiter einstellen, messen den Soft Skills nach wie vor eine geringe Bedeutung bei. Sie haben noch nicht begriffen, dass ohne Kooperations-, Team-, Kommunikations- und Fairness-Kompetenz eine noch so ausgezeichnete Fachkompetenz nicht wirklich ihr Potenzial entfalten wird, auch wenn der Augenschein das vortäuscht. Das zeigt sich auch bei Beförderungen: Passgenaue Soft Skills-Praxis und eine exzellente Führungsqualität von Mitarbeitern zählen nach wie vor weniger als Erfolge, die sich in Zahlen, Umsätzen und Renditen ausdrücken lassen. Das Ergebnis: In der Kundenorientierung hängt Deutschland meilenweit hinter Japan hinter her. Bei den Innovationen sind die Ergebnisse mäßig, dafür die Marketingausgaben erheblich. Die Kooperationsdichte und die Fairnessqualität ist in den Firmen nur sehr spärlich ausgeprägt und daher die Motivation der Mitarbeiter niedriger als in anderen Gesellschaften.
Schlüsselqualifikationen erwirbt man am besten durch vertiefte Reflexion von Erfahrungen im Umgang mit Kollegen, Kunden, Lieferanten, Partnern und Dienstleistern. Dazu braucht es jedoch Wissensimpulse, sonst köchelt man im eigenen Saft. Dazu braucht es Provokationen, sonst bleibt man in seiner Komfortzone und bei einem sehr selbstzufriedenen Selbstbild. Dazu braucht es Training und Übung, sonst ist jeder Versuch, seine Soft Skills auszubauen, eine Operation am offenen Herzen. Das gelingt im Coaching, im Training, im Workshop. Also: „learning by doing“, aber nicht: das lernt sich nebenher von selbst. Der Überzeugung sind etliche Führungskräfte; mitunter zum Entsetzen der Mitarbeiter. Niemand sollte sich durch das Fazit von Offerhaus abschrecken lassen, so früh und so kontinuierlich wie möglich Schlüsselqualifikationen fundiert zu entwickeln. Wenn es die anstellenden Rekruting-Manager der Unternehmen den Bewerbern nicht hoch anrechnen, werden es spätere Mitarbeiter auf jeden Fall danken, wenn jemand eine Führungsposition erreicht oder hat.
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