Blog nach Monat: Dezember 2015

15.12.2015 15:33
Und zu den Festtagen was Faires? Augen auf beim Weihnachtskauf!
Augen auf beim Weihnachtskauf. Der Konsumrausch zu Weihnachten macht blind für die Unfairness. Viele Produkte werden in unfairen Bedingungen hergestellt auf dem Rücken der Arbeiterinnen und Arbeiter.

Ein Zwanzigtausendstel erhalten Arbeiter von dem Spielzeug, das aus China massenhaft bei uns gekauft wird. Färbe- und Giftstoffe werden oft ungefiltert in die Flüsse geleitet; die Arbeiter tragen dabei weder Schutzhandhandschuhe noch Atemmasken.

Die Bauern bei uns stehen überwiegend mit dem Rücken zur Wand. Dabei hält Greenpeace-Agrarexperte die Klage des Deutschen Bauernverbandes über die rückläufigen Preise und Einnahmen der Bauern für „Gejammer“ und „heuchlerisch“. Denn der Verband „hat selbst dafür gesorgt, dass viele Landwirtschaftsbetriebe heute mit dem Rücken zur Wand stehen. Mengen- und Preisregulierungen wie die Milchquote baute die Politik auf Anraten des DBV ab. Die Tierhaltung wurde – unterstützt durch den Bauernverband – in den vergangenen Jahren extrem intensiviert, die Erzeugerpreise sind daraufhin in den Keller gerauscht. Die einseitige Ausrichtung auf Billigproduktion und Exporte unter Missachtung von Umwelt- und Tierschutz rächt sich schneller als gedacht. Die Welt hat nicht auf Schweinebäuche und billiges Milchpulver aus Deutschland gewartet.
Angesichts des voranschreitenden Klimawandels ist eine Abkehr von der industriellen Fleisch- und Milchproduktion notwendiger denn je. Weniger und dafür hochwertiger Lebensmittel zu produzieren, wäre wesentlich für Umwelt und Natur und rechnete sich auch für die Landwirte.” Merke: Produkte aus öko-sozialer Landwirtschaft sind fairer; Deregulierung hilft weder Natur noch Tier noch Mensch.

Es gibt nicht nur einen Abgas-Skandal in der Autobranche, sondern auch einen Stromverbrauchsskandal in der Elektrobranche. Denn viele Elektrogeräte geben Verbrauchswerte an, die unter Labor- und nicht unter Alltagsbedingungen erzielt werden. Im Alltagsgebrauch jedoch sind die Werte dann bisweilen meilenweit von den schönen grünen Verbrauchsangaben entfernt.

Und „die Globalisierung des Schuhhandels führte zu einer Auslagerung der Produktion in sogenannte Niedriglohnländer, wo die Schuhe häufig unter sehr schlechten sozialen und ökologischen Bedingungen hergestellt werden“ schreibt das Südwind-Institut. Unternehmen und Politik stehen in der Verantwortung, diese Bedingungen zu verbessern. Dazu gehören insbesondere die Zahlung von existenzsichernden Löhnen sowie die Abkehr von der Verarbeitung chromgegerbten Leders.
Darüber hinaus müssen sich Unternehmen und Politik aktiv in Initiativen für öko-soziale Standards engagieren, die zum Ziel haben, Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Schuhen zu schaffen – von den ersten Produktionsschritten, wie der Ledergerbung, an, bis hin zum Ende der Wertschöpfungskette, wenn die Schuhe im Laden verkauft werden. SÜDWIND setzt sich mit der Kampagne Change Your Shoes für faire und sichere Arbeitsbedingungen in Gerbereien und Fabriken sowie für die Zahlung von existenzsichernden Löhnen in der gesamten Schuh- und Lederproduktion ein“.

Überhaupt Leder: Wenn dafür eigens Tiere gezüchtet und gemetzelt werden, ist Leder extrem fragwürdig und tierfeindlich. Eine Kennzeichnungspflicht, von welchem Tier ein Lederprodukt stammt, aus welchem Land, oder wie es verarbeitet wurde, gibt es bei uns nicht. Deshalb ist es schwierig für den Kunden, sich im Vorfeld zu informieren. Dasselbe gilt für Pelze - an Kapuzen ist der Besatz auch groß in Mode. Nirgends wird dokumentiert, woher die Pelze kommen. Millionen Tiere werden eigens für diese Mode gezüchtet und getötet, obwohl den Käufern oft noch nicht einmal klar ist, dass es sich um echten Pelz handelt. Dabei wird auch der oft mit Chemikalien behandelt.

Also: Achtung auf beim Weihnachtskauf. Denn Fairness ist in der Herstellung von Produkten eher die Ausnahme, nicht die Regel. Daher braucht es Verbraucher, die clever einkaufen, ethisch orientiert, mitdenken und Wert legen: auf die Gesundheit der produzierenden Arbeiter, der Verkäufer und nicht zuletzt auf die eigene Gesundheit. Fairness also zu anderen und zu sich selbst.

"Über die dunkle Spielzeug-Macht schreibt die Badische Zeitung"

"Die selbst geschaffene Krise der deutschen Landwirtschaft"

"Alltagsferne Elektrogerätetests"

"Prüfe Deine Schuhe auf Sozialraub und auf Gift für Deine Haut"

"Wie fair können Schuhe produziert sein?"

"Einladung zum kritischen Konsum"

04.12.2015 11:15
Bundesminister für mehr Fairness bei Lebensmitteln
Mit dem gestrigen Lebensmittelgipfel will Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt offensiven Druck machen, damit es zu mehr Wertschöpfung, mehr Wettbewerbsfähigkeit und mehr Fairness in der gesamten Kette für die Produktion und den Handel von Lebensmitteln kommt.

Denn - so der Minister - „niedrige Erzeugerpreise und starke Preisschwankungen bedrohen die Existenz vieler landwirtschaftlicher Betriebe in Deutschland. Mein Ziel ist die Erhaltung einer vielfältigen Landwirtschaft. Auch bäuerliche Familienbetriebe müssen eine Zukunft haben. Die Landwirtschaft ist im Ernährungsbereich die Basis einer funktionierenden Wertschöpfungskette und zugleich wirtschaftliches Rückgrat der ländlichen Räume.

Alle Beteiligten der Wertschöpfungskette tragen Verantwortung. Erzeuger, Verarbeiter, Handel und Verbraucher hängen zusammen und voneinander ab. Ziel muss es sein, die Risiken volatiler Märkte besser abzusichern. Ich erwarte von allen Beteiligten, dass der ruinöse Preiskampf mit Grundnahrungsmitteln ein Ende hat. Hier tragen der Lebensmitteleinzelhandel aber auch wir Verbraucher eine besondere Verantwortung.

Der Lebensmittelgipfel ist Baustein einer ganzen Offensive hin zu mehr Wertschöpfung, mehr Wettbewerbsfähigkeit und mehr Fairness in der gesamten Kette. Großes Potential für mehr Wertschöpfung liegt in der Herstellung von Qualitätsprodukten, die noch besser die Erwartungen der Verbraucher erfüllen. (…) Ich begrüße die von der Wirtschaft entwickelte nationale Dialogplattform: Sie sollte als wichtiges Instrument für mehr Fairness in der Kette genutzt werden.

Wichtig ist mir auch die Wertschätzung unserer Lebensmittel. Unsere guten Lebensmittel sind ihren Preis wert und dürfen nicht zu Billigpreisen verschleudert oder in der Abfalltonne entsorgt werden. Das Bewusstsein für den Wert unserer Lebensmittel will ich bei den Verbrauchern wie bei den beteiligten Unternehmen und Landwirten gleichermaßen steigern.“

Doch sind Wettbewerbsfähigkeit und faire Lebensmittel nicht in einem Grundkonflikt miteinander? Ja, heftig! Denn wo wie in Deutschland der Preis sowohl im Handel wie in der Produktion als auch bei den Verbrauchern das wichtigste Entscheidungskriterium ist, kann es keine fair produzierten und gehandelten Lebensmittel in der Breite geben. Der gegenseitige Verdrängungs- und Unterbieterwettbewerb ist selbst unfair und bewirkt unfaire Folgen: in der Landwirtschaft und beim Konsum.

Fair wären staatliche, ambitioniertere Kriterien für eine sozial-, öko- und wettbewerbspolitisch zukunftssichernde Landwirtschafts- und Verbraucherpraxis, die nicht unter dem Einfluss von Handels- und Verbandsriesen verwässert sind. Und vergleichbar dem Bio-Siegel dafür eine Basis definieren, die nicht zu unterschreiten ist. Hinzu kommt die Absenkung der Mehrwertsteuer für einen Korb von Grundnahrungsmitteln.

"Fairness-Check der Lebensmittelmärkte"

"FoodWatch zu Lebensmitteltäuschungen"

"BM Schmidt beim Lebensmittelgipfel"


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