Mit einem Plus von 11 Prozent erreichte der Gesamtumsatz mit Produkten aus Fairem Handelin 2024 einen neuen Höchstwert von rund 2,6 Milliarden Euro. Dieser beruht vor allem auf höheren Absatzmengen bei zentralen Produkten wie Kaffee und Schokolade – und das trotz hoher Rohstoffpreise.
„Fairer Handel steht für Verlässlichkeit in Krisenzeiten und für soziale sowie ökologische Verantwortung entlang globaler Lieferketten. Angesichts von Klimakrise, wachsender Ungleichheit und gesellschaftlicher Spaltung ist das heute wichtiger denn je“, erklärt Andrea Fütterer, Vorstandsvorsitzende des Forum Fairer Handel (FFH), anlässlich seiner Jahrespressekonferenz (Pressekontakt: Katrin Frank, Forum Fairer Handel e.V., Tel.: 030 – 28045259, E-Mail: [email protected]).
„Die Zahlen des Geschäftsjahres 2024 zeigen: Fairer Handel bleibt gefragt – sogar in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten“, so Matthias Fiedler, FFH-Geschäftsführer. So wuchs der Umsatz mit Fairtrade-gesiegelten Produkten im vergangenen Jahr um 13 Prozent. Die anerkannten Fair-Handels-Unternehmen konnten eine Umsatzsteigerung von rund 9 Prozent verbuchen. Die Weltläden und Weltgruppen in Deutschland konnten ihren Gesamtumsatz im Vergleich zu 2023 halten – den schwierigen Bedingungen im stationären Einzelhandel zum Trotz. Durchschnittlich 31 Euro gaben die Verbraucher*innen in Deutschland 2024 für faire Produkte aus. Ein Blick auf benachbarte europäische Länder wie die Schweiz, Österreich und Frankreich zeigt jedoch, dass hier noch viel Luft nach oben ist.
Politischer Rückhalt für nachhaltige Lieferketten und globale Gerechtigkeit im Minus
„Während die Absätze der wichtigsten Produktkategorien im Fairen Handel allesamt gestiegen sind und die Unterstützung für Themen der Nachhaltigkeit in der Bevölkerung wächst, gibt es von politischer Seite wieder starken Gegenwind“, konstatiert Andrea Fütterer. „Ein Beispiel: Die Lieferkettengesetze in Deutschland und der EU sind wichtige Meilensteine für die Durchsetzung unternehmerischer Sorgfaltspflichten, doch sie stehen aktuell massiv unter Druck“, warnt Matthias Fiedler. „Verantwortungsvolles Unternehmertum darf nicht als bürokratisches Hindernis abgetan werden, sondern muss als das begriffen werden, was es ist: die Verpflichtung von Unternehmen, Menschenrechte und ökologische Standards einzuhalten. Das geht nur, wenn alle mitmachen und deshalb braucht es starke Regeln für Unternehmen.“
Machtkonzentration im Lebensmitteleinzelhandel schadet Produzent*innen
„Zu diesen starken Regeln gehören auch politische Weichenstellungen, um die Machtkonzentration in Lieferketten und im Lebensmitteleinzelhandel zu begrenzen und eine faire Verteilung der Wertschöpfung zu ermöglichen“, betont Fiedler. Viele Produzent*innen im Lebensmittelsektor sind von wenigen Abnehmern abhängig und häufig unlauteren Handelspraktiken und Preisdrückerei ausgesetzt. Dies ist beispielsweise auch im Kaffeesektor der Fall. Zwar profitieren die Produzent*innen derzeit von einem hohen Weltmarktpreis für Kaffee. Doch an ihrer prekären Stellung in der konventionellen Lieferkette hat sich nichts geändert. „Unsere Handelspartner wünschen sich für die Zukunft vor allem mehr Stabilität und größere Absätze über den Fairen Handel“, erläutert Andrea Fütterer. „Und sie wünschen sich die ideelle und finanzielle Anerkennung der großen Anstrengungen und Mehrleistungen, mit denen sie zu Umweltschutz, Ernährungs- und Zukunftssicherung für uns alle beitragen.“
Blick nach vorn – jetzt erst recht
Trotz der Herausforderungen bleibt der Blick nach vorn gerichtet. „Unsere Branche zeigt tagtäglich, dass faires Wirtschaften möglich ist“, so Fütterer. „Aber es braucht mehr: Mehr zukunftsfähige Politik, mehr Unterstützung für gemeinwohlorientierte Unternehmen und mehr Orte, an denen gerechter Wandel konkret erlebbar wird.“
Es gibt auch fairen Handel außerhalb der im Forum Fairer Handel zusammengeschlossenen Unternehmen. So beispielsweise https://www.action365.de/verlag/kaffee.asp mit dem 100%-Hochland-Kaffee indigena einer Kooperative in Guatemala. In dem Dachverband sind 148 lokale Kaffeebauern-Genossenschaften im guatemaltekischen Hochland organisiert, denen rund 23.000 Kleinbauernfamilien angehören. Weil Guatemalas Wirtschaft sehr von der engen Verstrickung großer Unternehmen mit Politik und Militär geprägt ist, ist der Druck auf die Genossenschaft sehr groß ist, weil sie dem Einfluss der Unternehmerschaft und Politik widersteht. Daher ist die Partnerschaft seit 1973 mit der action365 in Deutschland sehr wichtig.
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