Blog nach Kategorie: Medien

07.02.2022 09:03
Belästigungen und Drohungen im Internet: Warum der Ratschlag „Mach doch einfach mal das Handy aus“ nichts taugt
Kathrin Passig schreibt jede Woche in der FR über Themen des digitalen Zeitalters. Sie ist Mitbegründerin des Blogs „Techniktagebuch“; siehe auch auf www.kathrin.passig.de. In der FR vom 5./6.2.2022 befasste sie sich mit dem Ärger, den einem/einer das Internet bereiten kann. Und gibt Hinweise, wie mit Cyber-Mobbing und seinen Spielarten am besten umzugehen ist. Dabei wirft sie auch alte Tipps über den Haufen.

"Wer im Internet beleidigt oder bedroht wird, soll die Plattformen meiden, heißt es oft. Warum hält sich dieser schlechte Rat?

Wenn jemand in einer Fußgängerzone in der Innenstadt belästigt oder bedroht wird, werden die meisten sagen „Hast du Anzeige erstattet?“ und nicht „Geh doch da einfach nicht mehr hin“. Anders ist es, wenn die Beleidigung oder Bedrohung im Internet passiert ist. Dann hören Opfer den zweiten Ratschlag ziemlich oft, manchmal sogar von der Polizei. Die Comedy-Autorin Jasmina Kuhnke berichtete im Frühjahr 2021 in der taz, die Kölner Polizei habe ihr nach rassistischen Bedrohungen geraten, sich von Twitter abzumelden: „Das ist eine Täter-Opfer-Umkehr. Sie sagen damit: Wenn du still bist, passiert dir nichts. Doch das ist nicht die Lebensrealität von Diskriminierten.“

Drohungen im Internet: Schlechter Ratschlag der Polizei

Die Spiegel-Kolumnistin Margarete Stokowski, die ebenfalls seit vielen Jahren beleidigt und bedroht wird, nennt zwei weitere Gründe, warum der Ratschlag „Mach doch einfach mal das Handy aus“ nichts taugt: „Wenn man jemanden anzeigen will, muss man alles dokumentieren, man braucht Links zu Postings und Profilen und zusätzlich Screenshots. Das kann man nicht zusammenstellen, wenn man ‚einfach mal das Handy ausmacht‘. Und das zweite Problem: Es geht nicht weg, wenn man wegguckt. Im Zweifel kann es sogar gefährlich werden, wenn man nicht mitbekommt, dass Leute einen Angriff ankündigen oder die Wohnadresse veröffentlichen.“

Der schlechte Ratschlag ist älter als die sozialen Netzwerke. Früher bekam man statt „Dann sei halt nicht bei Twitter / Facebook / Instagram“ zu hören: „Dann sei halt nicht im Internet.“ Der Ärger, den man sich dort einhandeln konnte, galt als nicht ganz echter, irgendwie lächerlicher Ärger. Internet-Ärger sprang auch noch nicht so leicht in andere Medien über, weil Geschehnisse im Internet kaum Nachrichtenwert hatten.

Deshalb ist es heute schwierig, zu rekonstruieren, ob im Internet der 90er alle noch nett zueinander waren. Meine Erinnerung sagt „haha, nein“. Aber in Printmedien taucht das Thema „Online-Mobbing“ oder „Cyber-Bullying“, wie es damals hieß, erst ab 2000 allmählich auf, und dann fast ausschließlich im Zusammenhang mit Schulen. Um 2005 kommt das Thema „Lehrkräfte werden im Internet gemobbt“ dazu. Das heißt nicht, dass Mobbing damals nur an Schulen und Universitäten betrieben wurde. Wahrscheinlich war dort nur – für die nicht selbst Betroffenen – am sichtbarsten, dass Hass im Internet Auswirkungen auch auf „das reale Leben“ hat, und das machte das Thema printmedienfähig.

Als dann allgemein bekannt war, dass Beleidigungen und Bedrohungen im Internet nicht nur Kinder, Jugendliche und deren Lehrkräfte betreffen, wurde noch einige Jahre lang die Anonymität als Ursache beschuldigt. An dieser Stelle hat sich Facebook wirklich verdient gemacht: Dank der Klarnamenpolitik von Facebook ist unübersehbar geworden, dass es denjenigen, die im Internet Hass verbreiten, gar nichts ausmacht, das unter ihrem eigenen Namen zu tun. Die Google-Mitarbeiterin Dana Fried hat 2021 bei Twitter eine Theorie vorgebracht, warum sich der Glaube an die Anonymität als Ursache so lange halten konnte: „Weiße Typen glauben gern, dass Anonymität das Problem mit Online-Räumen ist, weil Belästigung in Räumen, wo niemand Hautfarbe, Geschlecht etc. kennt, viel öfter gleichmäßig verteilt ist, und deshalb weiße Männer in diesen Räumen eher belästigt werden.“

In vielen Berufen ist es keine Option mehr, einfach das Handy auszuschalten

Manches ist also schon lange unverändert, anderes ist schwieriger geworden in den vergangenen Jahrzehnten: Das Internet hat Nachrichtenwert auch in den traditionellen Medien bekommen, die als Hass-Verstärker wirken. Und in vielen Berufen ist es keine Option mehr, einfach das Handy auszuschalten. Ganz normale Menschen brauchen Instagram, YouTube, Facebook, Twitter für ihre ganz normalen Tätigkeiten. Selbst wenn es nicht so wäre und nur TikTok-Influencerinnen, die Glitzersmoothies aus pürierten E-Scootern anpreisen, das Internet beruflich nutzten, wäre es immer noch falsch, bei Problemen „mach doch einfach mal das Handy aus“ zu sagen. Denn das Argument ist immer dasselbe: „Du machst neumodisches Zeug, das mir persönlich überflüssig erscheint. Wenn du dafür beschimpft wirst, geschieht es dir ein bisschen recht. Und wenn dich diese Beschimpfungen stören, solltest du das Gerät einfach ausschalten, denn es ist ja überflüssig. Schau mich an, ich brauche es nicht und bin auch zufrieden.“
Bis hierhin hat sich diese Kolumne an Menschen gewendet, die schon mal zu Internethass-Betroffenen „mach doch einfach mal das Handy aus“ gesagt oder sich das im Stillen gedacht haben. Aber jetzt kommt auch für die, die es bisher nicht getan haben, ein unangenehmer Punkt. Denn eines Tages wird ziemlich sicher eine Kommunikationsform erfunden, die jetzt aber wirklich absurd und überflüssig aussieht. Und wenn jemand auf diesem Weg beschimpft oder bedroht wird, müssen wir uns alle zusammenreißen und dürfen nicht „selber schuld, zieh doch einfach mal deine Connect-Socken aus“ sagen. Denn der Vorschlag wird dann noch genauso falsch sein wie heute oder vor dreißig Jahren". (Kathrin Passig)

"Wie Belästigungen und Drohungen im Internet am besten begegnen"

05.02.2021 08:37
Twitter ist Gift und hat ein krasses Unfairness-Problem
Aus einem Spiegel-Interview von Nicola Abé (Sao Paulo) mit der Philosophin Djamila Ribeiro. Sie ist das Gesicht der schwarzen brasilianischen Frauenbewegung. Warum sie jetzt Twitter verklagt hat, berichtet sie in diesem Ausschnitt:

SPIEGEL: Gemeinsam mit anderen Frauen verklagen Sie nun Twitter, warum?

Ribeiro: Twitter ist in Brasilien das toxischste aller sozialen Medien, besonders für schwarze Frauen. Es ist gewalttätig. Ich habe keinen Account, aber meine Tochter wurde auf Twitter bedroht, deshalb bin ich zum ersten Mal in meinem Leben zur Polizei gegangen. Dann beschloss ich, Twitter zu verklagen, weil sie Rassismus und Frauenhass finanziell ausnutzen. Die sozialen Medien verdienen sehr viel Geld mit »Trending Topics«, und was hier sehr gut läuft, sind sexistische, rassistische Beiträge. Twitter macht daraus Geld. Doch was sie tun, hat Auswirkungen, die psychologischen Schäden sind groß, und viele Frauen haben sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und aufgegeben. Für mich ist es wichtig, Twitter zur Verantwortung zu ziehen und nicht eine Einzelperson, die Twitter nutzt. Twitter muss seine Regeln und Maßnahmen verändern, um solche Dinge zu verhindern. In diesem Jahr soll es eine Anhörung mit Vertretern von Twitter geben.

SPIEGEL: Zwei Wochen vor Ende der Amtszeit von Donald Trump sperrte Twitter dessen Account – ein Grund zum Feiern?

Ribeiro: Bolsonaro ist nicht gesperrt. Er verbreitet ständig Fake News, hetzt und attackiert. Ebenso seine Unterstützer. Vor einigen Monaten gab es hier den Fall eines Mädchens. Sie war erst zehn Jahre alt, von ihrem Onkel missbraucht worden und schwanger. In Brasilien ist Abtreibung im Falle einer Vergewaltigung erlaubt. Die Familie beschloss, eine Abtreibung vornehmen zu lassen. Bolsonaros Unterstützer starteten eine Kampagne gegen das Mädchen – auf Twitter. Ihr Name, der Name eines minderjährigen Gewaltopfers, wurde auf Twitter veröffentlicht. Eine Masse an Menschen versammelte sich vor dem Krankenhaus, um sie von der Abtreibung abzuhalten, zu bedrohen und zu beschimpfen. Das alles lief über Twitter. Das Unternehmen unternahm rein gar nichts dagegen. Sie haben die Situation ausgenutzt und zu Geld gemacht. Wie viel von diesem Geld, das Twitter an diesem Wochenende machte, indem es dieses Mädchen bloßstellte, wie viel davon werden sie der Familie wohl spenden?

SPIEGEL: Präsident Jair Bolsonaro erfreut sich gerade großer Beliebtheit. Was bedeutet das für Ihre Arbeit?

Ribeiro: Wir haben nicht an Stärke und Zuspruch verloren. Aber seit Bolsonaro regiert, sind wir noch mehr Angriffen ausgesetzt. In kaum einem anderen Land der Welt werden so viele Frauenrechtsaktivistinnen ermordet wie hier. Wir müssen mit einer extremen Rechten umgehen, die das Coronavirus ebenso leugnet wie die Existenz von Rassismus oder Sexismus. Wir müssen Vorurteile und Fake News widerlegen. Auch die evangelikalen Kirchen sind dafür verantwortlich, die in den ärmeren Gesellschaften aktiv sind, Bolsonaro unterstützen und zum Beispiel verbreiten, Homosexualität sei eine Idee des Teufels.

SPIEGEL: Sie bezeichnen den Rassismus in Brasilien als »Projekt«. Was meinen Sie damit?

Ribeiro: Die Leute verbinden mit Brasilien Karneval und Strand. Alle sind fröhlich und leben in Harmonie. Das ist das Bild, das nach außen verkauft wird. Dieses Bild bekämpfen wir – weil es nicht stimmt. Brasilien war das Land, das die Sklaverei als letztes abgeschafft hat. Danach gab es keinerlei Programme zur Inklusion der schwarzen Bevölkerung. Damals entstanden die Favelas, wo die meisten bis heute leben. Schwarze Frauen fingen an, als Haushaltshilfen zu arbeiten, wie sie es bis heute tun.

SPIEGEL: Ist das nicht eher ein Erbe als ein Projekt?

Ribeiro: Rassismus ist ein Projekt, weil täglich schwarze junge Männer von der Polizei getötet werden, weil etwa 2016 alle 23 Minuten ein schwarzer Mensch in diesem Land ermordet wurde und weil nur 13 von 500 Abgeordneten im Kongress schwarze Frauen sind – obwohl wir Schwarzen die Mehrheit der Bevölkerung stellen. Es gibt diese Idee, dass Hautfarben hier nicht so wichtig seien, dass wir alle ein Mix seien. Doch die Polizei weiß immer, wer schwarz ist. Das Fernsehen weiß immer, wer schwarz ist.

SPIEGEL: Zeigt sich in der Pandemie der Rassismus der Gesellschaft besonders deutlich?

Ribeiro: Rassismus ist ein strukturelles Problem, das sich durch alle Lebensbereiche zieht. Es ist daher wenig überraschend, dass deutlich mehr Schwarze an Covid-19 sterben. Sie haben weniger Zugang zu Bildung, die Hygienebedingungen sind dort, wo sie leben, schlechter. Außerdem sind sie auf die öffentliche Gesundheitsversorgung angewiesen.

"Das ganze SPIEGEL - Interview vom 5.2.2021"

06.11.2020 08:33
Bewertungen im Netz wirksam trotz häufiger Irreführung - unfaire Akteure blenden User
>>Im Netz wird geschummelt und gelogen. Aber wie können wir uns schützen? Sieben Antworten.

Wer ist eigentlich Nutzer hasenpfote67? Ist seine Bewertung echt und was ist von ihr zu halten? Die Bewertungskultur im Netz macht die Dinge oft nur scheinbar einfacher. Sieben Tipps, die den Umgang damit erleichtern sollen:

Kann ich Bewertungen im Netz trauen?

Die von Internetnutzern niedergeschriebenen Bewertungen zu Produkten und Dienstleistungen geben im Idealfall Aufschluss darüber, ob ein Produkt den Ansprüchen genügt, ob es preislich angemessen ist und ob der Anbieter einen guten Kundenservice hat. Wie groß das Vertrauen der Online-Shopper in ihresgleichen ist, zeigen Studien: Mehr Leute vertrauen den Bewertungen im Netz als den Einschätzungen von Experten oder den Empfehlungen von Freunden und Bekannten. Offenbar wird der Schwarm als intelligenter und insgesamt authentischer wahrgenommen als Einzelne. Umfragen zeigen, dass sich fast zwei Drittel der Käufer aufgrund besserer Bewertungen für ein anderes Produkt entscheiden als das ursprünglich gesuchte.

Wie viele Bewertungen sind gefälscht?

Es lässt sich nicht so einfach sagen, wie oft Verbraucher vor ihren Kaufentscheidungen in die Irre geführt werden. Klar ist aber: Gefälschte Bewertungen sind keineswegs Einzelfälle, wie das Bundeskartellamt in einer Untersuchung festgestellt hat. „Leider sind sogenannte Fake-Bewertungen ein weitverbreitetes Phänomen“, sagt Behördenchef Andreas Mundt. Was vor allem daran liegt, dass hinter gefälschten Bewertungen nicht immer nur der eine oder andere missgünstige Wettbewerber steht, sondern eine kleine Industrie. Es gibt eine Reihe von Agenturen, die falsches Lob produzieren lassen und an Hotels oder Händler verkaufen, die mit allen Mitteln positiv auf sich aufmerksam machen wollen. Auch wer etwa auf Soundcloud etwas veröffentlicht, wird postwendend von Dienstleistern angeschrieben, die gegen Entgelt „echte“ Klicks und Bewertungen versprechen. Die Hoffnung ist, dass positive Bewertungen die Umsätze steigen lassen. Der Dumme ist dann der Kunde.

Warum werden falsche Rezensionen nicht gelöscht?

Vor allem Verbraucherschützer fordern seit langem, dass Portale mehr Verantwortung übernehmen und sicherstellen, dass die veröffentlichten Bewertungen echt sind. Doch nicht jedes Portal geht rigoros vor. Manche begnügen sich damit, Schimpfworte und Verstöße gegen den Datenschutz herauszufiltern. Andere haben ein mehrstufiges Prüfverfahren und filtern sowohl automatisch wie manuell. „Portale, für die die Bewertung ein Geschäftsmodell ist, versuchen der Manipulation Herr zu werden“, sagt Tatjana Halm von der Verbraucherzentrale Bayern.
So wird beim Arzt-Patienten-Portal Jameda jede zehnte Bewertung wegen Manipulation gelöscht. Beim Urlaubsportal Holidaycheck wird etwa jede zwanzigste eingereichte Bewertung wegen Betrugsverdacht gar nicht erst veröffentlicht und ein nicht unbeträchtlicher Teil gefälschter oder verdächtiger Kommentare nach Veröffentlichung blockiert. „Gefälschte Bewertungen sind in unseren Augen Betrug am Urlauber“, sagt Georg Ziegler, bei Holidaycheck zuständig für Bewertungen. Er fordert schärfere Regeln und dass der Verkauf gefälschter Bewertungen strafrechtlich verfolgt wird.

Wie erkenne ich Fake-Bewertungen?

Vorsicht ist geboten vor Lobhudeleien voller Adjektive, die nach Werbung klingen. Auffällige Formulierungen kann man in die Suchmaschine eingeben und sehen, ob sie auch für andere Produkte verwendet wurden. Auch ausführliche Bewertungen eines gerade erschienenen Produkts sollten kritisch beäugt werden, ebenso wenn auf mehrere schlechte Bewertungen ein Schwall guter Kommentare folgt. Unseriös sind oft auch schlechte Bewertungen, in denen der Kauf eines ähnlichen Produkts von einem anderen Anbieter empfohlen wird. Hilfreich ist es auch, sich das Profil des Bewerters anzuschauen. „Es ist auffällig, wenn einer in kürzester Zeit zehn Fernsehgeräte oder Dienstleistungen an verschiedenen Orten bewertet hat“, sagt Halm. Eine Fünf-Sterne-Bewertung wegen „schneller Lieferung“ sagt nichts über das Produkt aus. Um ein abgerundetes Bild zu bekommen, sollte man auch mittelmäßige Bewertungen lesen, in denen oft sachlicher argumentiert wird als bei den positiven und negativen.

Was kann ich tun, wenn ich Schummelei entdecke?

Vorbildliche Portale machen es Nutzern leicht, eine fehlerhafte oder verdächtige Bewertung zu melden: Sie haben einen Missbrauchsmeldebutton bei jeder Bewertung installiert. Bei anderen Portalen ist es komplizierter, einen mutmaßlichen Missbrauch zu melden. Entweder ist die Meldefunktion versteckt, oder es gibt keine. Dann bleibt den Nutzern nur, über ein Kontaktformular zu kommunizieren oder eine E-Mail zu schreiben.

Soll ich selbst eine Bewertung schreiben?

Die ständigen Aufforderungen, gekaufte Produkte oder Dienstleistungen zu bewerten, mögen lästig sein. Aber es täte gut, seine Meinung kundzutun. Denn: Je mehr echte Nutzerbewertungen es gibt, desto weniger fallen die falschen ins Gewicht. Es gebe eine „Angebotslücke“, schreibt das Bundeskartellamt. Viele Nutzer würden zwar Bewertungen lesen, aber nur wenige würden selbst eine schreiben: „Die Zahl der auf diese Weise erstellten Bewertungen ist daher zu klein.“ Wer eine Rezension schreibt, hilft also der Allgemeinheit. So behalten ehrliche Kunden die Deutungshoheit.

Darf ich ein Testprodukt annehmen und bewerten?

In diesem Fall gehen die Meinungen auseinander. Die einen Marktwächter haben nichts dagegen, wenn die Verbraucher einen Anreiz bekommen, eine Bewertung zu schreiben. Ein Gutschein, ein kleiner Geldbetrag oder eine Auszeichnung als „Toptester“ seien akzeptabel. Auch kann es statthaft sein, ein neu eingeführtes Produkt kostenlos oder günstig überlassen zu bekommen und dafür eine Rezension zu schreiben. Obwohl man sich dann dem Verdacht aussetzt, aus Gefälligkeit eine positive Rezension zu schreiben. Rechtskonform sind solche beauftragten Bewertungen jedoch nur, wenn sie entsprechend gekennzeichnet sind<<.

Von Thomas Klemm, Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, aktualisiert 1.11.2020

"Klemm in FAS zur Internetmogelei"


08.05.2019 12:10
Was dem Leben dient: neues Buch von Rupert Lay
Zum 90. Geburtstag Rupert Lays im Juni haben wir das Rupert Lay Lesebuch mit dem Titel "Was dem Leben dient. Die Ethik der Biophilie für Entscheiden und Handeln" herausgebracht.

Es enthält auf knapp 280 Seiten meist kurze Schlüsseltexte aus seinen 49 Büchern in den Themenfeldern: Ethik und Verantwortung, Sprache und Kommunikation, Menschenbild und Personalität, Religion und Glaube, Wirklichkeit und Realität, Gesellschaft und Politik. Auf mehr als weiteren einhundert Seiten findet sich ein Glossar zu den Schlüsselbegriffen der Philosophie und Ethik von Rupert Lay. Der Anhang umfasst eine aktualisierte Biographie Rupert Lays und die Bibliographie.

Das Buch kann ab sofort beim Verlag direkt bestellt werden Bestelllink oder in allen Buchhandlungen und Buchhandelsplattformen unter ISBN: 978-3-7482-6268-8.

"Handle stets so, dass Du das personale Leben in Deiner Person als auch in der Person eines jeden anderen Menschen eher mehrst denn minderst".
Dieses Biophilie-Prinzip hat Rupert Lay entwickelt und stellt es ins Zentrum seiner Philosophie und seines Lebens. Die Liebe zum Leben – Biophilie – ist der Angelpunkt. Die biophile Ethik Rupert Lays orientiert Denken, Entscheiden und Handeln für die Zukunft des Lebens auf dem Planeten Erde. Handeln ist, im Gegensatz zum Verhalten, eine Folge des Wollens und Entscheidens. Beides ist eine Folge des Erkennens. Ethisch-verantwortetes Handeln muss dem Biophilie-Postulat entsprechen, wenn es für sich Realitätsorientierung beansprucht. Rupert Lay ist ein "Leitstern ethischer Orientierung" (managerseminare).

Prof. Dr. Rupert Lay, (Jg. 1929) war von 1967 bis 1997 Professor für Philosophie und Wissenschaftstheorie an der Jesuitenhochschule in Frankfurt am Main (St. Georgen); Mitglied des Jesuitenordens und Priester. Ab 1967 psychotherapeutische Tätigkeit und Praxis sowie seit 1968 Beratung und Coaching für Führungskräfte und Manager. 2000 Gründungsmitglied und Vorsitzender des Kuratoriums der gemeinnützigen Fairness-Stiftung.

"Rupert Lay im Kuratorium"

08.02.2019 11:20
Werden Sie von Algorithmen fair beurteilt?
Von der Kreditvergabe über das Aufspüren von Anschlagsplänen bis hin zu einem Sozialkredit-System in China – Algorithmische Entscheidungssysteme kommen immer öfter zum Einsatz. Sie durchforsten große Datensätze und nehmen Bewertungen vor. Doch welche Rolle spielen Qualität und Fairness?

Wie unterscheiden sich gute und schlechte Algorithmische Entscheidungssysteme? Wie muss ein Rechtsstaat sie gestalten? Um diese Fragen geht es in einem interdisziplinären Forschungsprojekt »FairAndGood ADM« an der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK), das im Januar gestartet ist und das das BMBF für zwei Jahre mit rund 316.000 Euro fördert. Ein Team aus Politikwissenschaft, Informatik und Philosophie arbeitet eng zusammen. Prof. Dr. Georg Wenzelburger koordiniert das neue Vorhaben, das der Qualität und Fairness von algorithmischen Entscheidungssystemen auf den Grund geht.

Bis 2020 möchte China ein Sozialkredit-System aufbauen, das die Bevölkerung in allen Lebenslagen bewertet. Erfasst werden sollen etwa Daten zu Kreditwürdigkeit, Kaufverhalten, Arbeitsleistung, Straftaten und Verkehrsdelikten. Algorithmische Entscheidungssysteme, in Fachkreisen auch ADM-systems (Algorithmic decision making systems) genannt, durchforsten dazu riesige Datensätze, in denen Verhaltensmuster von Menschen erfasst sind, und berechnen daraus für jeden Menschen eine Punktzahl als individuelle Bewertung.

Solche Verfahren kommen aber auch anderen Orts zum Einsatz, etwa wenn Banken Kredite vergeben, Sicherheitsbehörden Terroristen überwachen oder wenn Gerichte über vorzeitige Haftentlassungen entscheiden. Gegenüber dem Menschen haben diese Rechenprogramme einen klaren Vorteil: Systematisch durchsuchen sie Unmengen von Daten und spüren relevante Muster auf. Doch genau wie bei Menschen sind manche Systeme besser und andere schlechter darin, genaue Vorhersagen zu treffen.

Aber anhand welcher Qualitätskriterien treffen sie dabei eine Wahl? Woran erkennt man gute AMD-Systeme? Welche Rolle spielt Fairness dabei? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das neue Forschungsprojekt an der TUK. »Während ADM-Systeme zunehmend zur Entscheidung gesellschaftlich relevanter Fragen eingesetzt werden, hinkt die Forschung zu diesen Fragen noch hinterher«, sagt Politikwissenschaftler Professor Dr. Georg Wenzelburger, der das Vorhaben koordiniert. »Unsere Arbeit soll helfen, diesen Rückstand aufzuholen.«

Wenzelburger arbeitet dabei eng mit seinen Forscherkolleginnen Informatik-Professorin Dr. Katharina Anna Zweig und der Philosophin Professorin Dr. Karen Joisten zusammen. Sie werden sich zum einen mit den informatisch-mathematischen Grundlagen befassen, die für solche ADM-Systeme gelten, und unterschiedliche Maße für Qualität und Fairness auswerten. Zudem werden sie diese Verfahren aus ethischer Sicht beleuchten und anhand von Beispielen überprüfen, wie der politische Prozess aussieht, der zu solchen Systemen führt.

»Wenn wir solche Verfahren einsetzen, müssen wir uns über Bewertungsrichtlinien im Klaren sein«, fährt Wenzelburger fort. Das Team um den Kaiserslauterer Politikwissenschaftler wird unter anderem untersuchen, wie die Qualität solcher Systeme gemessen und wie die Fairness bewertet werden kann. Außerdem wird es sich mit den Fragen befassen, wie solche Kriterien beim Design dieser Systeme oder beim Kauf künftig eine Rolle spielen können.

Anhand von Fallbeispielen möchte der Politikwissenschaftler darüber hinaus untersuchen, wie der politische Prozess ausgesehen hat, der zur Entscheidung für das entsprechende ADM-System geführt hat. »Wir wollen klären, wie solche Prozesse aussehen müssen, um der Anforderung eines demokratischen Rechtstaates zu entsprechen«, sagt Wenzelburger. Dabei geht es unter anderem um die Frage, wie in Polen ADM-Systeme in Arbeitsämtern eingesetzt werden. Hier ermittelt ein Algorithmus die Leistungsfähigkeit von Arbeitslosen und errechnet einen Score, der das »Beschäftigungspotential« ausdrücken soll und Personen in drei Kategorien sortiert. Je nach Kategorie unterscheiden sich dann die arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, die die Person erhalten kann (zum Beispiel Weiterbildungsangebote und so weiter).

"Der Original-Beitrag der TU Kaiserslautern"

02.01.2019 10:40
Warum YouTube und Google lügen und mehr Fairness verhindern
EU-Grünenpolitikerin Helga Trüpel wirft YouTube und Google vor, eine Kampagne gegen die Reform des Urheberrechts zu fahren. Was sind die Hintergründe?

Frau Trüpel, stimmt es, dass Fußball-Fans bald keine Videos aus den Stadien mehr im Internet teilen dürfen?
Trüpel: Nein, das ist falsch.

YouTube behauptet, sein Angebot müsse bald abgeschaltet werden.
Trüpel: Das ist Blödsinn. YouTube wehrt sich gegen sogenannte Upload-Filter, mit denen Urheberrechtsverstöße verhindert werden sollen. Dabei haben Unternehmen wie Facebook diese seit zehn Jahren im Einsatz.

Aber Upload-Filter verhindern doch angeblich, dass Satire oder Parodien hochgeladen werden können?
Trüpel: Das ist Unfug. Im Übrigen haben es die zeitweise diskutierten Upload-Filter nie in die Vorlage geschafft.

Sie werden also nicht mehr gefordert?
Trüpel: Nein. Die Betreiber der Plattformen sind zwar verantwortlich dafür, dass ihre Inhalte ordentlich lizenziert werden. Wie sie das machen ist ihre Sache. Da gibt es viele Möglichkeiten. Von Upload-Filtern ist im Gesetzestext keine Rede mehr.

Warum brauchen wir denn eine Reform des digitalen Urheberrechtes?
Trüpel: Wir müssen dafür sorgen, dass das Internet nicht nur frei bleibt, sondern auch fair wird. Die digitale Revolution hat dazu geführt, dass Millionen von Songs, Bildern, Videos und Texten ins Internet hochgeladen werden, ohne dass deren Urheber etwas davon haben. Wir wollen und müssen diese Urheber schützen, weil es sonst nämlich niemanden mehr geben wird, der seine Werke anbietet.

Die Gegner sprechen dennoch von einer Zensur.
Trüpel: Die Angstkampagnen von YouTube und Google stecken voller Halbwahrheiten und Lügen. Die Reform wird nicht zur Zensur führen, sondern zur Lizenzierung. Anders gesagt: Wir wollen die Meinungsvielfalt im Netz sicherstellen, damit Künstler und Schaffende künftig auch von ihren Beiträgen leben können.

Warum sind die Konzerne dann so erbittert gegen die Pläne der EU?
Trüpel: Das Geschäftsmodell von Google, Facebook und anderen basiert darauf, dass sie gigantische Werbeeinnahmen mit Inhalten erzielen, die sie selbst nicht geschaffen haben. Die Reform soll dafür sorgen, dass ein angemessener Teil dieser Einnahmen denjenigen zugutekommt, die die Inhalte erstellen.

Mit der Reform wird auch die Position der Zeitungsverlage gestärkt.
Trüpel: Der Artikel elf soll sicherstellen, dass Presseverleger ihre Rechte für die kommerzielle Nutzung von Ausschnitten von Artikeln bei den News-Seiten-Betreibern durchsetzen können. Dazu müssen die Internet-Konzerne Lizenzverträge mit den Rechteverwertern abschließen. Auf diesem Wege profitieren auch die Autoren der Beiträge davon. Und das ist nur fair.

Das Interview führte Detlef Drewes, Korrespondent Brüssel der Augsburger Allgemeinen.

30.12.2018 12:00
2019
Wir wünschen Ihnen einen guten Start ins Neue Jahr,, stärkende und ermutigende Erfahrungen sowie allzeit ein Lächeln im Herzen! *****

Ihre Fairness-Stiftung ******
Dr. Norbert Copray und
Jutta Schmidt M.A. (Leitung)

02.07.2018 11:55
Chance für Whistleblower - Chance für Fairness
Gemeinsam mit internationalen Medienunternehmen suchen DIE ZEIT und ZEIT ONLINE nach Whistleblowern aus der Technologieindustrie. Von dort heißt es: „Die Technologiebranche hat uns eine Vielzahl neuer Möglichkeiten eröffnet und unser Leben verändert. Big-Data-Unternehmen verfügen über gewaltigen Einfluss und kennen manche unserer persönlichsten Geheimnisse. Zum Teil arbeiten die Unternehmen eng mit Geheimdiensten zusammen oder mit anderen Firmen aus der Privatwirtschaft. Dabei entwickeln sie einen immer stärkeren Einfluss auf demokratische Prozesse.

Besitzen Sie Informationen, wonach ein Technologieunternehmen etwas Falsches tut oder mit seinen Daten nicht korrekt umgeht? Sind Sie nach nach bestem Wissen und Gewissen davon überzeugt, dass die Öffentlichkeit Schaden nimmt, dass sie ausgenutzt oder hinters Licht geführt wird?

Dann wollen wir von Ihnen hören, und zwar unabhängig davon, ob die fraglichen Daten auf sozialen Medien genutzt werden, für Marketingzwecke, im Gesundheitswesen, der Strafverfolgung, für Maschinelles Lernen, Künstliche Intelligenz oder andere Zwecke. Whistleblower könnten Erkenntnisse zu gemeinhin falsch verstandenen oder fragwürdigen Praktiken beisteuern und beispielsweise erklären, warum Unternehmen sich für bestimmte Produkt-Updates entschieden haben und wie sich diese für den Verbraucher auswirken.

In den vergangenen Jahren sind Bedenken laut geworden, dass Technologiefirmen Nutzer manipulieren, Daten missbrauchen oder auf unangemessene Weise Kinder ins Visier nehmen. Firmen und Regierungen wurde vorgeworfen, Big Data dazu zu nutzen, demokratische Prozesse zu manipulieren. Technologieunternehmen sollen autoritären Regimen dabei geholfen haben, kritische Stimmen zu unterdrücken. Derartige Handlungen werfen ernsthafte Fragen auf: Wie reagieren digitale Plattformen auf die zunehmende Verbreitung von Fake News, wie setzen sie sich gegen staatliche Einmischung zur Wehr?

Sind Sie nach gutem Glauben davon überzeugt, dass die Öffentlichkeit Schaden nimmt, dass sie ausgenutzt oder hinters Licht geführt wird? Dann wollen wir von Ihnen hören. Ein guter Hinweis basiert nicht auf Gerüchten und Spekulationen, sondern er enthält spezifische Beweise für ein Fehlverhalten. Sie wollen ein Schlaglicht auf einen Bereich werfen, der für unser Leben relevant ist und mit Big Data zu tun hat? Wir wollen von Ihnen hören.

Sie möchten, dass Ihre Geschichte Gelegenheit erhält, ein globales Publikum von mehr als 46 Millionen Lesern in drei Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch) zu erreichen? Dann vergessen Sie nicht, "Big-Data-Aufruf" dazu zu schreiben, wenn Sie Kontakt zu uns aufnehmen.

The Signals Network
Die Zeit und ZEIT ONLINE, Mediapart, The Daily Telegraph, The Intercept und WikiTribune arbeiten zusammen mit dem Signals Network, einem gemeinnützigen Unternehmen aus den USA, das zu Recherchen anregen und diese erleichtern will. Diese investigativen Recherchen sollen tiefgehend und mithilfe von Whistleblowern über die Ideale von Transparenz und öffentlicher Rechenschaftspflicht berichten und so das öffentliche Interesse am Thema Big Data steigern.
Das Signals Network ist eine unabhängige Stiftung. Sie unterstützt Medien-Kooperationen, um die gesellschaftlichen Auswirkungen ihrer Recherche-Ergebnisse zu maximieren und ausgesuchten Whistleblowern Unterstützung zukommen zu lassen.

Wie können Whistleblower den Big-Data-Aufruf beantworten?
Wenn Sie möchten, dass Ihre Geschichte über die kombinierte Reichweite der beteiligten Medien ein globales Publikum erreicht, vergessen Sie bitte auf keinen Fall, die Worte "Big-Data-Aufruf" in Ihre Kontaktanfrage zu schreiben.
Die Medien des "Big-Data-Aufruf" erreichen Sie über die verschlüsselte App Signal unter: (001) 646 846 0596.

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whistleblower [@] zeit [.] de
lanceurdalerte [@] mediapart [.] fr
whistleblower [@] telegraph [.] co [.] uk
whistleblower [@] theintercept [.] com
whistleblower [@] wikitribune [.] com
lanceurdalerte [@] mediapart [.] fr

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46DA 8CB6 62C3 9B03 50B1 B769 A74A 822E A650 CA94

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Bedenken Sie dabei bitte, dass die amerikanische Post die Informationen aller Sendungen speichert, die durch das Postsystem versandt wird. Dazu zählt der Ort, von dem aus Sie Ihr Paket verschicken, und möglicherweise auch eine Probe Ihrer Handschrift. Sollten Strafverfolgungsbehörden Ihr Paket kontrollieren, bevor es uns erreicht, werden sie alles sehen können, was Sie uns schicken. Außerdem bekommen sie möglicherweise Ihre Fingerabdrücke sowie in Dokumenten enthaltene Informationen, beispielsweise Tracking Dots von Druckern.
Werfen Sie Ihre Sendung ohne Absender-Adresse in einen öffentlichen Briefkasten ein (nicht von Zuhause, dem Arbeitsplatz oder einem Postamt verschicken!).

Die Zeit / ZEIT ONLINE
z. Hd. Karsten Polke-Majewski
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France
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United Kingdom
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USA
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38 Berkeley Square
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United Kingdom
An diesem Aufruf sind folgende Journalisten beteiligt:
DIE ZEIT: Holger Stark, Karsten Polke-Majewski, Sascha Venohr, Kai Biermann
Mediapart: Yann Philippin, Fabrice Arfi
The Daily Telegraph: Claire Newell
The Intercept: Sam Biddle, Micah Lee
WikiTribune: Jack Barton"

05.07.2017 17:55
Fairness - der Film über Gerechtigkeit und Ungleichheit
Warum akzeptieren wir Ungleichheit und soziale Ungerechtigkeit auf so vielen Ebenen?

Warum akzeptieren wir Ungleichheit? Und unter welchen Bedingungen akzeptieren wir Ungleichheit? Mit diesen Fragen startet der neue, sehenswerte Kinofilm „Fairness. Zum Verständnis von Gerechtigkeit“ in die Facettenvielfalt von Gerechtigkeit und Fairness. Ist Fairness angeboren oder erlernt? Kann faires Verhalten gefördert werden? Welche Reaktionen lösen Benachteiligung bzw. Ungleichbehandlung aus?

Es wird schnell deutlich, dass – je nach Blickwinkel – die Begriffe Fairness und Gerechtigkeit unterschiedlich genutzt werden und nicht immer die Sachverhalte sauber voneinander trennen. Das macht den Film aber so dicht und so lebendig, denn es geht darin nicht so sehr um begriffliche Genauigkeit als vielmehr darum, eine Vielzahl von praktischen Anwendungsbereichen (z. B. in Erziehung, Bildung, Politik, Wirtschaft, Recht) zu beleuchten und auch kulturelle sowie historische Hintergründe zu berücksichtigen. So spielen unter anderem auch folgende Aspekte eine wichtige Rolle: Wie erleben wir Wettkampfsituationen und wie finden wir zu unseren Entscheidungen? Ist ein Protagonist hilfreich oder gemein und welche Rolle spielen Belohnung und Bestrafung? Was macht ein starkes Leistungsprinzip und starkes Konkurrenzdenken mit uns und wann stellen wir die Kooperation ein?

Das sind zentrale Fragen, die die Dokumentation FAIRNESS zu beantworten versucht. Anfänglich mit einigen überraschenden, sozialen Experimenten, die andeuten, dass unsere Bereitschaft ungleiche Systeme zu unterstützen, weit größer ist als wir oft zugeben mögen. Die Filmemacher besuchen verschiedene Länder um zu sehen, wie ganze Wirtschaften verändert wurden, damit sie mit mehr Gerechtigkeit funktionieren.

Der Film untersucht unser Verständnis von Gerechtigkeit und was es braucht, um ein unfaires System zu ändern. Dabei werden sowohl Ungleichheiten in den Gebieten Wirtschaft, Politik und Soziales aufgegriffen, um einen Denkanstoß und einen aktuellen Blick darüber zu geben, was Gleichheit tatsächlich für uns bedeutet.

Die Fairness-Stiftung sieht Gerechtigkeit (Justice) als Oberbegriff, der einen weiten, theoretischen, ethischen Horizont spannt. Fairness ist eine Ableitung, eine Gerechtigkeits-Derivat, das stärker die praktische Alltagsanwendung in den Blick nimmt und für Menschen leichter intuitiv verständlich und praxisnäher zu handhaben ist.

Gleichwohl: Der Film fördert das Fairness-Bewusstsein und –Verständnis, trägt globale und regionale Fairness-Erkenntnisse zusammen und regt dazu an, sich vertiefter mit Fairness zu befassen. Die Relevanz der Fairness für das örtlich und globale Zusammenleben – auch mit Tier und Umwelt – kann nicht hoch genug für die Zukunft der Menschheit und des Planeten eingeschätzt werden.

Ein Fazit des Filmes ist, dass Fairness eine Entwicklungsaufgabe der Menschheit sei und deswegen der Kampf um Fairness nie zu Ende gehe. In einem Experiment verzichtet ein Kind mehrfach auf einen persönlichen Vorteil, was in der Auswertung für einen stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn spricht. Berührend endet der Film mit einem Blick auf die nächste Generation: Kinder klagen weltweit vor Gericht Fairness ein, damit auch sie noch Ressourcen zum Leben haben werden. Der Film lehrt, dass es sich lohnt, an diesem Thema dran zu bleiben.
Der Originaltitel des Films ist: The Price of Fairness. Produktionsland/-jahr: UK 2017. Regie: Alex Gabbay. Sprache: Englisch mit deutschen Untertiteln. Seit 29. Juni 2017 in deutschen Programmkinos.

Sehr empfehlens- und sehenswert!

"Der Film Fairness am Start"

"Trailer des Doku-Films Fairness auf Youtube"

Jutta Schmidt und Norbert Copray

27.09.2016 15:33
Cyber-Grooming: Wie Missbrauch online beginnt
Cyber-Grooming betrifft nicht nur Kinder. Doch sie sind dieser Internet-Masche und Online–Falle besonders aufgeliefert. Daher bringt die ARD über Cyber-Grooming am Mittwoch (28.9.) einen Themenabend mit Spielfilm – währenddessen läuft ein Live-Chat - und anschließend eine Diskussion. Cyber-Grooming heißt die onlinebasierte Anbahnung des sexuellen Missbrauchs oder finanzieller Ausbeutung. Erwachsene tarnen sich mit falschen Identitäten und erschleichen sich das Vertrauen ihrer Opfer. Das Tatmotiv: Geld oder Sex. So werden Kinder, die in vermeintlich harmlosen Chatrooms Kontakte suchen, Opfer sexuellen Missbrauchs. Kriminalisten nennen es Cyber-Grooming. Oder es trifft Singles, die in sozialen Netzwerken oder Dating-Portalen nach Partnern suchen. Sie werden von Betrügern ausgenommen, die ihnen Liebe oder Sex versprechen, aber am Ende nur auf Geld aus sind.

Der Kriminologe Thomas-Gabriel Rüdiger sagt sarkastisch, „das Netz ist ein Geschenk Gottes an die Straftäter". Besonders das Cyber-Grooming mit Kindern habe sich in jüngster Zeit extrem ausgebreitet. „Praktisch jedes Kind hatte im Internet bereits mit einem Täter Kontakt, oft auch ohne es zu wissen", glaubt der Kriminologe, der seit Jahren vor Straftäter fühlen sich in der Anonymität sicher. Tatsächlich werden die meisten Delikte nicht zur Anzeige gebracht, berichtet Thomas-Gabriel Rüdiger. den Gefahren für Kinder im Internet warnt. Die Er ist am Themenabend in der TV-Diskussion dabei.

Mehr und ausführlichere Information mit Beratungsangeboten finden Sie unter
"Was ist Cyber-Grooming und was kann man tun?

"Was sind Cyber-Mobbing und Sexting?"

"Wie Eltern Kinder vor Cyber-Grooming schützen können"




05.02.2015 13:17
Digitale Putzteufel für guten Ruf im Web
Guter Ruf ist Gold und Geld wert, besonders im Internet. Einen guten Ruf baut man nur in Jahren und Jahrzehnten auf. Er kann jedoch in Sekundenschnelle ruiniert werden durch Aktivitäten im Internet. Durch fremde und eigene. Dagegen bieten sich Firmen für die Webreputation in Form von Löschagenturen an. Diese digitalen Putzteufel löschen im und pro Auftrag zu 30 bis 200 € Einträge aller Art im Internet.

Denn „das Netz vergisst nichts“. Was Menschen bei Bewerbungen, Geschäftsanbahnungen und Akquiseaktivitäten, Partnerportalen und anderen Gelegenheiten auf die Füße fallen kann. Oder eben den Ruf ruinieren. Die Stiftung Warentest wollte es genauer wissen: „Testpersonen streuten kompromittierende Fotos und peinliche Kommentare in Foren und sozialen Netzwerken. Monate später versuchten sie, alles wieder zu löschen – eigenhändig und durch drei spezialisierte Agenturen. Ergebnis: Mit Hartnäckigkeit und Zeit lassen sich einige Spuren verwischen, komplett löschen ist schwieriger.

Bei den sozialen Netzwerken Instagram, Facebook, Google+, Youtube und Twitter nutzten die Tester die systemeigenen Meldefunktionen für unerwünschte Texte und Fotos auf fremden Profilen. Bis auf Twitter reagierten alle geprüften Portale wie versprochen. Die Verknüpfungen von beanstandeten Beiträgen zum eigenen Profil wurden gelöscht. Damit erreichten die Tester mehr als die beauftragten Agenturen. Nicht gelöscht wurden die eigentlichen Beiträge im fremden Profil. Weigert sich der Autor, bleibt hier nur der Rechtsweg.

In Foren ohne Löschfunktion versuchten die Tester, per Mail an den Betreiber eine Löschung zu erwirken. Die beauftragten Agenturen verlangten dafür zwischen 30 und mehr als 200 Euro pro Beitrag. Sowohl Tester als auch Agenturen waren ähnlich erfolgreich. Nur Gutefrage.net weigerte sich zunächst, Beiträge zu löschen oder zu anonymisieren. Auf eine erneute Anfrage reagierte das Portal dann radikaler als erwünscht: Alle Beiträge wurden anonymisiert und der Testkunde verlor seinen Zugang“.

Jonas Rest von der Frankfurter Rundschau berichtet: „Revolvermänner hat Christian Scherg seine Agentur genannt. Beauftragt wird sie von denjenigen, denen nicht gefällt, was sie im Netz über sich finden: Manager, Politiker, TV-Moderatoren. Scherg macht sich dann mit seinen 15 Mitarbeitern und einem weit verzweigten Netzwerk von Zulieferern daran, für sie im Internet aufzuräumen.

Eine ganze Branche hat sich darauf spezialisiert, mit dem schlechten Ruf im Netz ein Geschäft zu machen. Online-Reputationsmanager nennen sich die virtuellen Reinemacher. Revolvermann Scherg hat es nach ganz oben geschafft. Ihn beauftragen Klienten, denen es nichts bringen würde, nur einzelne Links zu entfernen. Die meisten der Kunden, die ihn beauftragen, stehen im Rampenlicht. Namen kann er nicht nennen, aber das Bettina Wulff dazu gehöre sei bekannt, sagt Scherg.

Wer ihn beauftragt, muss es sich leisten können. Die Kosten richten sich nach der Schwere des Falls, aber mit einigen tausend Euro im Monat müssen Klienten schon rechnen, und das auch nicht nur über ein paar Monate, sondern über einen Zeitraum von einigen Jahren. „Anders geht es nicht“, sagt Scherg. „Es bringt nichts, mit digitaler Schminke über die Verfehlungen der Vergangenheit drüber zu gehen und zu glauben, das sei dann beseitigt. Man kann versuchen, einen Eisberg unter die Wasseroberfläche zu drücken, aber am Ende taucht er doch wieder auf.“

Um wirklich etwas zu ändern, benötige man hingegen einen langen Atem. Dann könne man auch die automatische Vervollständigung von Google manipulieren. „Google Autocomplete Management“ nennt Scherg das Produkt, das seine Agentur dafür anbietet. Taucht etwa der Suchvorschlag „Betrug“ neben einem Namen auf, schafften die Revolvermänner Web-Inhalte, bei denen der Namen in Kombination mit einem weiteren Wort mit dem Anfangsbuchstaben „B“ auftaucht, so Scherg. Dann sorgten sie mit vorgeblichen Suchanfragen nach der Kombination dafür, dass es irgendwann zu dem Unternehmer keine Vorschläge mehr mit dem Begriff „Betrug“ gebe.

Doch das steht erst am Ende. Zunächst beginnt Schergs Team damit, für seinen Klienten eine neue Geschichte zu entwickeln. Repositionierung nennt Scherg das. Der Betrüger wird zum Experten, der aus einem Fehltritt gelernt hat. Den Fakt des Betrugs kann Scherg zwar nicht auslöschen. Aber er kann dafür sorgen, dass die Person in einem neuen Licht erscheint, der Betrug von der Überschrift über der Person zu einer Fußnote wird – kaum wahrgenommen, von anderen Suchergebnissen verdrängt.

Die Image-Korrektur ist nicht bei allen möglich. Manchmal muss Christian Scherg seinem Klienten mitteilen, dass seine Prüfung ergeben hat, dass Realität und gewünschte Reputation im Netz so weit auseinanderklaffen, dass Scherg den Auftrag für nicht zu erledigen hält. Bei manchen fürchtet Scherg auch um die eigene Reputation.

Ausgerechnet die Reputation vieler Online-Reputationsagenturen ist nämlich stark angeschlagen. Beispiel: Web-Killer.de. Wenn man nach dem Dienst im Netz sucht, findet man unter den ersten Ergebnissen Website-Einträge, die sich darüber empören, dass der Dienst schon mal im Auftrag eines bereits gesuchten Betrügers gearbeitet hat. Für ihn hat Web-Killer verschiedene Verbraucherschutz-Websites abgemahnt, die vor der betrügerische Masche von einigen vorgeblichen Online-Shops warnen. Web-Killer entschuldigte sich, nachdem der Dienst genauer überprüft hatte, für wen er da eigentlich arbeitete. Immer wieder fliegen zudem Online-Reputationsmanager auf, die Wikipedia-Websites manipulieren.

Auch Christian Keppel, Geschäftsführer von Dein-guter-Ruf.de, kennt die Anfragen zwielichtiger Personen. Besonders Rechtsextreme wollten immer wieder die Spuren ihrer Gesinnung verwischen. „Das bearbeiten wir nicht, aus Überzeugung“, sagt er. Keppels Dienst beschäftigt inzwischen 13 Mitarbeiter, gegründet hat er ihn bereits 2007. In Europa war er damals der Erste, sagt er, nur in den USA gab es noch eine Website, die so etwas anbot. Seitdem hat er viele Konkurrenten wieder untergehen sehen. „Es sind viele Einzelpersonen, die unterschätzen, das man sich in sehr vielen Bereichen auskennen muss.“

Keppel entfernt bereits ab 29,95 Euro die Löschung eines Eintrags. Fällig wird die Zahlung – wie bei anderen Anbietern auch – selbst dann, wenn die Agentur nicht erfolgreich ist. Keppel sagt, seine Erfolgsquote liege bei 85 Prozent. Drei bis vier Wochen dauere es im Durchschnitt, bis etwas von einer Website entfernt ist. Wenn das nicht möglich ist, bleibe keine andere Wahl, als die Ergebnisse langsam zu verdrängen.

Manchmal stoßen Scherg und Keppel auf andere, die mit der Reputation im Netz Geld verdienen. Allerdings auf andere Weise. In die Schlagzeilen geriet das Portal Gomopa, das sich mit Firmen am grauen Kapitalmarkt beschäftigt. Ihm wurde vorgeworfen, Firmen mit Negativ-Berichten zur Zahlung von mehreren hunderttausend Euro zu erpressen. Der Betreiber bestreitet das.

Scherg sagt, er stoße regelmäßig auf Anbieter, deren Vertriebsmodell darauf basiere, andere unter Druck zu setzen. Bewertungsportale etwa, bei denen alle ihren Arbeitgeber oder einen Arzt bewerten können – die Bewerteten aber erst antworten können, wenn sie ein Abo abschließen.

Besonders kompliziert wird es bei Foren, die keine Löschfunktion anbieten. In diesem Fall sollte man zunächst versuchen, eine Mail an den Betreiber zu schicken, und um Löschung oder Anonymisierung bitten. Die Mail-Adresse findet sich im Impressum, ansonsten kann man bei Webverzeichnissen wie Whois.com suchen. Eine kurze Begründung erhöht die Erfolgsaussicht.

Wenn ein Urheber ein Bild, ein Video oder einen Text trotz Meldung nicht löscht, bleibt nur der Rechtsweg. Grundsätzlich haben Bürger im Internet denselben rechtlichen Schutz wie offline. Das bedeutet: Es darf niemand Unwahrheiten oder Beleidigungen über eine Person verbreiten, es dürfen ohne Zustimmung auch keine wahren Tatsachen aus der Privatsphäre verbreitet werden, die Persönlichkeitsrechte verletzen“.

Merke: Mit der Fairness im Internet ist es nicht gut bestellt. Das zeigen auch Shitstorms allenthalben.
Die Arbeit solcher Löschagenturen und Webreiniger scheint bisweilen notwendig. Doch auch diese arbeiten nicht immer transparent. Ohne verbesserte Rechtsordnung für das Internet bleibt es dabei: Erst nachdenken, dann Inhalte einstellen. Und wer genug Knowhow oder Finanzmittel hat, kann sich bei Bedarf im Web Re-Positionieren oder eine neue Reputation aufbauen lassen.

"Wie im Web für den guten Ruf geputzt wird"

"Was Stiftung Warentest zu den Löschagenturen herausfand"

05.11.2013 16:15
Journalismus und Fairness brauchen einander
Die Verbindung zwischen Medien und Transparenz, zwischen Journalismus und Fairness stand im Mittelpunkt der öffentlichen Veranstaltungen der Fairness-Stiftung in 2013.


Mit einer fulminanten Laudatio bei der Verleihung des Deutschen Fairness Preises 2013 an den WDR-TV-Redakteur Detlef Flintz und mit einem exzellenten Vortrag beim Internationalen Fairness-Forum 2013 hat Prof. Dr. Claus Eurich vom „Institut für Journalistik“ an der TU Dortmund für Höhepunkte bei den diesjährigen Veranstaltungen der Fairness-Stiftung gesorgt. Der brilliant in freier Rede argumentierende Journalistikprofessor Eurich vermochte es, dass zahlreiche Publikum ebenso zu erreichen wie er den Preisträger ehrte. Eine seiner Grundthesen: Ohne Journalismus keine Fairness und keine Transparenz. Qualitativer Journalismus ist eine Voraussetzung und Stütze für Demokratie und Fairness, wie ohne Demokratie und Fairness auch kein qualifizierter Journalismus möglich ist.

Zum Fairness-Initiativpreis 2013 führte Dr. Norbert Copray, geschäftsführender Direktor der Fairness-Stiftung, ein Gespräch mit Vorstand Ulrike Garanin, die den diesjährigen Preis für Joblinge e.V. entgegennahm. Anschließend verlas die Rechtsanwältin Irene Thiele-Mühlhan, stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums der Fairness-Stiftung, die Preisurkunde und überreichte den Preis. Mit einer kleinen Rede bedankte sich Ulrike Garanin.

Prof. Dr. Karl-Heinz Brodbeck stellte den Inhalt der Urkunde zur Verleihung des Deutschen Fairness Preises 2013 an Detlef Flintz vor und überreichte die schwere Bronze-Preis-Medaille. In seinem Dankeswort bezog der Preisträger seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie seine Frau mit ein.

Im Vortrag beim Internationalen Fairness-Forums 2013 befasste sich Prof. Dr. Claus Eurich mit der Frage: „Was können Journalismus und Medien für Transparenz und Fairness (nicht) leisten?“. Das Fairness-Forum wurde mit einem Podiumsgespräch zwischen ihm, Dr. Antje Schrupp (Chefredakteurin vom „Evangelischen Frankfurt“) und Detlef Flintz abgerundet, bei dem vornehmlich die zahlreichen Fragen aus dem Publikum besprochen und beantwortet wurden, die auf Karten handschriftlich ans Podium zugereicht werden konnten.

Sehen Sie selbst:
"Videos von Veranstaltungen der Fairness-Stiftung"

12.09.2013 09:18
Deutsche Fairness Preis an Detlef Flintz
Detlef Flintz, WDR-Redakteur, Filmemacher, Journalist, Dozent und Autor, erhält den Deutschen Fairness Preis 2013. Dies teilte das Kuratorium der Fairness-Stiftung in Frankfurt mit. Detlef Flintz wird dadurch für sein Engagement zu Gunsten von Fairness-Qualität in Gesellschaft und Wirtschaft geehrt. Der Erfinder, Entwickler und verantwortliche Redakteur des ARD-MarkenChecks ist auf vielfältige Weise durch seine Arbeit dafür eingetreten, Unfairness aufzudecken, zu überwinden und Impulse zu setzen, Fairness-Praxis zu verbessern. Nach der Preisverleihung am 26.10.2013 lotet er zusammen mit dem Laudator, Prof. Dr. Claus Eurich vom Institut für Journalistik an der TU Dortmund und der Kolumnistin, Autorin und Journalistin Mely Kyiak aus, worin die Chancen und Grenzen von Medien bestehen, Fairness in der Gesellschaft zu stärken.
Wer an der Preisverleihung und an der Podiumsdiskussion als Gast teilnehmen möchte, schaue ins Programm und nutze den dortigen Anmeldebogen. Die kostenfreie Plätze sind begrenzt und werden in der Reihenfolge des Anmeldeeingangs berücksichtigt.

"Programm und Anmeldung zu Preisverleihung und Podium"

12.09.2013 09:17
Deutsche Fairness Preis 2013 an Detlef Flintz, WDR-Redakteur
Detlef Flintz, WDR-Redakteur, Filmemacher, Journalist, Dozent und Autor, erhält den Deutschen Fairness Preis 2013. Dies teilte das Kuratorium der Fairness-Stiftung in Frankfurt mit. Detlef Flintz wird dadurch für sein Engagement zu Gunsten von Fairness-Qualität in Gesellschaft und Wirtschaft geehrt. Der Erfinder, Entwickler und verantwortliche Redakteur des ARD-MarkenChecks ist auf vielfältige Weise durch seine Arbeit dafür eingetreten, Unfairness aufzudecken, zu überwinden und Impulse zu setzen, Fairness-Praxis zu verbessern. Nach der Preisverleihung am 26.10.2013 lotet er zusammen mit dem Laudator, Prof. Dr. Claus Eurich vom Institut für Journalistik an der TU Dortmund und der Kolumnistin, Autorin und Journalistin Mely Kyiak aus, worin die Chancen und Grenzen von Medien bestehen, Fairness in der Gesellschaft zu stärken.
Wer an der Preisverleihung und an der Podiumsdiskussion als Gast teilnehmen möchte, schaue ins Programm und nutze den dortigen Anmeldebogen. Die kostenfreie Plätze sind begrenzt und werden in der Reihenfolge des Anmeldeeingangs berücksichtigt.

"Programm und Anmeldung zu Preisverleihung und Podium"

12.09.2013 09:16
Deutsche Fairness Preis 2013 an Detlef Flintz, WDR-Redakteur
Detlef Flintz, WDR-Redakteur, Filmemacher, Journalist, Dozent und Autor, erhält den Deutschen Fairness Preis 2013. Dies teilte das Kuratorium der Fairness-Stiftung in Frankfurt mit. Detlef Flintz wird dadurch für sein Engagement zu Gunsten von Fairness-Qualität in Gesellschaft und Wirtschaft geehrt. Der Erfinder, Entwickler und verantwortliche Redakteur des ARD-MarkenChecks ist auf vielfältige Weise durch seine Arbeit dafür eingetreten, Unfairness aufzudecken, zu überwinden und Impulse zu setzen, Fairness-Praxis zu verbessern. Nach der Preisverleihung am 26.10.2013 lotet er zusammen mit dem Laudator, Prof. Dr. Claus Eurich vom Institut für Journalistik an der TU Dortmund und der Kolumnistin, Autorin und Journalistin Mely Kyiak aus, worin die Chancen und Grenzen von Medien bestehen, Fairness in der Gesellschaft zu stärken.
Wer an der Preisverleihung und an der Podiumsdiskussion als Gast teilnehmen möchte, schaue ins Programm und nutze den dortigen Anmeldebogen. Die kostenfreie Plätze sind begrenzt und werden in der Reihenfolge des Anmeldeeingangs berücksichtigt.

"Programm und Anmeldung zu Preisverleihung und Podium"

05.12.2012 16:11
Wie Casting- und Talkshows um die Realität betrügen
Bohlen, Klum und Katzenberger spielen die Hauptrolle in "Hohle Idole“. So der Titel der Studie von Bernd Gäbler für die Otto Brenner-Stiftung. Sie zeigt, warum diese „Ikonen“ besonders bei Jugendlichen so erfolgreich sind.

"Bohlen, Klum und Katzenberger werden als Ikonen einer neuen „Ökonomie der Aufmerksamkeit“ vorgestellt", heißt es in Gäblers Studie, "die allgemeine Tendenzen des Unterhaltungsfernsehens verkörpern. Während diese Fernsehformate spielerisch Ratschläge für ein erfolgreiches Leben zu geben scheinen, vermitteln sie direkt oder indirekt Normen, Werte und Haltungen, die tief in den Alltag besonders von Jugendlichen wirken. Bohlen, Klum und Katzenberger treffen zielgenau auf die soziale Unsicherheit jugendlicher Zuschauer. Das heimliche Curriculum stimmt nachdenklich: Was zählt, sind Äußerlichkeiten. Selbstvermarktung und Design treten an die Stelle von Substanz, Kompetenz und Qualifikation. Die Dramaturgie der Sendungen wird schonungslos entziffert, die Protagonisten von Casting-Shows und Doku-Soap werden als „Hohle Idole“ kritisier".

Gäbler stellt exemplarisch fest zum Stichwort Macht: „Würden wir die Konstellation der Mitwirkenden an einer Casting-Show als Machtgefüge deuten, verfügten die Kandidaten über die geringste Macht: Sie tragen vor, sie liefern sich aus, sie sind immer nur Objekt der Beurteilung.“

Zum Stichwort Sexismus: „Symptomatisch für den Umgang von 'Germany's next Topmodel' mit den Körpern ist das immer wieder gern genommene „Body-Painting“. Es erlaubt, die jungen weiblichen Körper nackt zu zeigen, aber doch
so zu tun, als seien sie bedeckt.“

Zum Stichwort Inszenierung: „Es ist das Fernsehen, das erst die Wirklichkeit ersinnt, über die es hinterher 'dokumentarisch' berichtet.“

Vo seiner Casting-Studie hat Gäbler eine beachtenswerte Talkshow-Studie verfasst. Talkshows sind allgegenwärtig. Aber sind sie menschen- und sachgerecht? Tragen sie zur Willensbildung, zur Information, zur Debatte, zum fairen Umgang miteinander bei?

Daran gibt es erhebliche und begründete Zweifel. Das belegt eine „Talkshow-Studie, die Bernd Gäbler erstellt hat. Der Journalist, ehemalige Geschäftsführer des Adolf-Grimme-Institut und Medienkolumnist auf Stern online sind in den Talkshows keine wirkliche Bereicherung der Informationslage, der Bildungs- und Kulturlandschaft, des politischen Diskurses.

In seiner Studie heißt es unter anderem: „Kontroversen werden in der Regel nicht rationalisiert, sondern psychologisiert. Komplexe Entscheidungen werden gerne auf Ja/Nein-Schemata „heruntergebrochenen“. In erschütternder Penetranz diskutieren die immer wieder gleichen Gäste in sich wiederholenden Konstellationen. Nicht die Logik des Arguments zählt, sondern der sympathische Gesamteindruck.

Die Gäste müssen fernsehgerecht agieren, also beharrlich bei ihrer Meinung bleiben, die sie sicher verlautbaren. Sie müssen schlagfertig sein und auf Pointe hin sprechen können. Im Zweifelsfall ist der Show-Wert wichtiger als die Kompetenz. Die Talkshows haben Nachfrage geschaffen für den Typus des „unterhaltsamen Politikers“. Sie prägen wesentlich das Image einzelner Politiker. Sie sind - freilich nicht risikofreie -Bühnen für deren Selbstinszenierung. In der Regel verdeutlicht die Talkshow, ob ein Diskutant selbstbewusst und dominant auftritt oder unsicher ist und sich in die Enge treiben lässt. Die Kluft zwischen Politik-Darstellung und realer Verhandlungs- und Entscheidungspolitik wird
größer.

Wichtige gesellschaftliche Akteure wie Wirtschaftslenker, bedeutende Künstler oder junge Wissenschaftler, praktische Reformer und selbst Bürgermeister von Großstädten kommen nicht vor. Stattdessen sind einige alte Männer (Arnulf Baring, Hans-Olaf Henkel) als „Talkshow- Mobiliar“ allgegenwärtig. Andere werden reflexhaft zu bestimmten Themen eingeladen (Lauterbach – Gesundheit; Fussek – Pflege; Siggelkow - Armut; Pfeiffer – Jugendgewalt). „Meinungs-Slots“ müssen „gefüllt“ werden. Wie ein „one trick pony“ (Robert Pfaller) soll der Gast die festgelegte Rolle konsequent durchhalten und dabei „authentisch“ wirken.

Die Lebendigkeit der Talkshows resultiert im wesentlichen aus den redaktionellen Dramaturgien. Trotz unterschiedlicher Akzentsetzungen im Einzelnen – von der Arena bis zum Zirkus - verlaufen sie meist nach dem Schema von Konflikt und Konsens. Zuerst wird der Konflikt in einem Dualismus extremer Positionen verdeutlicht, dann folgt der Appell zur Versöhnung und Zusammenarbeit. Durch viele einzelne Elemente und Gimmicks – vom „Einspielfilm“ bis zum „Anklatscher“ - wird einer meist schnell redundanten Debatte immer wieder neuer Schwung verliehen. Wechselseitige Überzeugung, Nachdenklichkeit, sich verändernde Auffassungen, die Freude am Austausch der Argumente – also alles das, was einen voraussetzungslosen freien Disput ausmachen würde – spielt in der Polit-Talkshow kaum eine Rolle“.

Und erst damit kann Fairness ins Spiel kommen und die Befassung mit einem Thema menschen- und sachgerecht und damit fair sein – oder eben auch nicht. Doch bei der Anlage der Talkshows überwiegt der unfaire Umgang mit dem Publikum, mit dem Thema, mit den beteiligten Personen, die meist lediglich Rollenstereotype erfüllen müssen.

Gäbler: „In jüngster Zeit lähmt nicht mehr so sehr der Partei-Proporz die Talkshows, sondern die ständige Inszenierung einer Zwei-Welten-Lehre zwischen Politik und Lebenswirklichkeit. Häufig sind allenfalls noch zwei von fünf Positionen mit Politikern besetzt. Meist vertreten sie Regierung und Opposition. Zwischentöne interessieren weniger. Die liebste Konstellation der Talkshows im letzten Vierteljahr lautete Union vs. Grüne. Gemessen an ihrer parlamentarischen Stärke ist die FDP über- die SPD unterrepräsentiert. Sozialdemokraten interessieren vor allem noch als sozialpolitische Kontrahenten zu Neoliberalen. In Kontroverse zu den Politikern treten oft Journalisten als Anwälte der Bürger auf. „Experten“ pro und contra ergänzen das Tableau. Brav spielen auch „Betroffene“ in den Talkshows die ihnen zugewiesenen Rollen. Ihre Auftritte sind eine Art „scripted reality“ für die
gehobenen Stände.

In den Talkshow-Redaktionen arbeiten clevere Optimierer. Ihre Kriterien sind Quote und Unterhaltungswert, nicht Neugier auf gesellschaftliche und politische Entwicklungen oder gar der Drang nach Aufklärung. Immer häufiger klammern sich die Talkshows als „Trittbrettfahrer“ an populäre Filme im Vorprogramm. Das Problem der Talkshows ist nicht, dass sie besser werden müssten, sondern dass sie an ihrer eigenen Routine und Orthodoxie zu ersticken drohen. (…)

Es kommt nicht darauf an, die Talkshow neu zu interpretieren oder die bestehenden
Formate noch weiter gemäß der Sehgewohnheiten zu optimieren, sondern endlich einmal
wieder zu experimentieren: mit konkreten Themen, Jugendforen, entscheidungsnahen
Diskursen, unorthodoxen Konstellationen oder sogar open-end-Debatten. Mehr Neugier, mehr
Filmkunst und neue Formen der Kombination von Reportage und Diskussion würden die
Bedeutung des Fernsehens für die politische Willensbildung unterstreichen“.

Und exemplarische Gesprächs- und Debattenkultur, die Menschen durch das Zuschauen lernen lässt, wie faire und sachgerechte Diskussionen aussehen und weiterbringen können. Es könnte die Gesprächs- und Kommunikationskultur im ganzen Land anregen und voran bringen. Und Casting-Shows, die demokratische und ethische Grundorientierungen in den Vordergrund stellen sowie zur Auseinandersetzung mit eigenen Gewohnheiten und Anforderungen eines humanen und zivilen Miteinanders thematisieren, würden junge Leute wichtige Impulse zur Entwicklung geben - anstatt lediglich auf konventionelle und modische Trends zu prägen.
http://www.otto-brenner-stiftung.de/uploads/tx_mpnews/2012_10_22_PM_Hohle_Idole.pdf
http://www.wdr5.de/sendungen/toene-texte-bilder/2012/november/hohle-idole-studie-ueber-tv-promis.html
http://kurier.at/kultur/medien/anpassung-und-gehorsam/1.296.403
http://www.heise.de/tp/artikel/37/37992/1.html



26.05.2009 11:40
Pressefreiheit und Fairness
Leitende Journalisten aus 29 europäischen Ländern haben in Hamburg am 25. Mai 2009 die Europäische Charta für Pressefreiheit verabschiedet. In zehn Artikeln fordert die Charta Schutz vor Überwachungen, Lauschaktionen und Durchsuchungen von Redaktionen und Computern sowie für den freien Zugang von Journalisten und Bürgern zu allen in- und ausländischen Informationsquellen.

Die Charta sei "ein richtiger und wichtiger Schritt auf dem Weg zu gleichen Rechten für alle Journalisten in Europa", erklärte Michael Konken, Bundesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbands DJV. Zensur und Repressalien gegen Journalisten dürften nicht ausgeübt werden.
Verstöße gegen die Pressefreiheit seien eher die Regel als die Ausnahme, so Konken. Beispiele dafür seien staatlich angeordnete Bespitzelungen aufgrund geltender Sicherheitsgesetze in Deutschland oder wirtschaftlicher Druck gegen regierungskritische Medien in Italien.

Die Charta soll der EU-Kommission in Brüssel offiziell vorgelegt werden, "um ihr in der Gemeinschaft Geltung zu verschaffen und ihre Anerkennung zur Bedingung bei den EU-Erweiterungsverhandlungen zu machen", so das Verlagshaus Gruner und Jahr.
Leitende Redakteure aller größeren Zeitungen und Verlagshäuser in Deutschland und anderen europäischen Ländern werden bei der Verabschiedung der Charta vertreten.

Ohne Pressefreiheit und ihren Schutz lassen sich unfaire Praktiken und Attacken nicht ausreichend aufdecken. Erst die Pressefreiheit bedeutet für unfaire Akteure ein ernst zunehmendes Risiko. Daher ist der Schutz der Informanten umso wichtiger, denn nicht die Information ist oft in der Folge von Veröffentlichungen das relevante Thema, sondern der unbekannte Informant, dessen unfaire Akteure in Politik und Wirtschaft möglichst schnell habhaft werden wollen, um sich zu revanchieren, um eine Exempel zu statuieren, um Presse und Informanten einzuschüchtern.

Gleichwohl gilt auch: unfairen Akteuren in Redaktionen und unter Journalisten muss das Handwerk gelegt werden. Wer mit Presseveröffentlichungen andere unfair attackiert, persönlich beschädigt oder um seiner eigenen Interessen willen Sachverhalte verbiegt – auch durch Weglassen relevanter Aspekte, hat im Journalismus nichts zu suchen. Doch der Deutsche Presserat und sein Kodes sind oft zahnlos, denn hier befinden die Journalisten gewissenmaßen über sich selbst. Entsprechend selten und wirkungslos sind die Rügen, die der Presserat ausspricht. Das ist heutzutage unzureichend und verlangt eine Reform.

Die Charta: http://www.pressfreedom.eu/de/index.php
Die leitenden Redakteure, ihre Publikationen und ihre Herkunftsländer: http://www.pressfreedom.eu/de/list.php
Kodes des Deutschen Presserates: http://www.presserat.info/pressekodex.0.html
Beschwerdeformular des Deutschen Presserates: http://www.presserat.info/301.0.html



17.11.2008 21:38
Presse soll gegen Unfairness eintreten
Die Presse sei dazu da, Politikern dabei zu helfen, über die korrekte Verwendung öffentlicher Mittel zu wachen und auch zu verhindern, dass sich einzelne bereichern. So urteilte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte zu einem Fall aus Österreich. Die Neuen Kronenzeitung bzw. deren Besitzer, der Wiener Krone-Verlag, war zuvor von der österreichischen Justiz zu 14.500 € verurteilt worden, weil die Zeitung in einer Artikelserie einen Finanzskandal bei einer öffentlichen Forschungsgesellschaft aufgedeckt und weiter verfolgt hatte.

Weil die Richter des Europäischen Gerichtshofes als "unverhältnismäßig" beurteilten, wurde Österreich wegen Verstoßes gegen die Pressefreiheit verurteilt.

Der Europäische Gerichtshof hat damit die kritische und öffentliche Wächterfunktion (watchdog) der europäischen Presse auch grundsätzlich gestärkt. So gar mehr als das: Er hat der Presse eine unerlässliche und notwendige Aufgabe in den europäischen Gesellschaften und eine kritische Funktion für die Politik zugewiesen. Presse soll gegen unfaire Praktiken eintreten. Ein Bravo für die europäische Rechtsprechung!

01.04.2008 11:16
Bohlen, Gottschalk und die Fairness
Wie gespalten das Verhalten von TV-Zuschauern und Publikum in Bezug auf Fairness ist, zeigt der Vergleich zwischen den Sendungen „Deutschland sucht den Superstar“ – DSDS – und der Talentsuche „Muscial-Showstar 2008“ im ZDF. Während Chefjurymitglied Dieter Bohlen die Bewerber bei DSDS regelmäßig abwatscht und gelegentlich auch niedermacht, sind Thomas Gottschalk, Katja Ebstein und Uwe Kröger bei der Musical-Talentsuche bemüht, fair und rücksichtsvoll mit den Bewerbern umzugehen.

Was ist die Folge? Bohlen wird – auch in den Medien – für seinen rücksichtslosen Stil kritisiert, aber die Leute schauen die Sendung. Gottschalk und seine Mitstreiter werden für das faire Verhalten gelobt, aber die Leute wollen es nicht sehen. Und Presseleute stellen lakonisch fest, nur die scharfe Attacke durch Bohlen mache solche Sendungen sehenswert und setze Maßstäbe.

Deutsches Publikum – heuchlerisches Publikum? Während sich viele über die Unfairness von Arbeitgebern und Unternehmen beklagen, praktizieren sie selbst, was sie kritisieren: anders sprechen als handeln. Fairness vermissen, aber selbst nicht goutieren. Öko-Eier befürworten, aber das Käfig-Ei kaufen.

Die Aufregung des Publikums über Unfairness wäre glaubwürdiger, wenn es faires Verhalten auch im TV belohnen würde. Auch mit Zuschauerzahlen. Und die Entrüstung über Unfairness bei anderen ersetzen durch eigenes faires Verhalten.


13.03.2007 11:08
Informanten, Freiheit und Kritik
Das Bundesverfassungsgericht hat den Schutz von Informaten und damit für die Medien deutlich unterstrichen und tendenziell erweitert. Gleichwohl stellt die Initiative "Business Crime Controll" (BCC) fest: "Der Öffentlichkeit wird vorgegaukelt, es habe noch nie so viel Informationsfreiheit wie im Zeitalter des Internet gegeben. Aber die Kapitalkonzentration, die die Medien nicht verschont, stranguliert die „Pressefreiheit“. Kaum jemand kann noch ungestraft kritische Darstellungen und Analysen über den Missbrauch von Wirtschaftsmacht veröffentlichen.

Das Internet ist längst zum Jagdrevier der Mächtigen geworden. Mit Suchmaschinen spüren sie das „Rotwild“ auf, nämlich die aus den Medien verdrängten kapitalkritischen Journalisten und Publizisten, deren Texte, Filme, Verlage und Zeitschriften sie mit Hilfe von Unterlassungsverpflichtungserklärungen, einstweili-gen Verfügungen und Prozessen abzuschießen versuchen. Da die öffentlich-rechtlichen Medien, Radio und Fernsehen von kapital-frommen politischen Mehrheiten, die Privatsender sogar unmittelbar vom Finanz- und Werbekapital beherrscht und kontrolliert werden, sind wirtschaftskritische „Formate“, die über Anlegerinteressen des großen Kapitals hinaus gehen, bis auf wenige Reste gestrichen, gekürzt, verdrängt bzw. in die Nachtstunden verbannt worden."

Über diese Analyse lohnt sich zu informieren und zu streiten. Im Herbst will BCC dazu eine Tagung veranstalten. Hier können Sie sich interessieren: http://www.wirtschaftsverbrechen.de/index2.html.

10.02.2007 18:21
Wer darf an den Pranger?
Der Bundesgerichtshof hat entschieden: Wer durch seine berufliche Tätigkeit ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerät, darf namentlich genannt werden, wenn er dadurch nicht an den Pranger gestellt wird. Wenn Medien also Betroffene namentlich nennen, müssen sie zwischen dem Persönlichkeitsrecht und der Pressefreiheit abwägen.

Anprangern und berichten sind zweierlei. Unerträglich ist der vermeintliche Journalismus der BILD. Hier wird meistens nicht berichtet, sondern angeprangert. Die emotionale Zuspitzung, in der über Menschen hergezogen oder mit der sie herabgewürdigt werden, dient der Auflage, nicht einer demokratischen Öffentlichkeit, auch wenn BILD das immer wieder gern behauptet.

Noch unerträglicher ist aber, dass das neue Papst-Buch von Benedikt XVI. über Jesus in der BILD vorabgedruckt wird. Hat der Papst keine guten Berater, weiß er nicht, dass eben diese Zeitung für die meisten Lügen, Übertreibungen und Fehlangaben im deutschen Jorunalismus verantwortlich ist? Ist dem Papst auch die Reichweite wichtiger als die Moral? Oder reicht es, dass sich der Chefredakteur der BILD als praktizierender Katholik ausgibt?

03.02.2007 13:03
SPIEGEL: Harte Fairness?
Fritz Pleitgen, Intendant des WDR, bevorzuge harte Fairness, titelt der Spiegel heute. Dabei macht der Spiegel ein Wortspiel mit der WDR-Sendung "hart, aber fair", die von Frank Plasberg moderiert wird. Er wird als einer von insgesamt drei heißen Kandidaten gehandelt, die die Nachfolge von Sabine Christansen antreten könnten, nachdem Günther Jauch (RTL) abgesagt hatte: Anne Will und Sandra Maischberger.

Dass es hart, aber fair zugehen müsse, ist ein beliebter Slogan. Er wird aber durch Wiederholung nicht besser und richtiger. So wenig hart und fair Gegensätze sind und sein müssen, so wenig fair und verständnisvoll. Es geht nicht um Härte an und für sich, sondern darum, wie Härte praktiziert wird: zum Beispiel durch hartnäckiges Nachfragen, durch Klarheit, durch Entscheidungsfreudigkeit, durch Konsequenz in der Umsetzung. Das muss aber alles nicht im Gegensatz zur Rücksichtnahme, zum Einpflegen bedenkenswerter Gesichtspunkte, zum umsichtigen Umgang mit Riskiofaktoren, zu Unterstützung zu Gunsten besserer Kompetenz und Leistungsfähigkeit führen. Fairness wird professionell praktiziert, wenn sie beide Gesichtspunkte umfasst: Härte im Sinne von Klarheit, Entschiedenheit, Konsequenz und im Sinne von Rücksichtnahme, Berücksichtigung, Verzicht auf das Ausnutzen von Schwächen des Gegenübers.

Fairness ist für mich in beiden Richtungen lesbar. Am überzeugendsten jedoch, wo Fairness Rücksichtnahme beinhaltet, Rücksichtnahme auf die individuelle Situation eines Menschen. Fairness und Gleichmacherei - das könnte hart sein, aber zugleich auch hart und abschreckend. Gleichbehandlung muss notwendig mit individueller Rücksichtnahme einher gehen, sonst wird sie unfair. Das wäre auch denen ins Stammbuch zu schreiben, die mit dem Gleichbehandlungsgesetz AGG das Thema Fairness für erledigt betrachten. Es fängt jetzt erst an - und ist anspruchsvoller, als der Gesetzestext vermuten lässt.
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,463726,00.html

26.01.2007 16:28
Nepp im Web
Unfaire Praktiken im Web sind allgegenwärtig „wie im richtigen Leben“. Doch die kriminellen und unfairen Akteure werden immer rabiater, und die Schäden nehmen enorm zu. Vor allem bei Finanzbetrügereien wie Insider-Geschäften und dem Ausspähen von Kontodaten, die dann für schnelles Einkaufen im Internet missbraucht werden.

John Reed Stark, der Leiter des „Office für Internet Enforcement“ bei der us-amerikanischen Börsenaufsicht SEC, hat die markantesten Fälle aufgelistet: http://www.johnreedstark.com/Biography/BiographyStark.htm .

Die SEC selbst bietet auf ihrer Website für zahlreiche Fragen und Beschwerden gründliche Antworten und Tipps rund im Spam, Internetbetrug und Internetsicherheit auf dem aktuellsten Stand: http://www.sec.gov.

Für deutsche Verhältnisse hält das Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik ein umfassendes Portal für User bereit: http://www.bsi-fuer-buerger.de für junge Leute gibt es dazu das spezielle Portal www.klicksafe.de.

Aktuelle Newsletter, die auch über umlaufende Spams, Trojaner usw. schnell informieren, lassen sich unter http://www.buerger-cert.de/abonnieren.aspx kostenlos bestellen.

User können sich über Spam unter [email protected]
beschweren, Unternehmen bei der Wettbewerbszentrale http://www.wettbewerbszentrale.de/de/beschwerdestelle/default.asp?bereich=2 .



23.01.2007 00:18
Die unfairen Tricks der Gewinnspielsender
Bei einem Umsatz von 70 Milliarden € machte der Call-in-Sender 9Live in den ersten 9 Monaten 2006 eine Rendite von 30%. In was für einer Lage müssen Menschen sein, die die Leitungen eines solchen Senders anrufen, ihn reich machen und sich über den Tisch ziehen lassen? Denn die Spielbedingungen sind krass unfair und haben mit einem seriösen Anbieterverhalten nichts zu tun. 2006 wurden täglich über 52 Stunden Gewinnspielsendungen im Fernsehen gesendet, in diesem Jahr werden es noch mehr werden.

Zu den unfairen Tricks und Praktiken http://call-in-tv.de/portal.php

22.01.2007 13:15
Die Internet-Fallen
Mit trickreichen Websites versuchen Dunkelmänner den Usern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Angelockt wird mit kostenlosen Angeboten, doch im Kleinstgedruckten steht dann die Verpflichtung zu einem Abonnement oder zu Zahlungen. Oftmals weit unter dem Button "Absenden" oder "Ja". Manchmal werden die angeklickten Dienste auch erst nach einiger Zeit kostenpflichtig, und der User verpasst den Zeitpunkt für das Storno - zumal, wenn die Zeitvorgabe auch zum Kleinst- und Versteckgedruckten gehört.

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen hat eine wichtige Übersichtssite zu dubiosen Websites eingerichtet, die regelmäßig aktualisiert wird. Diesen Link verbreiten bedeutet, Information gegen unfaire Praktiken im Web weitergeben. Machen Sie mit!
http://www.vzbv.de/mediapics/kostenfallen_im_internet.pdf


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