03.06.2013 15:06
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Viele Verbraucher fühlen sich getäuscht
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Zwei Drittel der Verbraucher vermuten, dass es im Finanzbereich (63 Prozent) und bei Lebensmitteln (62 Prozent) Produkte und Anbieter gibt, die Verbraucher täuschen und schädigen können. Das zeigt eine repräsentative Studie, die das Meinungsforschungsinstitut infas im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) durchgeführt hat.
Dass Staat oder Unternehmen selbst für einen verbraucherfreundlichen Markt sorgen, daran glaubt die Mehrzahl der Befragten nicht. Nur 43 Prozent vertrauen darauf, dass die Wirtschaft für Verbraucher nachteilige Produkte aussortiert. Dem Staat traut das nur jeder Dritte zu (34 Prozent). „Das Vertrauensdefizit ist groß. Staat und Wirtschaft müssen gegensteuern. Sie müssen Verbraucherinteressen ernst nehmen und für mehr Klarheit im Markt sorgen“, sagt Gerd Billen, Vorstand des vzbv.
Besonders die Wirtschaft steht in der Verantwortung. Der Studie zufolge achten Verbraucher bei ihren Entscheidungen neben dem Preis vor allem auf die Informationen der Hersteller. In allen Märkten sehen die Verbraucher in dieser Hinsicht aber große Defizite: 57 Prozent aller Befragten sagen, dass ihnen die Informationen der Hersteller nicht ausreichen, um ihre Auswahl zu treffen. Gerade im komplexen Finanzmarkt vertrauen Verbraucher oft auf den Ruf eines Instituts. Für 56 Prozent ist der erste Eindruck ein entscheidendes Kriterium und damit wichtiger als ethische Aspekte (48 Prozent) oder geprüfte Siegel (47 Prozent). Lediglich jeder Dritte (32 Prozent) setzt sich intensiv mit der Entscheidung bei Finanzen auseinander – gegenüber 50 Prozent bei Lebensmitteln und sogar 65 Prozent bei Gebrauchsgütern.
„Gerade bei Finanzen sind Verbraucher auf die Empfehlungen eines fachkundigen Beraters angewiesen. Sie können nicht jedes Angebot intensiv prüfen und müssen sich darauf verlassen können, dass die Marktaufsicht funktioniert“, sagt Billen. Der vzbv fordert eine unabhängige Institution, die den Markt aus Verbrauchersicht beobachtet und rechtzeitig auf Fehlentwicklungen aufmerksam macht: einen Finanzmarktwächter. Verbraucherbeschwerden könnte er systematisch analysieren und seine Erkenntnisse Politik und Wirtschaft zur Verfügung stellen, um Missstände frühzeitig zu beheben. „Nur wenn wir die Beschwerden der Verbraucher auswerten und Märkte konsequent auch aus Verbrauchersicht beobachten, bekommen wir ein Frühwarnsystem, das Verbraucher schützt, bevor Schaden entsteht“, so Billen.
Für mehr Orientierung ist die Mehrzahl der Verbraucher bereit, auf Auswahl zu verzichten. Im Finanzbereich etwa sagen zwei von drei Verbrauchern (66 Prozent), dass sie lieber weniger Produkte miteinander vergleichen und sich an Empfehlungen und Warnungen von unabhängigen Institutionen orientieren wollen. 92 Prozent der Befragten wünschen sich zudem mehr Marktkontrollen durch unabhängige Institutionen.
Die Umfrageergebnisse zeigen, dass es noch ein weiter Weg zu einem wirklich fairen Verhältnis zwischen Unternehmen und Kunden ist. Ebenso wie zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, besonders im Handel. Das sind zwei Bereiche von fünf Bereichen, die der Fairness-Check regelmäßig näher beleuchtet. Bei ihm können Verbraucher, Mitarbeiter und Unternehmen erfahren, wie es um die Fairness-Qualität einzelner Firmen steht und was noch zu tun ist.
Mit Material der Verbraucherzentrale
Der Fairness-Check
"Kurzfassung der Studie mit Grafiken"
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