28.04.2008 11:00
|
Fairness - was ist denn das?
|
Das ist die meist gestellte Frage, wenn faires Verhalten gefordert oder vorgeschlagen wird. Mit dieser Gegenfrage hoffen angesprochene Chefs, Mitarbeiter, PR-Leute und Politiker Zweifel zu säen. Wer mit der Erwartung oder Forderung nach Fairness anderen nahe kommt, soll mit der Frage „Was ist denn Fairness?“ distanziert werden.
Die deutsche Bevölkerung hat auf die Frage, was Fairness sei, im Fairness-Barometer eine klare Antwort gegeben. 96 % der repräsentativ Befragten meinten, Fairness sei Rücksichtnahme. 95 % hielten Respekt und Gerechtigkeit für Fairness. Anständigkeit meinten 93 % und Beachtung 92 % (Mehrfachantworten möglich).
Entscheidend ist indes nicht, was andere für Fairness halten. Sondern welche gemeinsamen Vorstellungen über Fairness diejenigen entwickeln, die miteinander verbunden sind: Chefs und Mitarbeiter, Unternehmen und Kunden, Paare in der Partnerschaft, Eltern und Kinder.
Haben Sie schon geklärt, was Sie für Fairness halten?
http://www.fairness-barometer.de/_images/Top_Ten_der_Fairness_2008_800x620.jpg
|
|
11.04.2008 18:41
|
Bringt das Fairness-Abkommen Fortschritt?
|
Ein Fairness-Abkommen soll für rund 220.000 Zeitarbeitnehmer in mehreren Bundesländern die Arbeitsbedingungen schrittweise verbessern. Das vereinbarten Spitzenvertreter der Arbeitgeberverbände der Zeitarbeitsbranche und der Gewerkschaft IG Metall. Es schaffe die Grundlage für faire Arbeitsbedingungen für Zeitarbeitnehmer, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Die Vereinbarung gilt für die Bundesländer Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Thüringen. Vertreter der Arbeitgeberverbände sind weniger optimistisch, begrüßen aber grundsätzlich die Vereinbarung. Es handelt es sich allerdings nicht um einen Tarifvertrag, sondern um eine freiwillige Vereinbarung.
Die Vereinbarung sieht vor, dass sich beide Seiten für die Einhaltung der Tarifverträge in der Branche einsetzen. Damit ist vor allem auch der Grundsatz „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ gemeint. Zudem sichern die Arbeitgeberverbände ihre Bereitschaft zu, sich für dreiseitige Vereinbarungen zwischen ihren Zeitarbeitsfirmen, deren Kunden und der Gewerkschaft stark zu machen. Die IG Metall wiederum erkennt mit der Vereinbarung ausdrücklich den «eigenständigen Charakter und Wert der Zeitarbeitsbranche» an. Gemeinsames Ziel sei ferner die Aufnahme der Zeitarbeitsbranche in das Arbeitnehmer-Entsendegesetz, was auf einen Branchenmindestlohn hinaus laufen dürfte.
Die IG Metall hatte ein starkes Druckmittel in der Hand, um die Zeitarbeitsfirmen zu einem Fairness-Abkommen zu bewegen. Denn der Einsatz von Zeitarbeitsfirmen ist durch den Betriebsrat zustimmungspflichtig. Und die Gewerkschaftsvertreter kündigten an, nur den Zeitarbeitsfirmen als Partner der Unternehmen zuzustimmen, die sich an die Inhalte des Fairness-Abkommens halten. Die Zeitarbeitsfirmen wollten auf jeden Fall ihr Image verbessern und vermeiden, dass sie durch die Betriebsräte nicht in Unternehmen zugelassen werden. Außerdem können sie mit dem Fairness-Abkommen unliebsame Wettbewerber aus dem Markt drängen.
Ob das fair ist: zu einem Abkommen genötigt werden und mit einem Abkommen Wettbewerbsvorteile sichern? Immerhin: wenn anders der Fairness nicht zum Fortschritt zu verhelfen ist, dann erst mal auf diese Weise. Vielleicht gelingt es auch mal mit Einsicht und werthaltiger Orientierung. Die Gewerkschaft hat ein Stück sozialen Ausgleichs in den Betrieben zurück erobert. Was beweist: auf lange Sicht kommen Unternehmen und Gewerkschaften nur kooperativ, aber weniger konfrontativ weiter. Da kann man sich das teure Hick-Hack gleich sparen und mit fairem Vorgehen Zeit, Geld und Ansehen sparen.
|
|
01.04.2008 11:16
|
Bohlen, Gottschalk und die Fairness
|
Wie gespalten das Verhalten von TV-Zuschauern und Publikum in Bezug auf Fairness ist, zeigt der Vergleich zwischen den Sendungen „Deutschland sucht den Superstar“ – DSDS – und der Talentsuche „Muscial-Showstar 2008“ im ZDF. Während Chefjurymitglied Dieter Bohlen die Bewerber bei DSDS regelmäßig abwatscht und gelegentlich auch niedermacht, sind Thomas Gottschalk, Katja Ebstein und Uwe Kröger bei der Musical-Talentsuche bemüht, fair und rücksichtsvoll mit den Bewerbern umzugehen.
Was ist die Folge? Bohlen wird – auch in den Medien – für seinen rücksichtslosen Stil kritisiert, aber die Leute schauen die Sendung. Gottschalk und seine Mitstreiter werden für das faire Verhalten gelobt, aber die Leute wollen es nicht sehen. Und Presseleute stellen lakonisch fest, nur die scharfe Attacke durch Bohlen mache solche Sendungen sehenswert und setze Maßstäbe.
Deutsches Publikum – heuchlerisches Publikum? Während sich viele über die Unfairness von Arbeitgebern und Unternehmen beklagen, praktizieren sie selbst, was sie kritisieren: anders sprechen als handeln. Fairness vermissen, aber selbst nicht goutieren. Öko-Eier befürworten, aber das Käfig-Ei kaufen.
Die Aufregung des Publikums über Unfairness wäre glaubwürdiger, wenn es faires Verhalten auch im TV belohnen würde. Auch mit Zuschauerzahlen. Und die Entrüstung über Unfairness bei anderen ersetzen durch eigenes faires Verhalten.
|
|