Wie gespalten das Verhalten von TV-Zuschauern und Publikum in Bezug auf Fairness ist, zeigt der Vergleich zwischen den Sendungen „Deutschland sucht den Superstar“ – DSDS – und der Talentsuche „Muscial-Showstar 2008“ im ZDF. Während Chefjurymitglied Dieter Bohlen die Bewerber bei DSDS regelmäßig abwatscht und gelegentlich auch niedermacht, sind Thomas Gottschalk, Katja Ebstein und Uwe Kröger bei der Musical-Talentsuche bemüht, fair und rücksichtsvoll mit den Bewerbern umzugehen.
Was ist die Folge? Bohlen wird – auch in den Medien – für seinen rücksichtslosen Stil kritisiert, aber die Leute schauen die Sendung. Gottschalk und seine Mitstreiter werden für das faire Verhalten gelobt, aber die Leute wollen es nicht sehen. Und Presseleute stellen lakonisch fest, nur die scharfe Attacke durch Bohlen mache solche Sendungen sehenswert und setze Maßstäbe.
Deutsches Publikum – heuchlerisches Publikum? Während sich viele über die Unfairness von Arbeitgebern und Unternehmen beklagen, praktizieren sie selbst, was sie kritisieren: anders sprechen als handeln. Fairness vermissen, aber selbst nicht goutieren. Öko-Eier befürworten, aber das Käfig-Ei kaufen.
Die Aufregung des Publikums über Unfairness wäre glaubwürdiger, wenn es faires Verhalten auch im TV belohnen würde. Auch mit Zuschauerzahlen. Und die Entrüstung über Unfairness bei anderen ersetzen durch eigenes faires Verhalten.
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