17.03.2008 11:29
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Wenn Fairnessmängel Neid auslösen
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Unfaire Attacken können durch Neid gespeist sein. Neid entsteht, wo Verhältnisse als unfair und als intransparent erlebt werden. Es gibt berechtigten und unberechtigten Neid.
Neid ist berechtigt, wenn beispielsweise für die gleiche Tätigkeit in gleicher Position bei gleicher Erfahrung und Arbeitsqualität unterschiedliche Gehälter gezahlt werden, was im Verhältnis von Männern und Frauen häufig zu Ungunsten der Frauen der Fall ist. Hier äußert sich Neid häufig als Empörung, um durch psychische Kraft eine Veränderung herbei zu führen. Oder die Betreffenden haben schon resigniert, dann brodelt der Neid im Stillen und sucht sich ein Ventil, beispielsweise indem die Leistungsstärke vermindert wird oder Vorgaben kreativ unterlaufen oder uminterpretiert werden.
Unberechtigter Neid kann auf Selbstüberschätzung, eigene unfaire Maßstäbe oder eine Kränkung zurück gehen.
Wo sich Neid äußert, ist die Führung gefragt. Bei unberechtigtem Neid fehlt es an Gespräch, an Transparenz, an frühzeitigem Feedback und an Hilfe zu einer realistischen Selbsteinschätzung. Bei Neid, der ein Symptom für eine unfaire Situation ist, schafft die Führung den Anlass für Neid, Empörung und Demotivation ab, indem sie für Gleichbehandlung sorgt, wo Gleichbehandlung motiviert, Betriebsfrieden sichert und Vergleichbarkeit zur Fairness gehört.
Führungskräfte gestehen sich nicht gern ein, dass Neid ein Indikator für übersehene oder nicht bereinigte Unfairness ist. Wenn sie jedoch eine solche Emotion konstruktiv zu nutzen verstehen, verbessern sie die Arbeitszufriedenheit und tragen zu erhöhter Motivation der Mitarbeiter bei.
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04.03.2008 11:59
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Macht Fairness glücklich?
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Fairness macht glücklich. Das ist die Erkenntnis von Wissenschaftlern um den Forschungsleiter Golnaz Tabibnia an der Universität von Kalifornien in Los Angeles. Dank sogenannter Hirnscans - bildgebende Verfahren, um Aktivitäten im menschlichen Gehirn zu beobachten - ließ sich das Gefühlsleben von Testpersonen bei folgendem Test beobachten: Sie rekrutierten 29 Studenten, denen vor Beginn der Tests erzählt wurde, andere Testteilnehmer hätten bestimmte Angebote zur Aufteilung einer Geldsumme vorgelegt. Akzeptierten sie ihr Angebot, könnten sie das Geld behalten, andernfalls würde keiner der beiden Partner etwas erhalten. Um den Einfluss des finanziellen Gewinns auf die Entscheidung auszuschalten, unterbreiteten die Wissenschaftler den Studenten nur gleichwertige Angebote, wie 7 von 15 und 7 von 23 Dollar.
Bei der drauf folgenden Befragung gaben die Testpersonen an, sich bei fairen Angeboten glücklich und zufrieden gefühlt zu haben, was die Gehirnscans bestätigten: Bei sehr fairen Angeboten war die Aktivität in Gehirnregionen, die mit positiven Gefühlen und Belohnung gekoppelt sind, viel höher als normal. Dies belege, so die Forscher, dass Fairness an sich schon positive Emotionen hervorrufe, unabhängig vom materiellen Gewinn. Der subjektive Eindruck von Fairness, der mit Glücksgefühlen verbunden sei, sei zudem durch die Gehirnscans tatsächlich nachweisbar.
Das heißt: nicht nur der materielle Gewinn befriedigt Menschen in Verteilungs- und Verhandlungssituationen. Ganz unabhängig vom materiellen Ergebnis ist allein die praktizierte Fairness ein stark empfundener immaterieller Gewinn, der den Vorgang lohnend erscheinen lässt.
Und noch etwas fanden die Forscher heraus: Wenn unfaire Angebote mit einem hohen finanziellen Gewinn einhergingen wie bei 7 von 23 Dollar, änderte sich etwas: Der Gehirnteil, der Gefühle reguliert, wird aktiver, während ein anderes Gehirnteil, das negative Effekte hervorruft, ihre Aktivität einschränkte. Auf diese Weise, glauben die Forscher, würden negative Reaktionen auf ein ungerechtes Angebot gedämpft. Die Logik einer sinnvollen ökonomischen Entscheidung kann so über den Stolz triumphieren.
Golnaz Tabibnia et al.: Psychological Science, Band 19, Nr. 4
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