Blog nach Monat: August 2024

28.08.2024 09:54
Die Fairness-Stiftung trauert um Karl Schlecht
Prof. h.c., Dr. h.c., Dipl. Ing. Karl Schlecht, Träger des Bundesverdienstkreuzes, ist im Alter von 91 Jahren am 21.8.2024 gestorben.

„Suchen und Fördern des Guten schlechthin“ war das Lebens-, Stiftungs- und Arbeitsmotto von Karl Schlecht. Er war mehr als ein Kooperationspartner, inspirierender und herausfordernder Dialogpartner auf Augenhöhe, Förderer und Auftraggeber. Er war ein tief beeindruckender Stifter der KSG, Gründer und Erfinder der Putzmeister-AG, Weltmarktführer-CEO und wegweisender Kuratoriumsvorsitzender.

Die Fairness-Stiftung bleibt durch eines seiner zentralen Anliegen „Ist es fair für alle Beteiligten?“ mit ihm intensiv verbunden, engagiert für Good Leadership. Mit Karl Schlechts Diktum: „Ethische Wertebildung bedeutet für mich, durch lebenslanges Lernen die menschlichen Qualitäten zu fördern, die wertebewusstes Handeln und damit Vertrauen schaffen“ gibt es eine gemeinsame Orientierung.

Die Fairness-Stiftung wird ihm in Dankbarkeit für sein starkes Vertrauen ein bleibendes Andenken bewahren und die gemeinsamen Ideen weitertragen.

Für die Fairness-Stiftung, Dr. Norbert Copray
Geschäftsführender Direktor Frankfurt am Main

26.08.2024 09:37
Finanzen für Unfairness gegenüber Mensch und Natur
Deutsche Bank, Allianz, DZ Bank, Commerzbank und Co. geben Milliarden für die Zerstörung von Wäldern. Seit 2016 wurden im deutschen Finanzsektor Kredite von insgesamt 45 Milliarden US-Dollar für umweltschädliche Branchen gewährt.

Europäische Banken und Fondsgesellschaften investieren seit Abschluss des Pariser Klimaabkommens Milliarden in die Zerstörung von Wäldern und die deutsche Finanzbranche ist dabei führend. Das belegt eine Recherche von Greenpeace International, Harvest, Milieudefensie, Deutsche Umwelthilfe, OroVerde, Kritische Aktionäre und weiteren Organisationen. Für die Datenrecherche „Milliarden für Naturzerstörung“ haben die Autor:innen Kredite an und Investitionen in große Unternehmen untersucht, die in sogenannten „Wald-Risikosektoren“ tätig sind, wozu auch Palmöl, Kakao und Soja zählen. Dazu nutzten sie Finanzdaten der unabhängigen Forschungseinrichtung Profundo.

Zwischenerfolg in Brasilien

Sie denken, dass niemand die Macht der Banken beschneiden wird? Mitnichten! In Brasilien gab es jetzt einen ersten Erfolg: Die brasilianische Bundesstaatsanwaltschaft hat erklärt, dass eine finanzielle Beteiligung an der Zerstörung öffentlicher Wälder ein Verbrechen darstellen kann! Sie fordert von acht Banken, dass diese die folgenden schädlichen Kredite sofort kündigen: für Grundstücke in öffentlichen Wäldern, in indigenen Gebieten und in Naturschutzgebieten im Amazonasgebiet. Die Staatsanwaltschaft reagiert damit auf einen zuvor von Greenpeace Brasilien veröffentlichten Bericht. Dieser belegt, dass Banken über so genannte ländliche Kredite tausende von Grundstücken finanzieren. Das treibt die illegale Abholzung und Landnahme beispielsweise in indigenen Gebieten voran. Zu den gerügten Banken gehören: Banco do Brasil, Santander, Banco Do Amazônia, Banco De Lage Landen Brasil (einer Tochter der niederländischen Rabobank), Banco Sicredi , Bradesco, Caixa Econômica Federal und Itaú. Die Banken haben nun 30 Tage Zeit, der brasilianischen Bundesstaatsanwaltschaft zu antworten, ob sie die Forderungen umsetzen werden. Sollten die Banken sich dem widersetzen, kann dies rechtliche Konsequenzen haben.

Milliarden für Naturzerstörung

Diese Recherche zeigt: Deutsche Finanzinstitute sind im europäischen Vergleich führend bei Investitionen und der drittgrößte Kreditgeber an Branchen, die in direktem Zusammenhang mit Abholzung stehen. Insgesamt hat der Finanzsektor der 27 EU-Staaten seit 2016 Kredite in Höhe von 278 Mrd. USD (Deutschland: 45 Mrd. USD) an diese Branchen vergeben und zusätzlich im Jahr 2023 rund 65 Mrd. USD in sie investiert (Deutschland: 17 Mrd. USD)

"Wer finanziert Naturzerstörung im großen Stil?"




13.08.2024 08:42
Für eine faire Pflegeversichung und gegen strukturelle Unfairness
Zu Recht schreibt Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VDK Deutschland, zugunsten einer solidarische Pflegeversicherung mit Zukunft. Denn fair ist die Pflege bislang nicht organisiert. Also gilt es, mehr Fairness ins System zu bringen und eine faire Pflege zu entwickeln. Sie schreibt dazu (in der Frankfurter Rundschau am 9.8.24):

In Deutschland sind 5,6 Millionen Menschen pflegebedürftig. Das Statistische Bundesamt geht davon aus, dass bis 2055 die Zahl um 37 Prozent zunehmen wird. Um heutigen Herausforderungen gerecht zu werden und sich auf zukünftige Aufgaben vorzubereiten, muss die Pflegeversicherung stabil und gerecht finanziert werden.

Da es keinen Goldesel für die Finanzierung der Pflege geben wird, müssen weniger märchenhafte Lösungen gefunden werden. Eine wäre, dass endlich die gesetzliche und private Pflegeversicherung zusammengelegt wird. Mit den Beiträgen von Beamtinnen und Beamten, Abgeordneten und Selbstständigen entstünde ein starkes finanzielles Fundament.

Pflegeversicherungen prognostizieren schon jetzt Milliardendefizite

Anders als bei der Krankenversicherung sind die Leistungen der Pflegeversicherung für privat und gesetzlich Versicherte identisch. Aus Sicht des Sozialverbands VDK ist die Zusammenlegung deshalb gut realisierbar. Vor allem ist sie aber eine Frage der Solidarität. Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die besser von allen Schultern gemeinsam getragen wird. Wir erwarten, dass sich die Regierung zugunsten der Pflegebedürftigen zügig einigt und nicht aus taktischen Gründen wieder viel Zeit verstreichen lässt.

Die Pflegeversicherungen prognostizieren schon jetzt Milliardendefizite. Die Beiträge drohen zu explodieren. Ohne eine gesicherte Finanzierung kippt das System, das bereits am Limit ist. In der größten Not springt dann eben doch immer die Gemeinschaft aller Steuerzahler ein und finanziert das System durch die Hilfe zur Pflege. Dramatisch ist vor allem, dass Angehörige mit ihren Kräften am Ende sind, weil sie oft nicht die nötigen Pflegeleistungen bezahlen können oder die Angebote fehlen.

Die Ampel hat mit dem Expertenbericht zur Finanzierung der Pflegeversicherung alle Fakten auf dem Tisch. Herr Lauterbach hat angekündigt, dass er nach der Sommerpause liefern will. Interessieren wird ihn hoffentlich, dass er mit einer einheitlichen Pflegeversicherung einen großen Wählerwunsch umsetzen würde: Mit 77 Prozent ist eine deutliche Mehrheit der Bundesbürger in einer repräsentativen Civey-Umfrage im Auftrag des VDK für eine einheitliche Pflegeversicherung. Falls der Minister noch widerspenstige Koalitionäre überzeugen muss: Auch fast jeder zweite FDP-Anhänger ist für eine Pflegeversicherung für alle.

02.08.2024 10:40
Zum Tod des Olympiasiegers, Philosophieprofessors und Fairness-Vordenkers Hans Lenk
Hans Lenk, Professor für Philosophie und Olympiasieger (1960), engagiert für Fairness in Gesellschaft und Wissenschaft, besonders im Sport, ist am 30.7.2024 mit 85 Jahren gestorben. Wir verdanken ihm wertvolle Anstöße. Seit Gründung der Fairness-Stiftung im Jahre 2000 war er ihr verbunden und unterstützte sie mit inhaltlichen Beiträgen:


"Hans Lenk im Interview mit der Fairness-Stiftung"

"Statement von Hans Lenk zu Fairness"

"Hans Lenk unter Punkt 9"

Hans Lenk war im Jahre 2010 der erste DOSB-Ethikpreisträger. Und: er war der erste Philosoph seit der Antike, der Olympiasieger wurde. Nicht nur das: er war Deutscher Meister, Europameister, und Weltmeister-Trainer (Sieg 1966).

Die Fairness-Weisheit seines Lehrers und Rudertrainers Karl Adam war ihm wichtig: „Nicht gewinnen ist kein Scheitern. Leistung muss nicht bloß physisch, psychisch oder egoistisch sein, sondern auch moralisch-ethische Leistungen sind darin inbegriffen.“
Nach seinem Vielfachstudium in Mathematik, Philosophie, Soziologie, Psychologie, Sportwissenschaft und Kybernetik mit einem Doktor und zwei Habilitationen übernahm er den Lehrstuhl für Philosophie der Universität Karlsruhe, heute Karlsruher Institut für Technologie.

Sein Werk umfasst über 150 Bücher und mehr als 3000 Artikel, darunter auch solche zum Sport. Bedeutsam war ihm das Eigenleisten. Damit bezeichnete er ein ganz wesentliches Kriterium unserer personalen Entwicklung. Es ist Ausdruck unserer individuellen Freiheit, denn nur der Mensch kann persönlich selbst handeln und auf diese Weise kreativ sein, er kann sich verbessern und sich mit den Ergebnissen seines eigenen Handelns identifizieren und diese für sich und im Spiegel anderer reflektieren. Dafür bietet der Sport eine ebenso offensichtliche wie reichhaltige Projektionsfläche.

Hans Lenk hat zahlreiche Gastprofessuren innegehabt (u.a. in Sao Paulo, Oslo, Tokio und Basel). Er verfügt über mehrere Ehrendoktorwürden (u.a. verliehen von der Deutschen Sporthochschule Köln). Der Jubilar hatte über mehrere Jahrzehnte zahlreiche Ehrenämter in nationalen und internationalen Wissenschaftsgesellschaften inne.

Den DOSB-Ethikpreis erhielt Prof. Dr. Hans Lenk im Jahre 2010 für seine hohen Verdienste um die Förderung der ethischen Werte im Sport. In seiner Laudatio bei der Verleihung in Lenks Geburtsstadt Berlin bezeichnete der Tübinger Theologe Prof. Dr. Dietmar Mieth (geb. 1940) als Kuratoriumsmitglied zur Verleihung des DOSB-Preises und Laudator den Preisträger Lenk u.a. als „eine moralische Institution, die als Frühwarnsystem auf viele moralische Verformungen des Sports hingewiesen und leider viel zu oft Recht behalten hat“. Der fünfte und damit derzeit jüngste DOSB-Ethikpreisträger ist übrigens der Sportwissenschaftler, Philosoph und Lenk-Schüler Prof. Dr. Gunter Gebauer (geb. 1944) von der Freien Universität Berlin, der die Auszeichnung 2018 ebenfalls in Berlin erhielt.
Im Jahre 2012 wurde Hans Lenk in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen. Dem Sport ist er auch als Aktiver immer noch treu: „Alter schützt vor Leistung nicht!“ lautete dabei nach wie vor sein persönliches Motto.

Wir werden ihm eine ehrendes Andenken bewahren und sind froh, mit ihm gedacht, gelacht, gesprochen und geschrieben zu haben. Danke Hans Lenk!

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