10.11.2010 12:57
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Wenn dem Chef der Kragen platzt
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Ist Wolfgang Schäuble, deutscher Bundesfinanzminister, ein unfairer Akteur? Was sich am 6.11.2010 in der Bundespressekonferenz http://www.youtube.com/watch?v=Ngm-rX_XZv0 abgespielt hat, lässt diesen Schluss zu, denn es gab seitens Schäuble keine Entschuldigung und keine Rehabilitation seines Pressesprechers Michael Offer. Diesen hatte Schäuble vor aller Welt und Kameras abgekanzelt wie einen Schuljungen und außerdem erkennen lassen, dass er das auch lustig findet – auf Kosten seines engen Mitarbeiters.
Viele Menschen wollen immer nicht glauben, dass es unfaire Attacken nicht nur als Mobbing im Sinne einer mehrwöchigen oder mehrmonatigen destruktiven und verletzenden Eskalation gibt, sondern auch als Dolchstoß. Daher hat die Fairness-Stiftung von Anfang an formuliert: Unfaire Attacken sind immer gekennzeichnet durch • eine gewisse zeitliche Dauer oder durch einen einmalig heftigen Angriff, der auf eine Kettenreaktion von Folgen (Domino-Effekt) angelegt ist, • Regelmäßigkeit oder substantielle Schärfe, • Systematik oder Zielorientierung der Beschädigung von Personen oder Organisationen sowie • Begleitumstände destruktiver Kommunikation (mit teils heftiger Wirkung) oder mediale Echoeffekte („Spiel über die Bande“).
Michael Offer hat als Reaktion auf seinen plötzlichen Gesichtsverlust und die Ministerattacke die einzig richtige Konsequenz gezogen, nachdem eine öffentliche Entschuldigung und Rehabilitation durch den Minister Schäuble nicht kam. Und ist von seinem Amt zurückgetreten. Das sollten auch andere tun, die sich in ähnlicher Weise vor anderen angegriffen sehen, und das Spielfeld verlassen.
Nun sinnen einige darüber nach, was Wolfgang Schäuble zu seinem Verhalten gebracht hat. Da wird seine Querschnittslähmung ins Spiel gebracht, das Attentat auf ihn, die Schmerzen, die Medikamente, der enorme Zeit- und Entscheidungsdruck, der auf Politikern lastet. Das mag alles sein, doch für jeden Chef gilt: Niemand erhält durch irgendwas das Recht, einen anderen Menschen herabzusetzen – öffentlich zumal. Niemand erhält das Recht durch eigenes Leid und Weh, sich bei attackierten Menschen nicht zu entschuldigen und ihren guten Ruf nicht wieder herzustellen. Und niemand sollte in einer herausgehobenen Führungsrolle sein, der nicht selbstkritisch genug eigenes Verhalten reflektieren, korrigieren und wieder gut machen kann.
http://www.youtube.com/watch?v=Ngm-rX_XZv0
http://www.fairness-stiftung.de/UnfairnessGlossar_Grafik.htm
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