28.09.2011 15:21
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Die Zeche für krass unfaire "Märkte"
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Viel mehr unsichere, niedrig bezahlte und schwindende Arbeitsplätze sind die Folge der seit 2007 anhaltenden Finanzkrise. Das haben Analysen der OECD vom 26.09.2011 ergeben. Insofern zahlen nicht nur die Steuerzahler die Zeche für den unregulierten Finanzmarkt und seine riskanten Geschäfte, sondern auch die Beschäftigten und die Arbeitssuchenden. Sie werden auf diese Weise vierfach zur Kasse gebeten, denn sie stemmen auch die Kosten erhöhter Arbeitslosigkeit und geringer Einzahlungen in die Sozialsysteme. Sie stehen auch mit ihrem Steuergeld ein für Euro-Rettungsschirme, die eigentlich Bankenrettungsschirme sind.
„Hatte sich die Situation im Jahr 2010 in vielen Regionen etwas entspannt, so macht das jüngst wieder gedrosselte Wirtschaftswachstum die kurzzeitigen Gewinne zunichte. Der aktuelle Beschäftigungsausblick der OECD verzeichnet in den 34 Ländern der Organisation ein Minus von 13 Millionen Jobs gegenüber der Vorkrisenzeit. OECD-weit waren damit im Juni dieses Jahres mehr als 44 Millionen Menschen arbeitslos, viele von ihnen bereits seit mehr als zwölf Monaten“, heißt es im aktuellen Bericht der internationalen Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit. Weiter heißt es: „Die Langzeitarbeitslosigkeit hat sich seit 2007 in einigen Ländern verdoppelt, in den USA sogar verdreifacht. Deutschland ist zwar auch hier eines der wenigen Länder mit einem positiven Trend, dafür liegt der Anteil der Menschen, die ein Jahr oder länger keine Arbeit gefunden haben, mit 47 aller Arbeitslosen sehr hoch. Eine besonders erfreuliche Ausnahme bildet Deutschland bei der Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit. Diese sank zwischen 2007 und 2010 um zwei Prozentpunkte auf 9,7 Prozent. Ganz anders im OECD-Mittel: Hier gehören junge Leute zwischen 15 und 24 Jahren zur Gruppe derer, die am stärksten unter dem Einbruch auf dem Jobmarkt leiden. Ihre Beschäftigungszahl ging zwischen Ende 2007 und 2010 um zehn Prozent zurück. Ähnlich schwerwiegend waren die Auswirkungen für Geringqualifizierte, sie verloren im gleichen Zeitraum mehr als neun Prozent. Bei den Geschlechtern sah es für Männer OECD-weit schlechter aus als für Frauen: Ihre Beschäftigung sank um 2,7 Prozent, während die Frauen mit einem Rückgang von 0,6 Prozent relativ glimpflich davon kamen“.
Doch „selbst wenn junge Leute eine Arbeit finden, ist das nicht immer ein Grund zu ungeteilter Freude: Mehr und mehr Menschen erhalten nur noch befristete Verträge, die, anders als früher üblich, in eine Sackgasse führen statt als Sprungbrett für eine dauerhafte Beschäftigung zu dienen. Betroffen sind neben Berufseinsteigern auch Frauen. Zu dieser Unsicherheit kommen in vielen Ländern stagnierende (Deutschland, Frankreich, USA) oder sinkende Reallöhne (Spanien, GB). Gepaart mit einer wachsenden Ungleichheit der Einkommen für Individuen und Haushalte, können diese Effekte den sozialen Zusammenhalt gefährden und den ohnehin schwachen Wirtschaftsaufschwung abbremsen. Die OECD fordert deshalb die G20-Minister auf, nicht nur darüber nachzudenken, wie mehr Jobs geschaffen werden können, sondern auch Maßnahmen zu ergreifen, die zu fairen und hochwertigen Beschäftigungsverhältnissen führen“.
Unübersehbar ist: Der viel zitierte Markt bzw. die vielgenannten „Märkte“ sind nicht in der Lage, aus sich selbst heraus für faire Bedingungen des Wirtschaftens und der Verteilung zu sorgen. Daran haben die starken Akteure des Marktes auch gar kein Interesse, denn sie profitieren von unfairen Konditionen zum eigenen Vorteil. Umso wichtiger ist es, die „Märkte“ in die Schranken zu weisen. Wer mit unglaublicher Finanzmacht Einfluss auf die gesamte Menschheit zum Vorteil weniger nimmt, muss nicht nur kontrolliert, sondern auch gemäßigt und zwangsläufig auf faire Standards verpflichtet werden. Damit nicht die Demokratie marktkonform, sondern der „Markt“ demokratiekonform wird.
http://www.oecd.org/document/50/0,3746,de_34968570_35008930_48750322_1_1_1_1,00.html
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20.09.2011 19:03
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Auf zur parlamentarischen Versammlung der UN
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Die Fairness-Stiftung hat einen Brief unterzeichnet, der heute an die Bundesregierung übergeben wurde:
"Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, sehr geehrter Herr Bundesminister,
in wenigen Tagen, am 13. September 2011, wird in New York die 66. Generalversammlung der Vereinten Nationen eröffnet. Das mutige und beispiellose Eintreten von Millionen von Menschen für demokratische Reformen in den Staaten der arabischen Welt und das in jüngster Zeit weltweit gestiegene Interesse an Demokratie ist ein Anlass, um grundsätzlich über die Entwicklung der Demokratie im Zeitalter der Globalisierung nachzudenken. Nicht zuletzt deshalb ist es mehr als sechs Jahrzehnte nach Gründung der Vereinten Nationen höchste Zeit für eine wegweisende Stärkung der Demokratie in der Weltorganisation.
Wir sind der gemeinsamen Überzeugung, dass den Bürgerinnen und Bürgern der Welt die Möglichkeit gegeben werden muss, sich an der Gestaltung der Weltinnenpolitik besser beteiligen zu können.
Einen entscheidenden Schritt hierfür hat das Europäische Parlament am 8. Juni 2011 vorgeschlagen. Die direkt gewählte Vertretung der Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union empfiehlt den Regierungen der Europäischen Union, und damit auch der deutschen Bundesregierung, sich bei der bevorstehenden UN-Generalversammlung für die Einrichtung einer Parlamentarischen Versammlung bei den Vereinten Nationen einzusetzen.
Wir richten uns mit diesem gemeinsamen offenen Brief an Sie, um uns mit Nachdruck der Empfehlung des Europäischen Parlaments anzuschließen und appellieren an Sie, den Vorschlag zur Einrichtung einer Parlamentarischen Versammlung bei den Vereinten Nationen aufzugreifen und zu unterstützen. Das Anliegen ist realistisch und pragmatisch. Eine Parlamentarische Versammlung bei den Vereinten Nationen könnte zunächst aus Mitgliedern der Parlamente der UNMitgliedsstaaten zusammengesetzt sein. Nach und nach soll sie mit umfassenden Informations-, Beteiligungs- und Kontrollrechten gegenüber den UN und den Organisationen des UN-Systems ausgestattet werden. In einem späteren Schritt könnten Direktwahlen erfolgen. Für den ersten Schritt würde ein Beschluss der Generalversammlung nach Artikel 22 der UN-Charta ausreichen. Eine Reform der Charta, wie zur Erweiterung des UN-Sicherheitsrates, wäre nicht erforderlich. Wir pflichten dem Europäischen Parlament bei, dass eine Parlamentarische Versammlung den demokratischen Charakter, die demokratische Rechenschaftspflicht und die Transparenz der Weltordnungspolitik erhöhen und eine bessere Beteiligung der Öffentlichkeit an den Tätigkeiten der Vereinten Nationen ermöglichen würde. Eine solche Versammlung könnte als ein maßgeblicher Katalysator für eine Weiterentwicklung des internationalen Systems und des Völkerrechts wirken.
Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, sehr geehrter Herr Bundesminister, wir bitten Sie darum, dass sich Deutschland bei der Generaldebatte im Rahmen der UN-Generalversammlung, die ab dem 21. September 2011 stattfinden soll, für den Vorschlag ausspricht.
Mit freundlichen Grüßen" Als unterzeichnende Vereine und Verbände Andheri-Hilfe Bonn e.V., Bonn Attac Deutschland, Frankfurt a.M. Bonn International Center for Conversion, Bonn Bund für Umwelt und Naturschutz e.V., Berlin Centrum für Corporate Citizenship Deutschland, Berlin Christen für gerechte Wirtschaftsordnung e.V., Berlin Deutsche Erd-Charta Koordination, Diemelstadt-Wethen Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen, Berlin Europäisches Jugendparlament in Deutschland e. V., Berlin Europa-Union Deutschland, Berlin Fairness-Stiftung, Frankfurt a.M. u.v.m.
http://www.kdun.org/de/unpa-kampagne/
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01.09.2011 12:46
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Der Deutsche Fairness Preis 2011 geht an Thomas Jorberg von der GLS-Bank
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Thomas Jorberg, Vorstandssprecher der GLS Bank, erhält den diesjährigen Deutschen Fairness Preis. Das gab die Fairness-Stiftung in Frankfurt am Main bekannt. Das Kuratorium der Fairness-Stiftung hat ihm den Preis wegen seiner Verdienste um die faire Führung der GLS Bank gegenüber den Kunden, den Mitgliedern, den Mitarbeitern, der Umwelt und der Gesellschaft zugesprochen.
Thomas Jorberg ist nach Bankausbildung und Tätigkeit bei der GLS Bank und einer Volksbank sowie nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften mit Abschluss "Diplom-Ökonom" seit 1986 bei der GLS Bank tätig. Seit 1993 ist er deren Vorstandsmitglied und seit 2003 deren Vorstandssprecher. Seit 2005 ist er zudem Aufsichtsratsvorsitzender der Elektrizitätswerke Schönau Verwaltungs GmbH sowie seit 2009 Aufsichtsratsmitglied der Hannoverschen Kassen. Jorberg ist Gründungsmitglied und gehört zum Steering Committee der 2009 ins Leben gerufenen G.A.B.V. (Global Alliance for Banking on Values), einem internationalen Bündnis sozial-ökologisch orientierter Banken für Nachhaltigkeit im Finanzmarkt.
"Gerade angesichts der Turbulenzen und der Verwerfungen im Finanzmarkt, in dem die meisten Akteure wenig Lernfortschritt erkennen lassen, ist diese Preisvergabe auch ein politisches Signal", sagt Norbert Copray, Direktor der Fairness-Stiftung. Es sei immer noch ungewöhnlich, dass eine Bank in allen Geschäftsfeldern für Fairness engagiert ist. Und dass dies durch den Vorstandssprecher repräsentiert und engagiert betrieben wird, was auch zum Erfolg der Bank beitrage, sei beispielgebend für die ganze Branche.
Der Deutsche Fairness Preis wird alljährlich von der Fairness-Stiftung vergeben. Er würdigt besonders den Einsatz für Fairness in Wirtschaft und Gesellschaft. Bisherige Preisträger sind unter anderen Prof. Dr. Horst-Eberhard Richter, Anton Wolfgang Graf von Faber-Castell, die Unternehmerfamilie Leibinger (Trumpf Group) und Günther Cramer (SMA Technology AG). Thomas Jorberg wird der Preis am 29.10. im Rahmen eines Festaktes in Frankfurt überreicht. Die Laudatio hält Gabriele Fischer, Verlegerin und Chefredakteurin der Zeitschrift brand eins.
www.gls-bank.de
www.brandeins.de
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