Viel mehr unsichere, niedrig bezahlte und schwindende Arbeitsplätze sind die Folge der seit 2007 anhaltenden Finanzkrise. Das haben Analysen der OECD vom 26.09.2011 ergeben. Insofern zahlen nicht nur die Steuerzahler die Zeche für den unregulierten Finanzmarkt und seine riskanten Geschäfte, sondern auch die Beschäftigten und die Arbeitssuchenden. Sie werden auf diese Weise vierfach zur Kasse gebeten, denn sie stemmen auch die Kosten erhöhter Arbeitslosigkeit und geringer Einzahlungen in die Sozialsysteme. Sie stehen auch mit ihrem Steuergeld ein für Euro-Rettungsschirme, die eigentlich Bankenrettungsschirme sind.
„Hatte sich die Situation im Jahr 2010 in vielen Regionen etwas entspannt, so macht das jüngst wieder gedrosselte Wirtschaftswachstum die kurzzeitigen Gewinne zunichte. Der aktuelle Beschäftigungsausblick der OECD verzeichnet in den 34 Ländern der Organisation ein Minus von 13 Millionen Jobs gegenüber der Vorkrisenzeit. OECD-weit waren damit im Juni dieses Jahres mehr als 44 Millionen Menschen arbeitslos, viele von ihnen bereits seit mehr als zwölf Monaten“, heißt es im aktuellen Bericht der internationalen Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit. Weiter heißt es: „Die Langzeitarbeitslosigkeit hat sich seit 2007 in einigen Ländern verdoppelt, in den USA sogar verdreifacht. Deutschland ist zwar auch hier eines der wenigen Länder mit einem positiven Trend, dafür liegt der Anteil der Menschen, die ein Jahr oder länger keine Arbeit gefunden haben, mit 47 aller Arbeitslosen sehr hoch. Eine besonders erfreuliche Ausnahme bildet Deutschland bei der Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit. Diese sank zwischen 2007 und 2010 um zwei Prozentpunkte auf 9,7 Prozent. Ganz anders im OECD-Mittel: Hier gehören junge Leute zwischen 15 und 24 Jahren zur Gruppe derer, die am stärksten unter dem Einbruch auf dem Jobmarkt leiden. Ihre Beschäftigungszahl ging zwischen Ende 2007 und 2010 um zehn Prozent zurück. Ähnlich schwerwiegend waren die Auswirkungen für Geringqualifizierte, sie verloren im gleichen Zeitraum mehr als neun Prozent. Bei den Geschlechtern sah es für Männer OECD-weit schlechter aus als für Frauen: Ihre Beschäftigung sank um 2,7 Prozent, während die Frauen mit einem Rückgang von 0,6 Prozent relativ glimpflich davon kamen“.
Doch „selbst wenn junge Leute eine Arbeit finden, ist das nicht immer ein Grund zu ungeteilter Freude: Mehr und mehr Menschen erhalten nur noch befristete Verträge, die, anders als früher üblich, in eine Sackgasse führen statt als Sprungbrett für eine dauerhafte Beschäftigung zu dienen. Betroffen sind neben Berufseinsteigern auch Frauen. Zu dieser Unsicherheit kommen in vielen Ländern stagnierende (Deutschland, Frankreich, USA) oder sinkende Reallöhne (Spanien, GB). Gepaart mit einer wachsenden Ungleichheit der Einkommen für Individuen und Haushalte, können diese Effekte den sozialen Zusammenhalt gefährden und den ohnehin schwachen Wirtschaftsaufschwung abbremsen. Die OECD fordert deshalb die G20-Minister auf, nicht nur darüber nachzudenken, wie mehr Jobs geschaffen werden können, sondern auch Maßnahmen zu ergreifen, die zu fairen und hochwertigen Beschäftigungsverhältnissen führen“.
Unübersehbar ist: Der viel zitierte Markt bzw. die vielgenannten „Märkte“ sind nicht in der Lage, aus sich selbst heraus für faire Bedingungen des Wirtschaftens und der Verteilung zu sorgen. Daran haben die starken Akteure des Marktes auch gar kein Interesse, denn sie profitieren von unfairen Konditionen zum eigenen Vorteil. Umso wichtiger ist es, die „Märkte“ in die Schranken zu weisen. Wer mit unglaublicher Finanzmacht Einfluss auf die gesamte Menschheit zum Vorteil weniger nimmt, muss nicht nur kontrolliert, sondern auch gemäßigt und zwangsläufig auf faire Standards verpflichtet werden. Damit nicht die Demokratie marktkonform, sondern der „Markt“ demokratiekonform wird.
http://www.oecd.org/document/50/0,3746,de_34968570_35008930_48750322_1_1_1_1,00.html
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