Blog nach Monat: Juli 2009

31.07.2009 14:57
Fairness ist Stabilitätsfaktor in Krisenzeiten
In Krisenzeiten stabil zu sein: das ist für Unternehmen entscheidend wichtig. Überdurchschnittlich stabil sind Firmen mit einer ethisch anspruchsvollen Verantwortungs- und Führungskultur. Das ist keine Sonntagsrede und kein frommer Wunsch: das ist das empirische Ergebnis einer Studie von Jens Rowold und Lars Borgmann (Universität Münster).

Ehrlichkeit, Vertrauenswürdigkeit, Sorge um die Mitarbeiter und faires Entscheidungsverhalten steigern die Arbeitszufriedenheit und das Commitment der Mitarbeiter signifikant, so Erkenntnisse der Studie.

Drei Ergebnisse haben die Wissenschaftler selbst überrascht: Ethische Mitarbeiterführung ist
- in Profit-Unternehmen häufiger anzutreffen als in Nonprofit-Organisationen
- auf allen Hierarchieebenen ähnlich häufig
- in größeren Abteilungen stärker ausgeprägt als in kleineren.

Die Erkenntnisse sind insofern wichtig, als dass viele Führungskräfte und auch Mitarbeiter mit den Vorurteilen hausieren gehen, in Krisenzeiten gewinnt ein Unternehmen vor allem durch Härte, Kommandostil und Ignoranz von Fairness und Ethik. Das ist mitnichten der Fall. Ebenso wenig sind nichtkommerzielle Organisationen ethischer ausgerichtet als Unternehmen, obwohl dieser Eindruck in den Medien gern verbreitet.

Eine faire und ethisch fundierte Unternehmens- und Führungskultur ist in Krisenzeiten ein maßgeblicher Stabilitätsfaktor. Und Ausreden, dafür sei eine Firma, eine Organisation, eine Abteilung zu groß oder zu differenziert, sind grundlos. Mit professionellem Vorgehen lässt sich in jeder Organisation Fairnesskompetenz etablieren und entfalten. Zum Wohl der Firma und der Mitarbeiter gleichermaßen.


Details der Studie in: Harald A. Mieg (Hrsg.): Verantwortung in/durch Unternehmen.
Wirtschaftspsychologie Nr. 2/2009, Pabst Science Publishers

17.07.2009 11:42
Ausgesaugte Firmen ohne Hilfsanspruch
Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg kritisierte bei der Verleihung des Ludwig-Erhard-Preises an Tanja Rabl in Bayreuth, dass der Staat Unternehmen, die von Finanzinvestoren ausgesaugt worden oder mangels tragfähiger Geschäftsmodelle in Schwierigkeiten gekommen sind, nicht helfen könne. Der Staat greife aber jedem Unternehmen ungeachtet seiner Größe dann unterstützend unter die Arme, wenn es unverschuldet in Not geraten sei und ein überzeugendes Zukunftskonzept vorlege. Dabei appellierte er ganz im Sinne Ludwig Erhards an die Verantwortung der Unternehmer, die für eine funktionierende Marktwirtschaft so wichtig ist.

Die Wirtschaftswissenschaftlerin Rabl bekam den mit 4000 € dotieren Preis für ihre Doktorarbeit über Korruption. Sie ging darin der Frage nach, was Entscheidungsträger in Unternehmen dazu bewegt, korrupt zu handeln. Ergebnisse ihrer empirischen Studie zeigen, dass die Dringlichkeit privater und beruflicher Ziele keine entscheidenden Motive für korruptes Handeln sind und daher auch keine Vorhersage korrupten Handelns erlauben. Vielmehr spielen im Entscheidungskalkül korrupter Akteure drei personbezogenen Aspekten eine entscheidende Rolle: a) die (grundsätzliche) Einstellung des Akteurs zu Korruption, b) die Normen des Umfelds bezüglich Korruption und c) die Kontrolle, die der Akteur glaubt, über sein eigenes korruptes Handeln zu haben.


Tanja Rabl: Private Corruption and its Actors. Pabst Science Publishers 2009, 308 Seiten.

08.07.2009 18:02
Tour de Fairness (honnêteté)?
Radsport, Reitsport, Eisschnelllauf, Fußball, Gewichtheben – der gedopte Sport ist gefühltermaßen flächendeckend geworden, mindestens dort, wo Spitzenleistungen erbracht und erwartet werden. Jeder Sieger, jede Siegerin ist inzwischen gleich verdächtig, unerlaubte Mittel eingesetzt zu haben beziehungsweise zur rechten Zeit unnachweisbar abgesetzt zu haben. Der gedopten Sportler sind die Außenseite einer extremen Unterwerfung des Sports unter Wirtschafts-, Kapital- und Medienvermarktungsinteressen.

Damit ist der Sport im hohen Risiko, seine Glaubwürdigkeit, seine Anziehungskraft, seine Erziehungsfunktion für junge Menschen zu verlieren; wenn diese nicht schon in Teilen auf der Strecke geblieben sind. Wie kann der Sport seine Glaubwürdigkeit und sein Ansehen zurückgewinnen? Wie kann Fairness und Sportfreude anstelle von reiner Siegermentalität und Geldgier wieder Vorrang bekommen?

Da müssen die Spitzenfunktionäre weit konsequenter, deutlicher und nachhaltiger vorgehen. Vor allen Dingen müsste konkreter Fairness definiert und Verstöße müssten mit langfristigeren Folgen geahndet werden, beispielsweise durch eine Liste der unfairen Akteure im Internet mit Bezeichnung des Verstoßes und des Strafmaßes. Und die Kompetenz der Spitzenfunktionäre wie der Sportler, Fairness zu praktizieren und Unfairness zu beurteilen, müsste entschieden heraufgesetzt werden. Sonst kann man viel reden, viel lamentieren, aber es wird weder fundierter noch wird die Praxis besser.

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