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06.10.2025 08:11
Warum faire Produkte keine Luxusgüter mehr sind  

Siegel prüfen kostet Zeit. Aber es ist gut investierte Zeit. Denn am Ende profitieren alle entlang der Lieferkette. Schreibt die Präsidentin von Brot für die Welt und der Diakonie Katastrophenhilfe Dagmar Pruin in der Frankfurter Rundschau am 4.10.25: „Nicht auch noch die Lieblingsschokolade! Und der Strauß Rosen! Gefühlt kann man kaum etwas essen oder kaufen, ohne dass eine Hiobsbotschaft den Appetit oder die Kaufentscheidung verdirbt. Immer öfter erfahren wir, dass hinter den kleinen Freuden des Alltags harte Realitäten stecken – Hungerlöhne, Pestizide, Landraub. Was also tun? Alles meiden? Ignorieren?

Es gibt einen dritten Weg: bewusster einkaufen. Zugegeben, der Dschungel an Siegeln wirkt manchmal dichter als der Amazonas. Doch es gibt Orientierung. Das Fairtrade-Siegel oder eine Marke wie Gepa, die in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiert, stehen seit Jahrzehnten für glaubwürdigen Fairen Handel.

Faire Produkte sind beim Einkauf längst keine Luxusgüter mehr

Faire Produkte sind längst keine Luxusgüter mehr – wenn auch meist etwas teurer. Das hat seinen Grund. Denn Billigprodukte sind nur möglich, wenn irgendwo jemand anderes den Aufpreis zahlt: durch Ausbeutung. Hinter jeder Rose und jeder Kakaobohne steht ein Mensch.

Die Zahlen sind drastisch: Ohne den Fairen Handel hätte beispielsweise laut einem Vertreter einer kleinbäuerlichen Kooperative in der Dominikanischen Republik jeder zweite Kleinbauer oder jede zweite Kleinbäuerin dort in den vergangenen Jahren aufgeben müssen. Denn Klimawandel, Preisdruck und ausbeuterische Strukturen setzen massiv zu. Fairer Handel hingegen schafft Perspektiven: höhere Einnahmen, nachhaltiger und an den Klimawandel angepasster Anbau, bessere Zukunftschancen. So entstehen stabile Einkommen – und Perspektiven für die nächste Generation.

Politik muss Bedingungen für Fairen Handeln schaffen

Fairer Handel bedeutet mehr als nur faire Preise: Zusätzliche Fairtrade-Prämien fließen beispielsweise in Schulen, Gesundheitsstationen oder Weiterbildung in den Gemeinden. Mitglieder der Kooperativen entscheiden demokratisch über die Verwendung. Frauen werden gezielt gefördert. Das ist keine Wohltätigkeit, sondern gelebte Verantwortung.

Damit der Faire Handel aber zur Norm wird, muss die Politik die richtigen Rahmenbedingungen setzen. Die Lieferkettengesetze in Deutschland und Europa waren hier erste wichtige Schritte – die aktuell drohenden massiven Abschwächungen gehen jedoch genau in die falsche Richtung.

In der Zwischenzeit gilt für uns als Komsument:innen: Ja, Siegel prüfen kostet Zeit. Aber es ist gut investierte Zeit. Denn am Ende profitieren alle entlang der Lieferkette“.

Kritisch anzumerken ist: Die Zertifizierungsprozesse kosten die Produzenten richtig Geld, das dann an anderer Stelle fehlt. Hier müssten die Kosten auf die Kunden umgelegt werden oder: noch besser von wohlhabenden Staaten übernommen werden.

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