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13.01.2016 11:38
Rote Karte im Verkehr  

Aggression, Egoismus und Rücksichtslosigkeit im Straßenverkehr: Unfairness massenhaft. Der ADAC hält aggressives Verhalten auf deutschen Straßen für Alltag. Mitgliederbefragungen des ADAC haben gezeigt: Acht von zehn Autofahrern empfinden egoistisches und rücksichtsloses Verhalten im Straßenverkehr als besonders belastend. Ärger entsteht vor allem, weil sich Verkehrsteilnehmer – ob absichtlich, fahrlässig oder versehentlich – nicht an die Verkehrsregeln halten. Doch was der ADAC nicht erwähnt: die Rechthaberei im Straßenverkehr trägt mit dazu bei, wenn Verkehrsteilnehmer anderen wegen Fahrfehler oder unfairem Verhalten gleich Mores lehren wollen. Und: die Werbung für leistungsstarke, sportive Autos sowie die erhöhte Sitzposition in SUV schaffen Überlegenheitsgefühle und –bedürfnisse, die im Verkehr ausgelebt werden. Man sehe sich nur die TV-Autowerbung an. Werbung für faires Fahrverhalten ist etwas anderes.

Der ADAC hat einen Verhaltenskodex – einen „Knigge“ für die Straße – für ein faires Miteinander zusammengestellt:
- Blickkontakt: "Straßenverkehr findet über Kommunikation statt. Ohne Blickkontakt mit anderen Verkehrsteilnehmern kann das Miteinander nicht funktionieren. Deshalb sollte stets der Blick nach draußen die Kommunikation ermöglichen – zu anderen Autofahrern, Radfahrern, Fußgängern und vor allem zu Kindern.
- Handzeichen: Im Straßenverkehr kommen zahlreiche Gesten zum Einsatz – oft sind es jedoch nur die beleidigenden. Mit freundlichen Handzeichen hingegen lässt sich Danke sagen, entschuldigen oder loben.
- Blinken: Fahrmanöver ausführen, ohne zuvor andere Verkehrsteilnehmer darüber zu informieren, erzeugt zwangsläufig Ärger. Deswegen muss, etwa beim Abbiegen oder Spurwechseln, zwingend geblinkt werden.
- Zeit einkalkulieren: Häufig lösen Stress und Termindruck aggressives Verhalten aus. Oft genügt schon ein Stau, dass Sicherungen bei Autofahrern durchbrennen. Tipp des ADAC: Einige Minuten zusätzlich als Sicherheitsplus einkalkulieren, frühzeitig starten und entspannt ans Ziel kommen". Zu ergänzen wäre:
- Vorteil gönnen: es geht im Verkehr nicht primär um's Recht haben, sondern um heil und gesund am Ziel anzukommen. Dazu gehört auch, aggressives Fahren durch rücksichtsvolles ersetzen, auch dem anderen Verkehrsteilnehmer einen Vorteil gönnen und nicht um Biegen und Brechen streitig machen. Denn das sind oft die Ursachen für Karambolagen, wo weder Nebel noch Regen noch Schnee und Eis den Verkehr beeinträchtigen, sondern nur der Mensch allein.

Gute Tipps für mehr Fairness im Verkehr. Doch wie sieht’s mit der Fairness im ADAC-Verein aus? Es gibt eine Reihe von Personal- und Strukturentscheidungen, die ihre Bewährungsprobe noch vor sich haben. Und eine Orientierungsänderung wäre auch ratsam: Nicht die freie Fahrt für freie Bürger propagieren und den Autosport sponsern, sondern für mehr Fairness im ADAC und auf der Straße aktiver und deutlicher eintreten – auch mal mit weniger Geschwindigkeit, mehr Fußgefühl und Achtsamkeit.

"Verkehrs-Knigge"

"Reformentscheidungen im ADAC"

"Wer das Reglement im ADAC überwacht"

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