In Supermärkten und bei Discountern liegen sie und werden viel gekauft: Bananen und Ananas. Sind die günstigen Bananen und Ananas denn fair produziert? Dieser Frage ist die Nichtregierungsorganisation Oxfam nachgegangen. Oxfam besuchte hierfür Bananen- und Ananas-Plantagen in Costa Rica und Ecuador. Oxfam stellt fest: Faire Arbeitsbedingungen finden sich auf diesen Plantagen nicht.
Ole Plogstedt (Koch und Kampagnen-Botschafter „Make Fruit Fair!“ von Oxfam) trieb bei seiner Reise im Januar 2016 nach Ecuador die Frage um: „Jede/r isst Bananen und sie kosten in unseren Supermärkten einen Spottpreis – dabei reisen sie um die halbe Welt bis zu uns. Wer zahlt eigentlich den Preis für die billigen Bananen?“.
Die zugehörige Antwort sei leider ganz einfach: „Es sind die Bananen-Arbeiter/innen. Während Supermärkte, Händler und Frucht-Firmen ihren Schnitt machen, verdienen die Plantagen-Arbeiter/innen in Ecuador so wenig, dass ihre Familien unter der Armutsgrenze leben müssen. Und das bei Arbeitszeiten von bis zu zwölf Stunden am Tag. In das Ausbeutungssystem von Hungerlohn und unbezahlten Überstunden reihen sich noch weitere Missstände ein: keine Arbeitsverträge, keine Anmeldung im Sozialsystem, unbezahlter Urlaub, Arbeitskleidung und Werkzeuge werden nicht gestellt. Da bleibt einem die Banane im Hals stecken“.
Laut Plogstedt würden weiterhin Gewerkschafter gefährlich leben und müssen „mit Repressalien – von Entlassung bis hin zu Morddrohungen – rechnen“. Aber auch unter den Arbeiter/innen gelte: „Wer aufmuckt, wird schnell entlassen, landet auf der schwarzen Liste und kriegt nie wieder einen Job im Bananen-Sektor. Die Arbeiter/innen hatten alle enorme Angst, ihren Job zu verlieren. Schon mit uns zu reden, war ein Risiko. Ihre Chefs sollten von unseren Treffen nichts mitkriegen. Klar, dass die meisten nicht wollten, dass wir sie fotografieren oder ihren Namen nennen“.
Erschüttert zeigt sich Plogstedt beim Thema Arbeitssicherheit auf den Bananen-Plantagen. Laut Aussage von Arbeiter/Innen würden die Bananen regelmäßig „per Flugzeug mit Pestiziden gegen Schädlinge und Pflanzenkrankheiten besprüht, ohne Rücksicht auf die Arbeiter/innen. Mehrere Arbeiter/innen haben erzählt, dass sie teilweise beim Mittagessen sitzen und ihnen das Essen auf dem Teller verpestet wird. Oder sie arbeiten in der Plantage und bekommen den Giftnebel voll ab. Bei nur einigen wenigen Unternehmen werden die Arbeiter/innen vor dem Pestizid-Einsatz informiert. Aber da die Bezahlung nach Akkord erfolgt, arbeiten sie trotzdem weiter, weil sie sich den Verdienstausfall nicht leisten können“.
Oxfam spricht hierbei von „Pestizidvergiftungen [...]. Neben z. B. starkem Kopfweh, Hautausschlägen, massiven Pigmentstörungen, Krankheiten der inneren Organe und blutigem Erbrechen wirken sich die Gifte auch auf das Erbgut aus. In den Bananen-Provinzen kommen deswegen besonders viele Kinder mit Behinderung zur Welt. Leider gibt es zu wenig wissenschaftliche Studien, um die Bananen-Unternehmen dafür zu belangen“.
Oxfam weist darauf hin, dass unter den betrachteten Plantagen auch welche seien, die durch die Rainforest Alliance zertifiziert würden. Rainforest Alliance, welche im Vorfeld von Oxfam informiert wurde, gibt an, Untersuchungen eingeleitet zu haben, um die Vorwürfe zu prüfen.
Oxfams Hauptkritik richtet sich an den deutschen Einzelhandel. Aldi, Lidl, Edeka, Rewe und Co. würden durch ihre Preispolitik solche gefährlichen und unfairen Arbeitsbedingungen begünstigen und mitverantworten. „So sind etwa die Importpreise für Ananas trotz steigender Produktionskosten zwischen 2002 und 2014 um rund 45 Prozent gesunken. Dies trägt dazu bei, dass traditionelle Ausbeutungsstrukturen in den beiden Ländern noch verschärft werden, die Löhne der Plantagenarbeiter/innen weder in Costa Rica noch in Ecuador für den Lebensunterhalt einer Familie ausreichen und immer noch prekäre Arbeitsverhältnisse vorherrschen“. „Während Supermarktketten das Aussehen der importierten Früchte penibel kontrollieren und beim kleinsten Makel ganze Lieferungen nicht annehmen, spielen laut Oxfam soziale und ökologische Kriterien für sie eine deutlich geringere Rolle“.
Autorin: Jolanda Humml-Butera
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