Unternehmerverbände trommeln wieder: Es gibt einen extremen Kapazitzätsengpass in etlichen Unternehmen angesichts der stark anziehenden Auftragslage. Es fehlt an Ingenieuren, Vertrieblern usw, aber auch an einfach Beschäftigten. Die Unternehmen wollen am liebsten qualifzierte Fachkräfte aus dem Ausland einstellen dürfen. Auf diese Weise umgehen sie ihre Investitionen in die Ausbildung und Beschäftigung junger Leute und in die Fortbildung der älteren Arbeitnehmer.
Denn was bestritten wird, ist Fakt: Seit Sommer 2006 arbeitete Serpil S. donnerstags in der Filiale von Douglas in Frankfurt am Main. In einem Praktikum im Rahmen der Hauptschulkooperation mit Unternehmen erwies sich die Jugendliche als passable Mitarbeiterin; sie wurde sogar zu Sonderschichten in der Weihnachtszeit angeworben. Jetzt hat sie sich als Azubi beworben und bekam eine Absage. Douglas stelle nur Realschüler mit mindestens 2,0 Notendurchschnitt ein, meint das Unternehmen. Serpil: "Die nutzen uns nur aus".
Das ist kein Einzelfall. Auch Hochschulabsolventen schlagen sich trotz guter Noten und Auszeichnungen jahrelang mit Billigpraktika durch, ausgenutzt von Firmen als Billigkräfte. Wer so mit den jungen Menschen in unserer Gesellschaft umgeht, wer so das Potenzial junger Leute behandelt, verdient keine Erlaubnis, Fachkräfte aus dem Ausland einzustellen.
Ein Vorschlag zur organisierten Fairness: Pro ausländischer Fachkraft, die eigens aus dem Ausland angeworben wurde, muss jedes Unternehmen zwei Auszubildende oder Trainees oder einen älteren Arbeitsnehmer über 49 Jahren einstellen. Wer das nicht kann oder will, zahlt eine Abgabe in einen Fond, aus dem staatliche Weiterbildung für junge oder ältere Menschen finanziert wird. Oder gibt es bessere Vorschläge?
http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/lokalnachrichten/frankfurt/?em_cnt=1099305&
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