Es wird noch 132 Jahre dauern, bis Frauen und Männer die gleichen Gehälter, Chancen und Rechte haben werden, rechnet das Weltwirtschaftsforum vor. Deutschland schneidet vor allem in einer Kategorie besonders schlecht ab. Dazu schreiben ManagerMagazin und Spiegel-Online am 13.7.22:
Der langjährige Trend zu mehr Gleichberechtigung der Geschlechter ist durch die Pandemie ins Stocken geraten. Covid-19 hat die Gleichstellung der Geschlechter um eine Generation zurückgeworfen. Das ist das bittere Fazit des Weltwirtschaftsforums (WEF). 132 Jahre wird es noch dauern, bis Frauen und Männer weltweit die gleichen Chancen, Gehälter und Rechte haben werden, rechnet das WEF in seinem »Global Gender Gap Report« vor. Der Bericht wird seit 2006 jährlich veröffentlicht, untersucht wird dafür in 146 Ländern, wie es um die Chancen von Frauen und Männern steht im Hinblick auf Gesundheit, Bildung, ökonomische Teilhabe und politische Mitwirkung. Das Ergebnis: Die Coronapandemie hat Frauen weltweit in traditionelle Rollenmuster zurückgedrängt.
Kochen, putzen, Kinder betreuen – die sogenannte Care-Arbeit wurde auch schon vor Corona hauptsächlich von Frauen erledigt. Während der Pandemie waren weltweit Kindergärten und Schulen geschlossen, die Zusatzbelastung blieb vor allem an den Frauen hängen.
Für beide das Gleiche ist eben nicht gerecht
»Die Fortschritte bei der Überwindung der globalen Geschlechterkluft sind zu langsam, um die während der Pandemie aufgelaufenen Verluste wieder aufzuholen«, heißt es in der Studie. Die Geschlechterparität in der Erwerbsbevölkerung ist nun auf dem niedrigsten Stand, der jemals ermittelt wurde. Die Autoren fürchten deshalb, dass Frauen unter den weltweit steigenden Lebenshaltungskosten besonders leiden werden.
Gezielte Maßnahmen, die Frauen dabei unterstützen, zurück ins Berufsleben zu finden und die Förderung von weiblichen Talenten in Zukunftsbranchen seien nun weltweit gefragt, sagt WEF-Geschäftsführerin Saadia Zahidi: »Andernfalls riskieren wir, die Errungenschaften der letzten Jahrzehnte dauerhaft zu untergraben.«
Wirtschaftliche Teilhabe in Deutschland auf Stand von 2009
Deutschland schafft es im diesjährigen Ranking auf Platz 10, mit dem besten jemals im Ranking erzielten Wert. Aber: In der Kategorie »Wirtschaftliche Teilhabe und Chancen« büßte Deutschland bei allen Indikatoren Punkte ein und liegt nun wieder auf dem Stand von 2009. Untersucht wird hier zum Beispiel, ob gleiche Arbeit bei Männern und Frauen gleich bezahlt wird – und in diesem Punkt schneidet Deutschland besonders schlecht ab. Im weltweiten Vergleich reicht es nur für Platz 105.
Am besten schneidet Deutschland in der Kategorie »Politische Teilhabe« ab, dort gab es auch die größten Verbesserungen seit 2006. Bewertet wird hier unter anderem der Frauenanteil im Deutschen Bundestag und die Anzahl der Ministerinnen.
In der Kategorie »Bildung« attestieren die Autoren der Bundesrepublik, die Gerechtigkeitslücke zu fast 98 Prozent geschlossen zu haben. Zahlreiche andere Staaten kommen hier allerdings auf noch bessere Werte, sodass Deutschland in diesem Feld nur auf Platz 81 des Rankings landet.
In der Kategorie »Gesundheit und Überleben« wird etwa die Lebenserwartung gewertet. Hier gab es in den letzten Jahren in Deutschland kaum Veränderungen. Zu 97 Prozent besteht hier Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern. Vorbild Island
Auf Platz eins des weltweiten Rankings steht seit Jahren unangefochten Island, das die Lücke zwischen Männern und Frauen mittlerweile zu mehr als 90 Prozent schließen konnte. Danach folgen Finnland, Norwegen und Neuseeland. Vor Deutschland liegen noch Schweden, Ruanda, Nicaragua, Namibia und Irland.
Regional betrachtet ist Nordamerika Vorreiter. Dort wird es noch 59 Jahre dauern, bis Frauen und Männer nach den WEF-Kategorien wirklich gleichberechtigt sind. Auf Platz zwei folgt Europa mit 60 Jahren bis zur Chancengleichheit. Schlusslicht ist Südasien. Dort wird es noch fast 200 Jahre dauern, bis Frauen zu Männern aufschließen können.
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