Erkenntnisse aus dem Bio-Check am 17.11.22 bei Sat1:
"Bio-Produkte sind in allen Preisklassen und fast jedem Einzelhandel zu finden
Bio-Lebensmittel sind wegen der Herstellungsart oft teurer
Günstiger sind oftmals Bio-Eigenmarken. Auch da gibt es sehr gute Qualität. Siehe unten!
Bei den Bio-Siegeln ist das EU-Bio-Siegel das Mindestmaß, das Demeter-Siegel eines der strengsten (siehe unten).
Ob Discounter wie Aldi, Penny oder Lidl, Supermärkte wie Edeka oder Rewe oder spezialisierte Biogeschäfte wie Denns, Biocompany, Alnatura oder VollCorner: Überall kannst du inzwischen deinen Einkaufswagen mit Bioprodukten füllen. Der einzige Unterschied ist das Sortiment. Biomärkte und Supermärkte haben meist eine größere Bio-Warenauswahl – so kann man z.B. zwischen mehreren Bio-Apfelsäften wählen, wohingegen es vielleicht in einem Discounter nur eine Bio-Option geben könnte.
Ein Grund, warum es manche Produkte beim Discounter gar nicht oder nur in geringer Auswahl gibt, ist das Kaufverhalten der Kunden.
Dr. Julia Adou, Leiterin Corporate Responsibility Aldi Süd, gibt an, dass bei Aldi Süd vor allem frische Ware und unverarbeitete Produkte in Bioqualität angeboten werden. Der Grund: Diese Produkte haben eine höhere Nachfrage als stark verarbeitete Produkte.
Warum sind Bio-Lebensmittel teuer?
Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft erklärt, dass Bio-Lebensmittel oft teurer sind, weil die ökologische Herstellung von Erzeugung, Verarbeitung und Verteilung aufwendiger ist. In den Preisen sind auch die Preise für (diverse) Öko- und Biosiegel enthalten, deren Nutzung die Hersteller zahlen müssen. Da Bio-Lebensmittel und Bio-Produkte immer beliebter werden, gehen Expert:innen davon aus, dass sich die Preise künftig verringern – der Bund Ökologischer Lebensmittelwirtschaft ist anderer Meinung und vermutet, dass Bio wohl immer etwas teurer bleiben wird.
Wo bekomme ich günstige Bio-Produkte?
Überraschend ist es nicht: Im Discounter bekommst du Bio-Waren meist am günstigsten, im Mittelfeld befinden sich in der Regel die klassischen Supermärkte, Preisspitzenreiter sind oftmals die Biomärkte.
Um bei Bio-Produkten Geld zu sparen, helfen Eigenmarken. Diese halten sich mindestens, aber nicht ausschließlich, an die EU-Standards und können dadurch mit Bio-Markenprodukten mithalten.
Wie man jetzt beim Einkaufen sparen kann
Durch die derzeit herrschende Inflation sind Lebensmittelpreise grundsätzlich gestiegen. Das führt dazu, dass derzeit manche Bio-Produkte gleich viel kosten oder sogar günstiger sind als Waren ohne Bio-Siegel. Die Bio-Lebensmittelpreise steigen langsamer an und viele Landwirte haben sich für eine Preisbremse ausgesprochen. "Biopreise verteuern sich aufgrund längerer Kontraktlaufzeiten derzeit langsamer als die konventionelle Ware", erklärt Peter Röhrig, Vorstand des Bio-Dachverbandes BÖLW in einem Interview.
Welche Bio-Siegel gibt es?
Es gibt über 100 Bio-Siegel und Labels in Deutschland. Und nicht jedes Wording, das auf Bio-Anbau schließen lässt, ist auch aussagekräftig. So sind zwar Wörter wie "ökologisch" oder "bio" geschützt, nicht aber "natürlich" oder "naturnah". Joghurt mit 100% natürlichen Zutaten muss nicht gleichzeitig ein Bio-Produkt sein.
Ein Dschungel an Angeboten also, bei denen Bio-Siegel helfen können, sich zu orientieren. Neben großen Siegeln gibt es auch einige regionale wie das Bio-Siegel Bayern. Die vier bekanntesten Bio-Siegel sind das EU-Bio-Siegel, Demeter, Naturland und Bioland.
Das EU-Bio-Siegel: Das EU-Bio-Siegel gibt es seit 2010, es gilt verpflichtend für alle verpackten Bio-Lebensmittel, die in der EU produziert wurden. Das Siegel zeigt an, dass diese Lebensmittel den Mindeststandard für biologische Produkte einhalten. Darunter fällt, dass keine Pestizide zum Einsatz kommen, maximal 49 Zusatzstoffe in verarbeiteten Lebensmitteln stecken, 95% des Futters Bio sein müssen und Tierbestände sowie artgerechter Auslauf sollen gewährleistet werden.
Ein Kritikpunkt: Es handelt sich wirklich um das Minimum, was das Tierwohl angeht. Bei Hühnern zum Beispiel muss nur ein Drittel des Stalls als Scharrfläche dienen. Aber ob und wie lange die Tiere nach draußen dürfen ist nicht geregelt, weswegen reine Stallhaltung und das EU-Bio-Siegel sich nicht ausschließen. Auch Aspekte wie Nachhaltigkeit in der Verpackung oder Herstellung werden nicht im Siegel berücksichtigt.
Treffen 95% der Kriterien auf ein Produkt zu, darf es das EU-Bio-Siegel nutzen. Mindestens einmal im Jahr werden Hersteller, die das Siegel nutzen, auf die Standards kontrolliert.
Das Demeter-Siegel dürfen nur Höfe führen, die strenge Vorgaben einhalten müssen. Demeter: Demeter gibt's schon seit 1924 und ist somit der älteste Bio-Verband in Deutschland. Und das Demeter-Siegel hat den Ruf, besonders streng zu sein. Wie auch das EU-Siegel ist es nicht nur auf Deutschland begrenzt, sondern wird auch international eingesetzt. Demeter-Landwirte arbeiten nach der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise, die als äußerst ökologisch und nachhaltig gilt. Demeter-Höfe verstehen sich als ein Organismus, der im Einklang mit der Natur arbeitet. Die Landwirte beachten auch Mondphasen und wie sie sich auf das Wachstum der Pflanzen auswirken. Es dürfen zudem maximal 21 Zusatzstoffe verarbeitet werden, Legehennen müssen ausreichend Auslauf haben, es werden weniger Tiere pro Hektar gehalten und auch auf schmerzhafte Praktiken wie das Enthornen von Rindern wird verzichtet. Das sind nur einige der Regeln, an die sich die Landwirte für das Demeter-Siegel halten müssen. Die Betriebe werden mindestens einmal im Jahr von unabhängigen Stellen kontrolliert.
Bioland und Naturland haben ähnliche Anforderungen, damit ihr jeweiliges Siegel vergeben wird. Bioland und Naturland: Die Siegel werden oft in einem Atemzug genannt, da sie sich in den meisten Punkten überschneiden. Der offenkundigste Unterschied: Bioland gibt’s nur in Deutschland und Südtirol, Naturland international.
Beide verpflichten sich, 100% Bio-Futter zu nutzen, gewähren den Tieren ebenfalls mehr Platz pro Hektar und achten auf einen artgerechten Auslauf. Bioland lässt zudem Kälber zwischen einem und drei Tagen bei ihren Müttern. Auch bei Fisch setzen beide auf gezüchteten Fisch aus Aquakulturen, die z.B. beim Einsatz von Medikamenten strenger sind als die EU-Vorschriften. Auch hier kontrollieren unabhängige Stellen die Landwirte mindestens einmal im Jahr.
Sind Bio-Eigenmarken gut?
Gegen Bio-Eigenmarken ist nichts einzuwenden. Ein Bio-Angebot verschiedenster Waren zu haben wird immer wichtiger, weshalb Supermärkte wie Rewe und Discounter wie Lidl auch immer mehr anbieten. Die Eigenmarken spielen strategisch eine wichtige Rolle, da sich die Märkte so nicht von Zulieferern abhängig machen, ihre Ware günstiger anbieten können und gleichzeitig die Bio-Autorität ihrer Märkte selbst erhöhen. Bio-Eigenmarken müssen – wie alle Bio-Produkte – zumindest die Standards des EU-Bio-Siegels erfüllen. Eine Bio-Eigenmarke ist dementsprechend genauso vertrauenswürdig wie eine Nicht-Eigenmarke mit Bio-Siegeln.
Diese Bio-Eigenmarken halten sich u.a. an Standards von Naturland, Bioland oder Demeter:
Biotrend von Lidl ReweBio dmBio enerBio von Rossmann EdekaBio Alnatura
Ist Bio immer besser?
Bio-Produkte müssen bestimmten Standards entsprechen, damit sie sich überhaupt so nennen dürfen. Diese Richtlinien wirken sich natürlich auch auf den Anbau und die Landwirtschaft aus – und so auch auf die Umwelt.
Beispielsweise setzt man bei der ökologischen Landwirtschaft auf natürliche Pestizide. In der konventionellen Landwirtschaft kommen oft chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel zum Einsatz, deren Rückstände sich in den Lebensmitteln nachweisen lassen. Auch die Nitratbelastung von Wasser kann durch die ökologische Landwirtschaft gemindert werden.
Kurz: Ökologische Landwirtschaft hat eine bessere Umweltbilanz.
Oft profitieren auch die Nutztiere davon – zum Beispiel durch mehr Auslauf. Somit hilft der Kauf von Bio-Produkten auch, diese Art der Landwirtschaft und Tierhaltung weiter voranzutreiben. Trotzdem ist Bio nicht gleich Bio und die Siegel wie auch deren Anforderungen an den Landwirt und seine Produkte unterscheiden sich",
schrieb Jannah Fischer auf Sat1.de
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