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14.03.2024 08:56
Geringe Identifikation von Arbeitnehmern mit ihren Unternehmen  

Nur noch 14 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer fühlen sich stark an ihr Unternehmen gebunden, das ist das Ergebnis einer Langzeitstudie. Noch nie wollten so viele ihren Job wechseln. Maren Hoffmann schreibt darüber in Spiegel Online am 14.3.24:
„Knapp die Hälfte der in Deutschland Beschäftigten ist auf dem Sprung: 45 Prozent von ihnen sind aktiv auf Jobsuche oder zumindest offen für einen Wechsel. Das ist das Ergebnis der Langzeitstudie »Gallup Engagement Index Deutschland«, die das Meinungsforschungsinstitut seit 2001 jährlich erhebt.

Nur schwache Beziehung zum Arbeitgeber

Der Index misst unter anderem, wie sehr sich Mitarbeitende an ihre Arbeitgeber emotional gebunden fühlen. Und dieser Wert ist auf einem Zehn-Jahres-Tiefstand: Fast jeder Fünfte sagt, dass er sich »überhaupt nicht gebunden« fühlt. Vier von zehn Befragten, die weniger als ein Jahr im Unternehmen sind, schauen sich schon wieder nach einer neuen Stelle um. Nur 14 Prozent sind »emotional hoch gebunden« an ihre Firma und »erleben ein durch gute Führung geprägtes Arbeitsumfeld«; mehr als 7,3 Millionen Beschäftigte haben laut der Studie bereits innerlich gekündigt.

Auch wenn einige Unternehmen Stellen abbauten, ändere das grundsätzlich nichts daran, »dass es schon jetzt zu wenig Arbeitskräfte gibt und sie durch den Eintritt der Babyboomer ins Rentenalter von Tag zu Tag weniger werden«, so Nink. »Bei Unternehmen drückt die wirtschaftliche Entwicklung auf Geschäftsergebnisse und Stimmung. Über dem Kosten- und Krisenmanagement vergessen Führungskräfte oft das People Management. Dabei kann das eine nicht ohne das andere funktionieren.

„Das Management muss hier eine klare Richtung vorgeben, Aufbruchstimmung vermitteln und in Möglichkeiten statt im Krisenmodus denken“, sagt Pa Sinyan, Managing Partner bei Gallup für den Wirtschaftsraum Europa, Arabien und Afrika.

Nur 40 Prozent der Befragten haben uneingeschränkt Vertrauen in die finanzielle Zukunft ihres Arbeitgebers. Das war in den Coronajahren anders: 2020 lag der Wert bei 55 Prozent, der höchste im Rahmen der Studie je gemessene – seither geht es abwärts, auch mit der Überzeugung, die eigene Geschäftsführung könne künftige Herausforderungen erfolgreich meistern. Nur noch ein Viertel glaubt, dass die Chefinnen und Chefs zukunftssicher unterwegs sind – auch dieser Wert liegt mittlerweile auf Vor-Pandemie-Niveau.

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„Das Management muss hier eine klare Richtung vorgeben, Aufbruchstimmung vermitteln und in Möglichkeiten statt im Krisenmodus denken, um so die Zuversicht zu stärken und Beschäftigte für den Kurs des Unternehmens zu begeistern“, so Pa Sinyan, als Managing Partner bei Gallup für den Wirtschaftsraum Europa, Arabien und Afrika zuständig.

Mangelnde Bindung führt zu Krankentagen

Innere Kündigung ist der Studie zufolge auch ein volkswirtschaftliches Problem: Die Autoren beziffern die dadurch entstehenden Kosten aufgrund von Produktivitätseinbußen auf eine Summe zwischen 132,6 und 167,2 Milliarden Euro. Bei geringer Bindung nehmen auch die Fehlzeiten zu: Beschäftigte, die sich emotional von ihrem Arbeitgeber verabschiedet haben, waren 2023 im Schnitt gut neun Tage krank, hoch gebundene Mitarbeitende kamen nur auf knapp fünf Tage.

Von den stark Gebundenen wollen vier Fünftel in einem Jahr noch bei ihrer derzeitigen Firma sein – von denjenigen ohne Bindung sind es weniger als ein Drittel. Der Anteil derjenigen, die fest davon überzeugt sind, in drei Jahren noch in ihrem Unternehmen sein zu wollen, ist im Laufe der Jahre auf jetzt 40 Prozent kontinuierlich geschrumpft. 2018 lag der Wert noch bei 65 Prozent.

Mehr als zwei Drittel der Befragten schätzen den Arbeitsmarkt positiv ein, mehr als ein Drittel stimmt uneingeschränkt der Aussage zu »Mein Unternehmen hat große Schwierigkeiten, den Bedarf an geeigneten Fachkräften zu decken«. Vor zehn Jahren war es nur ein Fünftel.

Der entscheidende Faktor für Wechselwilligkeit, so die Studie, sei die erlebte Führung. Nur gut ein Fünftel ist uneingeschränkt mit dem oder der direkten Vorgesetzten zufrieden. Darüber hinaus haben Beschäftigte nicht das Gefühl, dass ihre Führungskräfte ihre

Stärken wahrnehmen und wertschätzen. Nur gut ein Viertel gibt an, dass diese in ihrem Arbeitsalltag im Mittelpunkt stehen.“

Für die Untersuchung wurden zwischen dem 20. November und 22. Dezember 2023 insgesamt 1500 zufällig ausgewählte Arbeitnehmende ab 18 Jahren telefonisch interviewt. Die Ergebnisse sind laut Gallup repräsentativ für die Arbeitnehmerschaft in Deutschland ab 18 Jahren.


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