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23.06.2022 14:07
Coca Cola: Milliardengewinne und Menschenrechtsverletzungen  

Aktivistinnen und Aktivisten berichten bei einer Diskussion in Frankfurt über die Verletzung von Menschenrechten bei Coca-Cola und weltweiten Partnerfirmen. Die Gewerkschaftsleute fordern mehr internationale Solidarität für ihren Kampf um menschenwürdige Arbeitsbedingungen.

Claus-Jürgen Göpfert berichtet für die Frankfurter Rundschau am 22.6.22: "Manchmal scheint das Publikum den Atem anzuhalten, so still ist es im Saal. Gebannt hören die Menschen die Berichte von Gewerkschaftern, die in Südostasien um die Rechte von Beschäftigten des Weltkonzerns Coca-Cola kämpfen. In Bangladesch wird der Gewerkschaftsvorsitzende von einem Schlägertrupp aus einem Bus geholt und verprügelt. In Indonesien entlässt das Unternehmen unabhängige Gewerkschafter, auf den Philippinen nimmt die Polizei Streikposten fest und wirft sie ins Gefängnis.

Drei Stunden lang bilanzieren Aktivist:innen im Haus am Dom in Frankfurt am Main den „Fall Coca-Cola“ unter dem Titel „Zero Rights? Menschenrechtsverletzungen und transnationale Unternehmen“. Am Ende ist klar, so Susanne Uhl, Leiterin des Hauptstadtbüros der Gewerkschaft NGG: Es werden „grundlegende Menschenrechte nicht eingehalten“.

Lange haben der DGB, die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), die Rosa-Luxemburg-Gesellschaft die ungewöhnliche Konferenz vorbereitet. Der Soziologe Klaus Dörre von der Universität Jena nimmt Zusammenkünfte wie diese als „Zeichen der Hoffnung, dass der Funke des Internationalismus noch immer vorhanden ist, an dem sich große Bewegungen für eine Demokratisierung der Arbeitswelt entzünden können.“
Coca-Cola: Recht auf Tarifvertrag bestritten

Dörre bilanziert die Macht internationaler Konzerne. Nur 147 von ihnen kontrollierten 40 Prozent der globalen Unternehmensnetzwerke. Coca-Cola ergreife die Chance, Extraprofite zu generieren, „indem sie ungestraft Menschenrechte verletzen (…) und Gewerkschafter einschüchtern“. Häufig schmälere die Konkurrenz unter Gewerkschaften deren Durchsetzungsfähigkeit. Gegen die Macht von Konzernen wie Coca-Cola fordert der Wissenschaftler einen „neuen Internationalismus“, dessen Mitglieder sich einig sein müssten.

Während sich die Gewerkschafter aus Südostasien per Videokonferenz zuschalten, berichten Betriebsräte aus Europa auf dem Podium über die Lage in ihren Coca-Cola-Filialen. Die Französin Valerie Top, Mitglied im europäischen Betriebsrat, beklagt eine sehr hohe Arbeitsbelastung, viele Fälle von Burnout und immer mehr Leiharbeit. Enrico Somaglia vom europäischen Gewerkschaftsverband EFFAT verweist auf den langen Kampf im wichtigen Werk im irischen Ballina, wo der Cola-Sirup für ganz Europa entsteht. Dort habe der Konzern das Recht auf einen Tarifvertrag bestritten.

Johan Botella, Chef des Gesamtbetriebsrates in Deutschland, fordert, dass der „Atlanta-Prozess“ wieder aufgenommen wird. 2019 hatte Coca-Cola, nachdem es mit Morden an Aktivist:innen in Kolumbien in Verbindung gebracht worden war, regelmäßig Gewerkschafter:innen zu Gesprächen in die Konzern-Zentrale in Atlanta (USA) eingeladen. „Damals standen sie mit dem Rücken zur Wand.“ Doch diese Praxis wurde abgebrochen, nachdem aufseiten des Konzerns ein wichtiger Manager in Ruhestand gegangen war. (...)".

"Der umfassende Bericht in der FR"

"Die Veranstaltung im Video"

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