Das Anti-NGO-Narrativ: Wie versucht wird, die Zivilgesellschaft zu delegimitieren
Zivilgesellschaftliche Organisationen sehen sich zunehmend mit Vorwürfen und delegitimierenden Zuschreibungen konfrontiert. Die neue Publikation Das Anti-NGO-Narrativ von Dr. Siri Hummel (Maecenata Institut) und Dr. Peter Schubert (ZiviZ im Stifterverband) stellt diesen eine faktenbasierte Einordnungen gegenüber und zeigt, wie diese Narrative funktionieren. Die Publikation wird durch ein begleitendes Factsheet ergänzt, das die wichtigsten Vorwürfe im Überblick einem Faktencheck unterzieht und aktuelle Zahlen zur Entwicklung der Zivilgesellschaft in Deutschland präsentiert.
Mit bisher unveröffentlichten Zahlen verdeutlichen die Autor*innen: Die Zivilgesellschaft ist kein homogenes „Machtkartell“, sondern mit ihren rund 662.789 in Deutschland registrierten zivilgesellschaftlichen Organisationen ein komplexes Geflecht pluraler Interessen.
Kernergebnisse
Das Anti-NGO-Narrativ operiert mit empirisch nicht haltbaren Thesen und strategischen Verkürzungen, welche die Forschungslage und Verfassungslage ignorieren. Es konstruiert eine Bedrohung durch angebliche „linke Lobbygruppen“, während wirtschaftsnahe oder konservative Akteure diskursiv unsichtbar bleiben. Diffamierende Begriffe und Erzählungen zielen auf eine systematische Delegitimierung zivilgesellschaftlicher Einflussnahme – und verkennen dabei bewusst die demokratische Funktion von Kritik, Interessenvertretung und Protest jenseits parteipolitischer Logik und staatlicher Institutionen. ZGO sind vielfältig und vertreten nicht nur linke Positionen. Die Zivilgesellschaft ist eine Abbildung der gesamten Gesellschaft – es gibt ZGO, die linke Positionen vertreten, es gibt aber auch welche, die liberale sowie konservative Positionen einnehmen. Zudem existieren auch rechtsextreme Vereine und Stiftungen. Bei der Finanzierung von ZGO dominiert Eigenleistung: Mitgliedsbeiträge, private Spenden und selbsterwirtschaftete Mittel machen den größten Anteil aus. Öffentliche Förderungen spielen eine vergleichsweise untergeordnete Rolle. ZGO verfügen über keinerlei staatliche Gewalt und können niemanden zum Schweigen bringen (Stichwort Zensur). ZGO stellen vielmehr Öffentlichkeit her, benennen Missstände, solidarisieren sich mit Betroffenen – und verteidigen damit demokratische Diskursräume, die durch Hassrede zunehmend unter Druck geraten.
Über die Autor*innen
Dr. Siri Hummel ist Direktorin des Maecenata Instituts für Philanthropie und Zivilgesellschaft und ist Politik- und Kommunikationswissenschaftlerin. Sie promovierte an der Universität Greifswald zum Thema Demokratieförderung durch Stiftungen. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Demokratie und Zivilgesellschaft sowie Gleichstellung in der Zivilgesellschaft und Stiftungsforschung. Zusätzlich ist sie Lehrbeauftragte im Studiengang Nonprofit Management and Public Governance an der Hochschule für Wirtschaft und Recht.
Dr. Peter Schubert ist Leiter von ZiviZ im Stifterverband und verantwortet dort unter anderem die zentralen Datenprojekte wie den ZiviZ-Survey und den Monitor Unternehmensengagement. Er studierte Politikwissenschaft, Volkswirtschaftslehre und Nonprofit-Management in Heidelberg, Paris und Seattle und promovierte an der Universität Hamburg zum Finanzmanagement von Nonprofit-Organisationen.
Über die Maecenata Stiftung
Die Maecenata Stiftung ist eine unabhängige, gemeinnützige Stiftung, deren Ziel die Stärkung und Förderung der Zivilgesellschaft als Grundvoraussetzung einer offenen und demokratischen Gesellschaft ist. Ihre Arbeit basiert auf der Überzeugung, dass zivilgesellschaftliches Engagement eine zentrale Rolle für gesellschaftlichen Wandel, interkulturellen Dialog und die Verwirklichung demokratischer Werte spielt. Die Stiftung agiert als unparteiischer Watch-Dog und betreibt Forschung zur Förderung einer offenen Gesellschaft in Europa und darüber hinaus. Mehr Informationen: www.maecenata.eu
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