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10.11.2011 11:02
Milliardär Soros verlangt mehr Fairness durch die Politik  

Der siebtreichste Mensch der Welt, George Soros, verlangt mehr Regulierung der Finanzmärkte durch die Politik. Die Gesetzgeber müssen die Regeln aufstellen und überwachen lassen. Das setzt einen Rahmen für Fairness und faires Handeln im Markt. Würde er als Fondsmanager die Möglichkeiten in den derzeit gegebenen Regeln nicht voll ausschöpfen, würde er über kurz oder lang von den anderen Akteuren vom Markt gefegt. Entscheidend sei, dass für alle Marktteilnehmer die gleichen Regeln gelten und gegen sie durchgesetzt werden. Das ist fair, alles andere ist blauäugig, meint Soros.

„Märkte haben keine Moral“, sagt Soros. Sie funktionieren nach den gegebenen Regeln und innerhalb der gesetzten Rahmenbedingungen. Märkte können sich nicht selbst regulieren, weil alle Marktteilnehmer stets nur den eigenen Vorteil suchen. Übergeordnet sind nur die Politik und der Gesetzgeber. Dazu muss er sich aber seiner Rolle bewusst sein, sie annehmen und sie auch ausfüllen. Das habe er in den letzten Jahrzehnten nicht getan, sondern war den Finanzmärkten willfährig zu Diensten. Teils in dem irrigen Glauben, dadurch selbst von den Märkten zu profitieren. So wurden die Regierungen selbst zu Marktteilnehmern, als ihrer Gesetzgeber und Schiedsrichterrolle gerecht zu werden. Die Folge: Superreiche und Reiche zahlen in Relation lächerlich geringe Steuern, während kleinere und mittlere Verdiener relativ die Hauptlast des Gemeinwesens tragen.

Der gebürtige Ungar und heutige Amerikaner sagt: „Die Reichen in meinem Land müssen mehr Steuern zahlen. Auch ich müsste mehr Steuern zahlen. Darüber hinaus sollten Politiker endlich bessere Kontrollen einführen. Die Banken sind längst Hedgefonds geworden. Sie benutzen die Einlagen der Sparer, um auf eigene Rechnung zu spekulieren. Das gehört verboten“.

Fragt sich etwa, was die Deutsche Bank mit den Milliarden unternimmt, die die Postbank-Kunden (14 Millionen) bei ihr angespart und zusätzlich auf Giro-Konten (um die 30 Milliarden €) stehen haben. Soros hat allerdings seinen Hedgefonds mit 24 Milliarden kürzlich für Investoren von außen geschlossen und verwaltet ihn als „family office“, so dass er keiner Börsenaufsicht mehr unterliegt. So hat er nicht nur eine Lücke entdeckt, wo milliardenschwere Vermögen vermehrt werden, sondern auch einen Hinweis an den Gesetzgeber gegeben, wo Regelungsbedarf ist.

Für faire Rahmenbedingungen ist genug zu tun. Ohne sie kann es in Märkten nicht fair zugehen, was die Belange der Gemeinwesen anbelangt. Die Gesetzgeber sind dem Wohl des ganzen Volkes verpflichtet. Doch sie lassen Unfairness zu und begünstigen die Vermehrung des großen Geldes auf Kosten des Volkes, vor allem auf Kosten der kleinen und armen Menschen.

Das Interview mit George Soros erschien in stern 45/2011, S. 64-68

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