Finanzielle und ökonomische Ehrlichkeit zahlt sich doch aus. Mit langen demokratischen Traditionen geht auch die Beachtung von Solidarität und Fairness einher. Eine tief verankerte Kultur der Fairness und der Demokratie ist wirksamer als Kontrollen und autoritäre Zwangsmaßnahmen.
Der neue Corruption Perceptions Index 2012 von Transparency International hat bestätigt: Alle europäischen Staaten mit hoher Korruption befinden sich in ökonomischen Schwierigkeiten. Staaten mit geringer Korruption prosperieren. "Je höher das Niveau an finanzieller Ehrlichkeit, desto stärker wächst das Bruttosozialprodukt", diagnostiziert der Wirtschaftspsychologe Professor Dr. Detlef Fetchenhauer (Universität Köln).
Bezüglich finanzieller Ehrlichkeit sieht Transparency International auf den ersten Plätzen in dieser Reihenfolge: Dänemark, Finnland, Neuseeland, Schweden, Singapur, Schweiz, Australien, Norwegen, Kanada, Niederlande, Island.
Alle positiv bewerteten Länder erfreuen sich eines wirtschaftlichen Wohlstands, und die Mehrheit von ihnen ist überwiegend protestantisch geprägt, meist verbunden mit einer demokratischen Tradition.
Alle negativ bewerteten Länder zählen zu den Krisenstaaten in Europa: Spanien liegt erst auf Platz 30 der Ehrlichkeitsskala, Slowenien auf Platz 37, Kroatien und Slowakei gemeinsam auf Platz 62, Bosnien-Herzegowina gemeinsam mit Italien auf Rang 72; mit Rang 94 hält Griechenland einen Rekord in Korruption.
Fast alle ungünstig bewerteten Länder sind katholisch geprägt bzw. ohne längere demokratische Geschichte.
Fetchenhauer belegt, dass die entscheidenden "Unterschiede in der autoritaristischen Tradition eines Landes liegen. Folglich ist die Art, wie Menschen dazu erzogen werden, die Regeln von Fairness und Solidarität zu befolgen, tief in der kulturellen Historie des Landes verwurzelt."
Daher bleiben Regulierungen und Kontrollen fragwürdige Therapiemöglichkeiten. "Eine korrupte Raubgesellschaft kann eine hermetische, perfekt rechtsstaatliche Fassade entwickeln, also ein seinerseits selbst von Korruption gesteuertes Justizwesen, das die Aufdeckung und Verfolgung einzelner Fälle aussichtslos macht und zugleich zu einer Art selbstverständlicher Öffentlichkeit der Korruption führt," kommentiert der Politologe und Psychologe Prof. Dr. Thomas Kliche (Stendal).
http://transparency.de/Corruption-Perceptions-Index-2.2193.0.html
Detlef Fetchenhauer, Thomas Goebbels: Lügen haben kleine Brieftaschen - Ökonomische Konsequenzen und Determinanten finanzieller Ehrlichkeit. In: E.H. Witte, T. Gollan (Hrsg.) Sozialpsychologie und Ökonomie. Pabst, ISBN 978-3-89967-613-6
Thomas Kliche, Stephanie Thiel (Hrsg.): Korruption - Forschungsstand, Prävention, Probleme. Pabst, ISBN 978-3-89967-691-4
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