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15.12.2025 10:45
Wie fair produzieren die Hersteller von Vollmilch-Schokolade?  

Das Wichtigste gleich zu Beginn:

Viele große Schokoladenmarken wie Lindt und Milka erfüllen soziale Standards nur unzureichend, während kleinere Anbieter wie Dennree, Rapunzel, Die Gute Schokolade und Tony’s Chocolonely deutlich strengere Fair-Trade-Kriterien einhalten.
Teure Markenprodukte schneiden in Sachen Fair Trade nicht automatisch besser ab; günstige Eigenmarken hingegen tragen häufig das Fairtrade-Siegel.
Bio-Schokolade punktet zusätzlich beim Tierwohl durch bessere Haltungsbedingungen für Milchkühe, einen höheren Kakaoanteil und den Verzicht auf Aromen.

Die Verbraucherzentrale Hamburg hat im Rahmen eines aktuellen Marktchecks zahlreiche Vollmilch-Schokoladen im Hinblick darauf untersucht, wie fair sie produziert werden. Dafür haben die Verbraucherschützer:innen insgesamt 19 Schokoladen-Tafeln in Bezug auf Fairness und Transparenz genauer unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse ihres Marktchecks hat die Verbraucherzentrale am Mittwoch (10. Dezember 2025) vorgestellt. Diese sind durchaus überraschend ausgefallen.

Vollmilch-Schokolade im Check: teuer ist nicht gleich fair

So schneiden die teuren Markenprodukte beim Thema fairer Produktion nicht automatisch besser ab. Laut Verbraucherzentrale war in dem jüngsten Test sogar oftmals das Gegenteil der Fall. “Die mit einem Kilopreis von 36,90 Euro teuerste Schokolade im Marktcheck - ein Produkt von Lindt - weist trotz des hohen Verkaufspreises Defizite bei Umwelt- und Fairnesskriterien auf. Die preisgünstigen Vollmilch-Schokoladen der Handelsmarken Ja!, Fin Carré, Choceur, K-Classic und Chocóla kosteten im Erhebungszeitraum im Sommer 2025 hingegen nur 99 Cent pro 100-Gramm-Tafel; trotzdem tragen sie durchweg ein Fairtrade-Siegel für den Kakaoanteil“, so die Verbraucherschutzbehörde.

Allerdings: Das Fairtrade-Siegel sichert Arbeiterinnen und Arbeitern im Kakaoanbau zwar bessere Arbeitsbedingungen und Kakaopreise über dem Weltmarktpreis zu, doch diese sind nicht unbedingt existenzsichernd. Das Geld reicht also oft nicht für die betrieblichen und alltäglichen Ausgaben, die die Kakaobäuerinnen und Kakaobauern haben. Trotzdem bietet das Siegel mehr verlässliche Kriterien als ungelabelte Produkte und ist daher grundsätzlich die bessere Wahl.

Nur wenige Hersteller erfüllen strenge Kriterien
Schätzungen zufolge wird Kakaobäuerinnen und Kakaobauern weniger als zehn Prozent des Schokoladenpreises im Supermarkt gezahlt. Nur ein paar Schokoladenanbieter unserer Stichprobe erfüllen strenge Kriterien beim Kakaoanbau und haben sich in der Vergangenheit einen besonders guten Ruf erarbeitet. Ausreichende Löhne, die die Lebenshaltungskosten decken, garantieren nach eigenen Angaben bislang lediglich die Marken Dennree, Rapunzel, Die Gute Schokolade und Tony’s Chocolonely.

Fairer Anbau von Kakao: Nur unabhängige Siegel bieten Orientierung

Gerade Kakao sei im Hinblick auf die Produktionsbedingungen ein besonders kritischer Rohstoff aus dem Globalen Süden. “Kinderarbeit und der ungeschützte Einsatz von gefährlichen Pestiziden sind nur zwei Beispiele für die gravierenden Missstände”, so die Verbraucherzentrale.

In diesem Bereich bieten große Markennamen keineswegs eine verlässliche Orientierung für fair produzierte Lebensmittel. So würden bekannte Hersteller wie “Lindt”, “Milka” oder “Marabou” zwar eigene Anbauprogramme für Kakao betreiben. Doch deren Anforderungen an faire Arbeitsbedingungen seien als unzureichend einzustufen. Deshalb sollten sich Verbraucherinnen und Verbraucher besser an unabhängigen Siegeln orientieren. “Unabhängige Siegel oder kleinere Anbieter mit ambitionierten Fair-Trade-Zielen bieten diesbezüglich deutlich mehr Sicherheit”, so die Empfehlung der Verbraucherzentrale.

Im aktuellen Marktcheck haben gerade große Marken laut Verbraucherzentrale Defizite bei sozialen Standards aufgewiesen. “Viele große Schokoladenmarken wie Lindt und Milka erfüllen soziale Standards nur unzureichend, während kleinere Anbieter wie Dennree, Rapunzel, Die Gute Schokolade und Tony's Chocolonely deutlich strengere Fair-Trade-Kriterien einhalten”, heißt es etwa in einem Fazit des Marktchecks.

Verbraucherzentrale: “Bio-Schokolade überzeugt bei Zutaten und Tierwohl”

Neben dem Kakao spielt bei der Produktion von Vollmilch-Schokolade natürlich auch die Milch eine wichtige Rolle. Hier punkten vor allem Bio-Produkte. “Bei Produkten mit Bio-Siegel ist der Auslauf im Freien für Milchkühe vorgeschrieben. Zudem zeichnen sich die Bio-Schokoladen in der Stichprobe durch einen hohen Kakaoanteil von 33 bis 38 Prozent aus. Gleichzeitig verzichten die Hersteller auf zugesetztes Aroma”, so die Bewertung der Verbraucherzentrale.

"Vollmilchschokolade im Detail"



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