Eine gründliche Unternehmensbefragung bestätigt: Die Lederwaren- und Schuhbranche kennt die Risiken ihrer Lieferkette nicht. Und ignoriert sie. Wissentlich?
Bei der Herstellung von Lederwaren, Handtaschen und Schuhen sind die Arbeiter*innen hohen Risiken ausgesetzt. Oft verdienen sie nur einen Hungerlohn und riskieren ihre Gesundheit durch ungeschützten Kontakt zu gefährlichen Chemikalien. Zudem wird die Umwelt häufig dramatisch geschädigt. Berndt Hinzmann (Referent für „Wirtschaft, Menschenrechte, Lieferkette Textilien und Leder“ bei Inkota, berichtete am 24.6.22:
"INKOTA hat gemeinsam mit Südwind Österreich Unternehmen von Görtz über Wortmann bis Zalando zur Einhaltung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten befragt. Fünf von zehn Unternehmen verweigerten die Auskunft. Dazu zählt auch Wortmann mit der Marke Tamaris. Maßnahmen zur Beseitigung von Missständen: unzureichend
Zalando, About You, Otto, Görtz und Legero wissen viel zu wenig über die Risiken und Missstände in der globalen Lieferkette von Lederwaren. Das ist das Ergebnis der Befragung. Die bisher ergriffenen Maßnahmen der Einzel- und Onlinehändler zur Beseitigung von Missständen sind unzureichend. Die Einhaltung der Sorgfaltspflichten, wie sie das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz und auch das geplante EU-Lieferkettengesetz erfordern, ist nicht etabliert und die Nachweise reichen nicht aus.
Unternehmensbefragung: Menschenrechtliche Sorgfaltspflicht in der Praxis
Die Studie verdeutlicht: In der Produktgruppe Lederwaren werden Sorgfaltspflichten noch weniger ernst genommen als bei Bekleidung und Textilien. Dabei ist die Produktion von Lederwaren in Ländern wie Indien, Bangladesch und Pakistan hoch riskant. Die Arbeitsbedingungen sind geprägt von der Missachtung von Arbeitsrechten, einem verantwortungslosen Umgang mit Chemikalien und extrem niedrigen Löhnen.
Unternehmen müssen Verantwortung für Menschenrechte übernehmen
Die Arbeitsbedingungen für Arbeiter*innen in der Leder- und Schuhproduktion müssen sich unbedingt verbessern! Der Schlüssel dazu ist Transparenz. Nur wer die Risiken in seiner Lieferkette kennt, kann wirksame Maßnahmen ergreifen. Sorgfaltspflichten müssen von Unternehmen ambitioniert umgesetzt werden - Gewinne dürfen nicht länger auf Kosten von Menschen und der Umwelt gemacht werden. Es ist höchste Zeit, dass Unternehmen, die Schuh oder Lederwaren verkaufen, ihrer Verantwortung gerecht werden. Die Rechte der Menschen, die für sie arbeiten, müssen respektiert und die Umwelt geschützt werden – und Unternehmen müssen öffentlich darüber berichten, wie sie dies sicherstellen. Die Unternehmensbefragung zeigt: Dieser Verantwortung kommen Unternehmen bisher nicht ausreichend nach!
Tamaris/Wortmann verweigert Auskunft – Wir fragen weiter nach: Fair produziert?
Das Unternehmen Wortmann mit der europaweit bekannten Marke Tamaris hält bisher geheim, unter welchen Umständen die beliebten Markenschuhe produziert werden. Trotz ambitioniert klingender Bekenntnisse zum Thema Nachhaltigkeit, schweigt Tamaris/Wortmann darüber, wie das Unternehmen dafür sorgt, dass Arbeiter*innen zu ihren Rechten kommen. Das muss sich ändern!
Der Branchenriese Tamaris muss öffentlich und transparent berichten, wie die Risiken in der gesamten Lieferkette abgestellt werden. Deshalb starten wir die Aktion „Frag nach: Fair produziert?“ und haken bei Tamaris nach, wo und unter welchen Bedingungen Tamaris‘ Schuhe hergestellt werden.
Die Befragung samt Ergebnis kann hier heruntergeladen werden: "Bericht zur Lederwaren- und Schuhbranche zu den sozialen und ökologischen Risiken"
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