Manager in Landesgesellschaften von Siemens (Österreich, Griechenland, Belgien) behindern die Korruptionsaufklärung. Auch in Ländern Afrikas und Asiens blocken Siemens-Manager die Untersuchungen ab. Das berichten mehrere Zeitungen. Außerdem zeigt sich, dass es offenbar auch in anderen Geschäftsfeldern als nur in der Sparte Com schwarze Kassen und Bestechungen gegeben hat. Das bisherige Volumen von 420 Mio. Euro Schmiergelder dürfte übertroffen werden. Die amerikanische Anwaltskanzlei Debevoise & Plimpton habe sich im Aufsichtsrat darüber beschwert, berichten "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) und "Süddeutsche Zeitung" (SZ). Der Aufsichtsrat sei vom Bericht der Kanzlei schockiert gewesen. Gremiumschef Gerhard Cromme sagte laut "SZ", er werde das Verhalten mancher Manager nicht hinnehmen, sondern durchgreifen.
Das wird jetzt spannend: was heißt durchgreifen? Werden Cromme und sein neuer Konzernchef Peter Löscher jetzt blockierende Manager entlassen, in die zweite oder dritte Reihe degradieren oder milde rügen? Einfache Mitarbeiter mussten schon wegen weit geringerer Verfehlungen Unternehmen verlassen. Davon wird abhängen, wie ernst es der Siemens-Konzern meint und – wie ernst er bei seinen Antikorruptionsbemühungen von der Öffentlichkeit und von amerikanischen Behörden genommen wird. Und davon wiederum hängt ab, wie hoch die Sanktionen für Siemens ausfallen werden. Sie können an die Substanz gehen, wie andere Fälle in den USA gezeigt haben.
Und noch etwas: Größe ist kein Garant für Erfolg und saubere Geschäftspraktiken. Im Gegenteil: Überschaubarkeit, direkte Kommunikation und Transparenz lassen sich in kleineren bis mittelgroßen Einheiten leichter herstellen und absichern.
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