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26.03.2024 09:29
50 Jahre Fairness-Qualität in der GLS-Bank  

Am 11. März 1974 wird das weltweit erste sozial-ökologischen Kreditinstituts gegründet. Die genossenschaftlichen Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken, kurz die GLS Bank. Das Leitbild der Bank: Sinn vor Gewinn.

Im Ranking des Fairness-Checks steht seit vielen Jahren die "GLS auf Platz 1". Von der Qualität der Führungs- und Unternehmenskultur hat sich die Fairness-Stiftung auch selbst ein Bild gemacht, mit vielen Mitarbeitenden gesprochen und konnte sich von der Fairness-Qualität der Bank in kritischen Gesprächen mit den Führungskräften überzeugen.

Zum 50jährigen Jubiläum hat Antje Mathez mit der Chefin der Bank, Aysel Osmanoglu, für die Frankfurter Rundschau, das Gespräch geführt, deren erklärtes Ziel die Gestaltung eines gerechten und regenerativen Wirtschaftens ist. Bei der Bilanzvorlage der GLS Bank am Donnerstag erteilt die Vorstandssprecherin vereinzelten Forderungen aus der Politik, es angesichts der multiplen Krisen mit der Nachhaltigkeit langsamer angehen zu lassen, eine klare Absage:

Frau Osmanoglu, Sie haben 2006 bei der GLS Bank als Trainee angefangen und sind im vergangenen Jahr zur Vorstandssprecherin aufgestiegen – haben also Ihr ganzes Berufsleben bei der GLS verbracht. Können Sie sich überhaupt vorstellen, in einem anderen Unternehmen zu arbeiten?

Ich habe schon vorher als Werksstudentin in der damaligen Ökobank begonnen und durfte bei der Übernahme durch die GLS Bank helfen. Ich habe Kundenstämme sortiert und zusammengefasst. Danach wurde ich als Trainee übernommen und durfte sehr früh an der Erarbeitung des Leitbildes teilhaben. Eine so lange Zeit prägt natürlich sehr stark. Wichtig ist für mich, meine Wirksamkeit zu erleben. In unterschiedlichen Rollen oder in unterschiedlichen Tätigkeiten. Solange ich diese Wirksamkeit spüre, gibt es keinen Grund für diese Überlegungen. Wenn sich dies ändert, sollte sich jeder die Frage stellen, ob er der Gemeinschaft an dieser Stelle hilfreich ist.

Was begeistert Sie so an der GLS Bank?

Wir sind auf vielen verschiedenen Feldern tätig, die die menschlichen Grundbedürfnisse abdecken. Wir haben Geld als sehr wirkmächtiges Instrument zur Verfügung, um die Gesellschaft positiv zu gestalten. Wir haben Mitarbeiter:innen, die aus Überzeugung für diese Bank arbeiten. Wir lehnen Kreditgeschäfte ab, hinter denen wir nicht stehen, ohne uns für irgendwelche entgangenen Gewinne rechtfertigen zu müssen, weil alle Beteiligten hinter diesem Leitbild stehen. Wir haben ein großes Netzwerk von Kund:innen und Mitgliedern die mit diesem Impuls sehr verbunden sind. Gemeinsam ziehen wir daraus eine große gestalterische Kraft. Mit meiner Tätigkeit ist das Glück verbunden, viele dieser Menschen zu besuchen, sie kennenzulernen und ihre Begeisterung und Wirksamkeit hautnah mitzuerleben.

Und dennoch hört man, dass Sie Ihren Job abschaffen wollen.

Ich möchte nicht den Job, sondern die Rolle ändern. Wir arbeiten in einem vielfältigen Team zusammen, wo die unterschiedlichen Fähigkeiten gefragt sind. Ich bin überzeugt: Alle Führungskräfte müssen lernen, ihren Kolleg:innen zu vertrauen. Ein Chef, der glaubt, auf alle Fragen selbst die beste Antwort zu kennen, passt nicht zur GLS Bank. Es geht darum, respektvoll und auf gleicher Augenhöhe zusammenzuarbeiten.

Was unterscheidet die GLS Bank von anderen Nachhaltigkeitsbanken?

Jedes Unternehmen hat einen eigenen, einzigartigen Impuls. In diesen Impulsen unterscheiden wir uns sicherlich. Unser Bankgeschäft beruht zum Beispiel auf ökologischen UND sozialen Kriterien. Für alle Kredite sowie unser Wertpapier- und Beteiligungsgeschäft gelten strenge Ausschluss- und Positivkriterien. Bei uns ganz besonders ist auch das Maß an Transparenz unserer Geschäftstätigkeit. Sowohl die Kriterien als auch die Kredite werden vollständig und transparent veröffentlicht.

Die Buchstaben GLS stehen für Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken. Seit wann verschenken Banken denn Geld?

Die GLS Bank ist vor 50 Jahren aus der heutigen GLS Treuhand entstanden. Bis heute begreifen wir uns als GLS Familie, auch wenn wir unternehmensrechtlich unabhängig voneinander sind. Die GLS Treuhand ist heute ein Anlaufpunkt für Stiftungen und Stifter:innen, also Menschen, die Geld verschenken wollen, um damit eine gesellschaftliche Wirkung zu erzielen. Als GLS Bank ergänzen wir dieses Angebot. Wir verwalten das Geld unserer Kund:innen, verleihen es an nachhaltige Unternehmen und Organisationen und finanzieren so auch eine gesellschaftliche Wirkung. Zum Beispiel neue Öko-Ackerflächen, ein neues gemeinnütziges Wohnprojekt oder wir tragen mit PV- und Windkraft-Anlagen zur Energiewende bei. Und wir haben die GLS eSpende entwickelt, mit der wir digitales Spenden vereinfachen.

In einem Interview haben Sie mal gesagt: „Geld ist Liebe“. Würden Sie mir das erklären? Ich kenne nur das Sprichwort: „Bei Geld hört die Freundschaft auf“.

Ich würde sagen, beim Geld fängt die Freundschaft an! Unser Grundgedanke ist, dass Geld unterschiedliche Qualitäten hat: Als Kaufgeld drücken wir mit Geld Anerkennung aus. Ich sehe dich, ich sehe deine Fähigkeiten, schön, dass du das gemacht hast. Als Leihgeld drücken wir mit Geld Vertrauen aus: Ich vertraue, dass dein Projekt gelingen wird, dass deine Idee in die Welt passt und gebraucht wird. Und ich vertraue darauf, dass du es zurückzahlst. Und als Schenkgeld drücken wir Liebe damit aus: Ich liebe dich, entfalte dein Potenzial. Es ist bedingungslos, wie die Liebe. Wir sollten Geld als etwas Verbindendes, und nicht als etwas Trennendes begreifen. Als Werkzeug, um etwas zusammen zu gestalten. Wir müssen Geld neu denken und dafür nutzen, was eigentlich zählt: menschliche Grundbedürfnisse und eine Lebens- und Wirtschaftsweise, die im Einklang mit Mensch und Natur steht.

Apropos nachhaltige Lebensweise: Sie sind wahrscheinlich der/die einzige Bankchef:in, die keinen Dienstwagen zur Verfügung hat. Sie fahren nicht einmal privat Auto.

Aus einer nüchternen Betrachtung ergibt sich für mich die Notwendigkeit, kein eigenes Auto zu besitzen. Es macht für mich als Stadtbewohnerin ökologisch und ökonomisch keinen Sinn. Deshalb fahre ich ganzjährig mit dem Rad zur Bank und zurück – eine wunderbare Zeit, ganz für mich, um den Kopf freizubekommen und meine Umgebung wahrzunehmen. Innerhalb der Stadt bin ich in der Regel mit dem Fahrrad auch schneller am Ziel als mit dem Auto. Ansonsten bin ich mit der Bahn, zu Fuß, mit Öffis oder Carsharing unterwegs. Privat wie dienstlich. Auch für Dienstreisen ist die Bahn schlicht praktischer, Reisezeit ist immer auch Arbeitszeit. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es die Bahn als Folge furchtbarer politischer Entscheidungen einem seit einiger Zeit sehr schwer macht. Ich versuche durchzuhalten, da es mein kleiner Beitrag dazu ist, dass langfristig die Mobilitätsalternativen erhalten bleiben und besser werden.

Die GLS Bank feiert in diesem Jahr ihr 50. Jubiläum. Welche Aufgaben sehen Sie in den nächsten 50 Jahren für die GLS?

Wir werden Menschen, Unternehmen und Organisationen auf ihrem Weg begleiten: sei es auf dem Weg zur Klimaneutralität, zu einem menschlicheren Wirtschaften, zu einem sozialeren Miteinander. Seit 50 Jahren zeigen sowohl wir als auch unsere Kund:innen, dass ein anderes Wirtschaften möglich ist. Davon werden wir noch viel mehr brauchen. Eine der Aufgaben wird sein, die soziale Frage in den Mittelpunkt zu rücken. Denn Nachhaltigkeit braucht beides: Ökologie und soziale Gerechtigkeit. Eine weitere wichtige Aufgabe wird auch sein, beizutragen, dass wir als Gesellschaft die Fähigkeit des Teilens ausbilden und stärken. Schon jetzt ist klar, dass die ökologischen Bemühungen für zahlreiche dramatische Klimaauswirkungen nicht ausreichen werden. Die sich daraus ergebenden sozialen Verwerfungen müssen wir als Gemeinschaften mit der Fähigkeit zu Teilen lösen. Teilen von enger werdenden Räumen, Teilen von knapper werdenden Ressourcen, Teilen von knapper werdenden Erträgen.

Zur Person: Aysel Osmanoglu ist seit 2017 im Vorstand der GLS Bank und hat am 1. Januar 2023 die Rolle der Vorstandssprecherin vom langjährigen GLS-Chef Thomas Jorberg übernommen. Sie verantwortet die Ressorts Strategie und Entwicklung, Menschen und Wertekultur, Kommunikation, Gesamtbanksteuerung und die Kreditsicherung.
1977 in Bulgarien geboren , emigrierte sie nach dem Zusammenbruch des Ostblocks mit ihrer Familie 1989 in die Türkei, wo sie in Istanbul ihr Berufsabitur absolvierte. Mit 18 Jahren wanderte sie nach Deutschland aus.
Ihren beruflichen Werdegang begann Aysel Osmanoglu 2002 als studentische Mitarbeiterin bei der Ökobank, die ein Jahr später von der GLS Bank übernommen wurde. 2006 wurde sie Trainee und ab 2013 Bereichsleiterin Basisgeschäft und Marktfolge. Sie hat Volks- und Betriebswirtschaftslehre in Heidelberg und Frankfurt am Main studiert und ist diplomierte Bankbetriebswirtin im Fach Management. Sie ist verheiratet, hat eine Tochter und wohnt in Bochum. jes Zur Person

Aysel Osmanoglu ist seit 2017 im Vorstand der GLS Bank und hat am 1. Januar 2023 die Rolle der Vorstandssprecherin vom langjährigen GLS-Chef Thomas Jorberg übernommen. Sie verantwortet die Ressorts Strategie und Entwicklung, Menschen und Wertekultur, Kommunikation, Gesamtbanksteuerung und die Kreditsicherung.

1977 in Bulgarien geboren , emigrierte sie nach dem Zusammenbruch des Ostblocks mit ihrer Familie 1989 in die Türkei, wo sie in Istanbul ihr Berufsabitur absolvierte. Mit 18 Jahren wanderte sie nach Deutschland aus.

Ihren beruflichen Werdegang begann Aysel Osmanoglu 2002 als studentische Mitarbeiterin bei der Ökobank, die ein Jahr später von der GLS Bank übernommen wurde. 2006 wurde sie Trainee und ab 2013 Bereichsleiterin Basisgeschäft und Marktfolge. Sie hat Volks- und Betriebswirtschaftslehre in Heidelberg und Frankfurt am Main studiert und ist diplomierte Bankbetriebswirtin im Fach Management. Sie ist verheiratet, hat eine Tochter und wohnt in Bochum.

"2011 erhielt der Vorstandssprecher der GLS-Bank den Deutschen Fairness-Preis"

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