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05.01.2009 12:58
Fairness, Vertrauen und die Weltwirtschaftskrise  

Dass das Vertrauen in der Wirtschaft fehle, heißt es in den Analysen der Weltwirtschaftskrise. Nicht einmal die Banken würden einander vertrauen und sich deshalb kein Geld ausleihen, also Kredite einräumen. Nun bedeutet Kredit ja gerade das: Vertrauensvorschuss geben. Nicht blind, sondern meistens kontrolliert, z.B. durch Angabe von Sicherheiten. Mit dem Fazit, es fehle an Vertrauen, ist also in der Analyse nicht viel gewonnen.

Von Vertrauen zu sprechen, wo bislang Leichtsinn im Spiel war – etwas bei der Vergabe von Hauskrediten in den USA oder bei Kreditlinien zur fremdfinanzierten Übernahme von Unternehmen – ist ein analytischer Missgriff. Diese Art des Kredithandels hatte wenig mit Vertrauen, jedoch viel mit Maßlosigkeit, unprofessionellem Risikomanagement und Leichtgläubigkeit zu tun. So wie etwa Menschen leichtsinnig bei Haustürgeschäften agieren, ohne sich über die Seriosität der Verkäufer, die Qualität des Angebots und ein Angebotsvergleich zu orientieren.

Nein, es ist nicht das Vertrauen, das fehlt oder das missbraucht wurde. Vielmehr ist es die Fairness, die permanent verletzt wurde, was aber niemand oder nur wenige interessierte. Denn bei vielen der nun in der Kritik stehenden Geschäftsprozesse haben häufig zwei Partner (Banken, Unternehmen, Fonds) einen Deal auf Kosten eines Dritten (Unternehmens, Mitarbeiterschaft, Staat) gemacht. Diese gravierende Fairnessverletzung rächt sich nun weltweit: Alle zahlen einen Preis für gravierende Fairnessverletzungen bei weltweiten Deals und Geschäften. Die wohlhabenden und reichen Menschen und Gesellschaften zahlen prozentual einen höheren Preis; die mittleren und ärmeren Schichten und Gesellschaften einen höheren Preis nach den absoluten Zahlen.

Für die Zukunft heißt das:
Nur wenn es gelingt, Fairness für alle Beteiligten und Betroffenen zu realisieren, durchzuhalten und transparent zu gestalten, kann es zu einem neuen Vertrauensklima kommen. Versuchen jetzt selbst in der Krise die einen auf Kosten anderer (z.B. auch der Steuerzahler) Vorteile zu gewinnen, ist der Grundstein für die nächste Krise schon wieder gelegt. Vertrauen beginnt mit Fairness. Was jetzt umzusetzen ist.

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