Blog-Artikel

02.06.2010 11:51
Unfairness im Bekleidungshandel  

Ist Textildiscounthändler KiK unfair, sogar krass unfair? Eine Sendung von Panorama (ARD/NDR) zeigte unlängst "Innenansichten" einer Billigkette, die wie kaum ein anderes Unternehmen expandiert. In mehr als 2.800 Ladengeschäften werden Klamotten zu Schleuderpreisen angeboten. Für 30 € kann man sich komplett einkleiden. Der Film zeigte, wie die Billigpreise zustande kommen - und wie Menschen dafür teuer bezahlen müssen. Das gilt für die Verkäuferinnen, Regalräumer und Putzleute hierzulande, das gilt für Näherinnen und Näher in Bangladesh. In einer ausführlichen Studie hat die Aktion Saubere Kleidung die Einzelheiten untersucht und dokumentiert, die auch in den Film eingegangen sind.

Im Blog zum Film schreibt Gudrun:
„Ich bin erschüttert. Ich arbeite seit fast 2 Jahren bei Tedi, die Arbeitsbedingungen sind fast das gleiche. Ich habe 4,91 € netto und Herr Heinig ist nun auch bei uns der Chef. Ich bin auch dafür das die Missstände aufgedeckt werden müssen, und bin auch bereit da mitzuwirken. Mein Vertrag läuft in Kürze aus, ich werde Ihn nicht verlängern! Durch die ganze Zustände und Machschaften komme ich nicht mehr zur Ruhe. Kaum eine Nacht kann ich mal durchschlafen. Das ganze Unternehmen besteht nur aus Lügen und Intrigen.“

Stefan Heinig ist zusammen mit Familie Haub (Tengelmann Group) Gesellschafter der HH Holding, die wiederum KiK und andere Geschäfte betreibt. Unter dieses Dach wurden jetzt auch die Woolworth-Geschäfte geholt und werden vermutlich im Laufe der Zeit mit KiK verschmolzen.

Stefan Heinig sieht die Vorwürfe und Kritik als haltlos an und verteidigt die niedrigen Löhne bei KiK: http://www.welt.de/wirtschaft/article3425870/Der-KiK-Chef-sagt-warum-weniger-Lohn-besser-ist.html.
Auf die Idee, seinen Mitarbeitern Gehälter zu zahlen, die ihnen ein menschenwürdiges Dasein durch eigene Arbeit ermöglichen, scheint er nicht zu kommen. Die Schuld liegt beim Staat, der Steuern und Abgaben benötigt, nicht beim Unternehmen, das mit der Arbeit anderer Geld verdient.

Gleichzeitig sponsert KiK mit Milliarden Fußballvereine (Arminia Bielefeld 2002-2004; Werder Bremen 2005/06; Hansa Rostock 2007/08 sowie zeitgleich VfL Bochum), die Handball-Nationalmannschaft 2009, die österreichischen Fußballschiedsrichter, den Boxsport und den Eishockeyclub EHC Dortmund mit Millionensummen. Könnten stattdessen nicht Mitarbeiterinnen hierzulande und Näherinnen in Bangladesh besser bezahlt werden? Und auch Werbe-Ikone Verono Pooth kostet Millionen Euro.
http://www3.ndr.de/sendungen/panorama_die_reporter/panorama430.html
http://panorama.blog.ndr.de/2010/04/07/die-kik-methoden/
http://www.saubere-kleidung.de/
http://www.saubere-kleidung.de/downloads/publikationen/2008-01_Brosch-Lidl-KiK_de.pdf

Stefan Heinig von KiK bestreit die Kritik. Besser wäre es, er macht KiK transparenter und die Unternehmenskultur fairer. Und die Käufer und Käuferinnen werden kritischer, was die niedrigen Preise auf Kosten von Menschen angeht. Von vierzig Stunden Arbeit muss ein Mensch leben können; Teilzeitarbeit braucht eine analoge Gehaltsstruktur. Niemand würde leiden müssen, wenn man sich erst ab 50 € komplett neu einkleiden könnte.

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