1,7 Millionen Arbeitnehmer erwägen, sich im Herbst 2010 krank schreiben zu lassen. Etliche von ihnen wollen so auf Unfairness reagieren und ihren Unmut abreagieren. Andere rechnen mit psychischen Problemen oder haben sie schon und wollen durch Krankschreibung einer Erholungs- und Karenzphase erreichen. Und schließlich will ein beträchtlicher Teil der Arbeitsnehmer auf diese Weise Konflikten aus dem Wege gehen, die sich vor allem mit Blick auf das Jahresende zuspitzen und schlecht auszuhalten sind. Das sind Erkenntnisse einer repräsentativen Studie von tns emnid. Experten bewerten die Aussagen als erschütternd.
Erschütternd ist jedoch: Die Arbeitnehmer dokumentieren in der Umfrage, wie schlecht es um das Betriebsklima und die Fairness-Qualität in den Unternehmen steht. Denn mit der beabsichtigten Krankschreibung reagieren sie auf Unfairness, schlechte Arbeitsbedingungen, psychisch unerträgliche Belastung und Konflikte. Das zeigt 1. vielen Mitarbeitern fehlt es an Mut, Kompetenz und Übung, selbst für die Änderung der Umstände einzutreten, in denen sie arbeiten. Krankschreibung ist Ausdruck von empfundener Ohnmacht, die als letztes Mittel der Machtausübung und des Machtausgleichs eingesetzt wird. 2. vielen Unternehmen fehlt es an Kompetenz und Ernsthaftigkeit, für faire und zuträgliche Arbeitsplätze zu sorgen. Sie investieren in Technik, in Prozesse, in Innovationen, in Werbung, aber nur wenig in ihre eigene Kompetenz, Konflikte am Arbeitsplatz fair und motivierend zu bewältigen, Belastungen auszugleichen und Mitarbeiter fairnesskompetener zu machen.
Solche Verbesserungen sind auch nicht mal eben im Vorübergehen zu erreichen oder mit der Ernennung eines Antimobbingbeauftragten. Vielmehr braucht es entschiedenen, klaren und dauerhaften Willen der oberen Führungsebene, um unter Einbezug ihrer selbst mehr Fairness-Kompetenz in das Unternehmen zu bringen. Wie man sieht, spart das Kosten, Demotivation und Ansehensverluste. In einem fairen Unternehmen mit fairer Führungs- und Mitarbeiterkultur gibt es im Herbst keine Krankheitsplanung der Mitarbeiter.
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