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18.07.2014 15:18
Unfair eher Karriere machen?  

Muss man ein Schwein sein für die Karriere? Aggressionsexperte Jens Weidner glaubt das. Und das Manager Magazin titelt: „Wer immer nur nett ist, kommt mit der Karriere selten voran, sagt. Sein Rat für alle Aufsteiger: Einfach mal ein Schwein sein. Vor allem die Frauen“.

Der Fachhochschulprofessor für Erziehungswissenschaften und Kriminologie hat ein Buch geschrieben: „Hart, aber unfair. Ein gemeiner Ratgeber für Arbeitnehmer“ (Campus. 270 Seiten).
Dazu hat Weidner dem Manager Magazin auch ein Interview gegeben. Darin heißt es: „Ich habe knapp tausend Interviews mit Führungskräften und Menschen im Aufstieg geführt. Kein Karriere-Mann sagt, er sei gegen Gleichberechtigung. Aber wenn ich frage, was sie mit Konkurrentinnen tun, antworten sie: "Wir locken sie in die Frauen-Aggressivitätsfalle." Die geht so: Alles, was bei Männern hoch gelobt wird - Durchsetzungsstärke, Zielorientiertheit, Coolness - wird umgedeutet. Bei einer Frau heißt das dann plötzlich, sie sei hysterisch, verkrampft, habe einen krankhaften Ehrgeiz entwickelt, vielleicht ist der private Kontext ja auch allzu schwierig, wer weiß. Ihr Ruf wird dadurch angekratzt, ihr Status geschwächt“.

Auf die Frage, was dagegen hilft, antwortet Weidner: „Im Berufsleben kann man gern zu 80 Prozent ein feiner Mensch sein. Die übrigen 20 Prozent sollten wir aber durchsetzungsstark, strategisch und bereit sein, pessimistisch anthropologisch zu denken. Den Menschen als des Menschen Wolf zu sehen. Wenn Sie im Berufsleben jedem unterstellen, er meine es gut mit Ihnen, werden Sie permanent enttäuscht und ein Opfer von Machtspielen“. Soll das hart und unfair sein?

Nun wissen wir mittlerweile, dass der Wolf gar kein Wolf ist, wie das in der Metapher gemeint ist. Aber sei’s drum. Schauen wir in das Buch von Weidner.

Da berichtet er unter anderem von einer Lektorin, die von ihrem Lektoratskollegen lächerlich gemacht wird. Als sie deshalb zu heulen beginnt, macht sich der Kollege auch darüber lustig. Jens Weidner beschreibt diese Lektorin als übertrieben dünnhäutig. So demonstriert Weidner seine Denke. Er will Arbeitnehmer konfrontationskompetenter machen und bietet mit seinem Buch eine Art Crash-Kurs für Weicheier, so dass sie die Schattenseiten beruflicher Kommunikation nicht mehr so leicht umhauen können. Er analysiert Kommunikations- und Verhaltensfallen im Job, plädiert für den Abschied vom Duckmäusertum, leitet zu Abwehrstrategien gegenüber unfairen Akteuren an und will so aktiven Opferschutz anbieten.

Vieles, was das Buch enthält, findet sich auch in anderen Büchern zum Thema, ist hier nur sprachlich zugespitzter. Bisweilen schießt er sprachlich über sein Ziel hinaus, pflegt aggressive Bilder und schlägt vor, eine ‚unkaputtbare Kakerlake‘ zu werden. Für das politisch inkorrekte Buch ist Widerstandsfähigkeit alles. Statt „Hart, aber unfair“ wäre „Hart, aber fair“ besser, weil nur faire Akteure den Krieg im Büro deeskalieren. Fairness kann hart sein, couragiert und kompetent. Gegen Unfairness muss niemand unfair werden. Vielleicht meint es Weidner nicht so, wenn er schreibt: „Ethik und Durchsetzungsstärke mit Augenmaß sind kein Widerspruch! Beruflichen Gegenspielern sollten Sie daher mit Respekt, Fairness, aber auch klarer Grenzziehung begegnen“. Also für die Zuspitzung und Vermarktung haut Weidner kräftig auf die Pauke. Empfehlenswert ist die Losung „hart, aber unfair“ trotzdem nicht.

"Das Interview"

"Der Wolf ist dem Wolf kein Wolf"

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