Die Discounterkette Aldi Süd zeigt zwei polnischen Transportfirmen der Mazur-Gruppe die Rote Karte. In einem Schreiben forderte Aldi seine Lieferanten dazu auf, keine Transportaufträge mehr an die Mazur-Unternehmen Lukmaz und Agmaz zu vergeben. Die Frankfurter Rundschau informiert und kommentiert:
Im April 2023 streikten ausländische Fahrerinnen und Fahrer an der Raststätte Gräfenhausen wegen fehlender Löhne.
Der Discounter erwarte „auch von seinen Geschäftspartner:innen sowie deren Partner:innen die Einhaltung der menschenrechtlichen und umweltbezogenen Sorgfaltspflichten“, teilte eine Sprecherin von Aldi Süd der Frankfurter Rundschau auf Anfrage mit. Die beiden Firmen des polnischen Speditionsunternehmers Lukasz Mazur aber hätten „potenzielle Verstöße bisher nicht vollumfänglich aufgeklärt“.
Lkw-Fahrer streikten auf südhessischem Rastplatz Gräfenhausen
Die Sprecherin betonte, Aldi Süd habe „dabei zu keinem Zeitpunkt direkte Vertragsbeziehung zu den beiden Transportunternehmen unterhalten“. Ob es ein ähnliches Vorgehen auch mit Blick auf andere Unternehmen gebe, wollte Aldi nicht sagen.
Im vergangenen Jahr hatten weit mehr als 100 Lkw-Fahrer mit zwei Streiks auf dem südhessischen Rastplatz Gräfenhausen ihre ausgebliebenen Löhne von den Mazur-Firmen eingefordert. Sie wurden von Gewerkschaften unterstützt, darunter dem DGB-Beratungsnetzwerk „Faire Mobilität“. Schlagzeilen machte der Umstand, dass Mazur mit einem Trupp von Männern vorfuhr, um den Streikenden die Lkws abzunehmen – was jedoch mit Hilfe der Polizei unterbunden wurde.
Nach mehrwöchigen Arbeitsniederlegungen hatten die Männer aus Georgien, Usbekistan und anderen Ländern das Geld erhalten. Dabei soll insbesondere der Druck eines Auftaggebers gewirkt haben, der Mazur mit einer Vertragsstrafe drohte, sollten die Lkw mit seinen Waren nicht ankommen. Die Streikenden hatten sich nicht nur an Mazur gewandt, sondern auch an dessen Auftraggeber, darunter große Firmen wie Red Bull, Porsche und Bauhaus.
Aldi Süd bezieht sich nun auf das Lieferkettengesetz
Aldi Süd bezieht sich bei seiner Aufforderung an die Lieferanten auf das Lieferkettengesetz, das Anfang 2023 in Kraft getreten war. Danach müssen Unternehmen sicherstellen, dass ihre Auftragnehmer sich an Standards zur Einhaltung von Menschenrechten und Umweltschutz halten. Die Aldi-Sprecherin erklärte, der Schutz von Mensch und Umwelt gehöre „zu den Kernwerten der Unternehmenskultur“. Darüber hinaus sei Aldi durch das Gesetz „verpflichtet, in seinen Lieferketten menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfaltspflichten in angemessener Weise zu beachten“.
Die Gewerkschafterin Anna Weirich, Branchenkoordinatorin bei „Faire Mobilität“, sagte der Frankfurter Rundschau, die Verlader müssten „wirklich Verantwortung für die Arbeitsbedingungen der Fahrenden“ übernehmen. „Wenn die Proteste aus dem letzten Jahr dazu beigetragen haben, dass man sich auch in Konzernen hierüber Gedanken macht, haben die Proteste etwas Wichtiges für alle Lkw-Fahrenden bewirkt.“
Ein Einstellen der Vertragsbeziehungen mit einzelnen Speditionen, wie es Aldi nach Medienberichten als Sanktion androht, solle aber nur der letzte Schritt sein. „Zuvor sollen Konzerne dafür Sorge tragen, wie die Arbeitsrechte der Beschäftigten in der Lieferkette besser geschützt werden können.“ In dieser Hinsicht scheine sich aber bisher nicht viel geändert zu haben. „Zumindest stellen wir in unseren Beratungsgesprächen bisher keine Verbesserung fest“, sagte Weirich.
"Der Fairness-Check"
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