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10.06.2008 17:01
Fairness-Abkommen versinkt im Kampf  

Neues von der Fairness-Front. Vor einigen Wochen startete die IG Metall ihre Kampagne "Leiharbeit fair gestalten" gestartet (unser Blog berichtetet darüber unter "Fairness-Abkommen"). Der IG Metall-Bezirk Frankfurt hat mit den Zeitarbeitsverbänden IGZ und BZA ein "Fairness-Abkommen" geschlossen, mit dem Mindestbedingungen für Zeitarbeits-Beschäftigte festgeschrieben werden sollen.

Der Versuch, auch andere Zeitarbeitsunternehmen auf dieses Abkommen zu verpflichten, stieß bald auf den Widerstand des Arbeitgeberverbands Mittelständischer Personaldienstleister (AMP), der beim Landgericht Frankfurt eine Einstweilige Verfügung erwirkte, mit der der IG Metall untersagt werden soll, Zeitarbeitsfirmen unter Androhung von Aktionen gegen sie zur Unterzeichnung dieses Abkommens aufzufordern (AZ: 2-06 O 253/08).

Die Fairness-Stiftung sah es kritisch, mit der notwendigen Zustimmung von Betriebsräten zum Einsatz von Zeitarbeitsfirmen in den Unternehmen ein Fairness-Abkommen zu erzwingen. Zwang passt nicht zu fairer Partnerschaft.

Nun hat der Leiter des IG Metall-Bezirks Frankfurt, Armin Schild, sich wegen der Einstweiligen Verfügung kämpferisch gezeigt: "Es freut uns, dass der getroffene Hund bellt und die Kampagne der IG Metall Wirkung zeigt", sagte Schild. "Es bleibt dabei, wir reichen den Arbeitgebern der Branche, die zur Fairness bereit sind, die Hand. Das gilt auch für AMP-Mitglieder. Aber wir werden auf keinen Fall unfaire Zeitarbeit akzeptieren", erklärte Schild.

Das ist die andere Seite: Mit unfairen Bedingungen für Zeitarbeiter, die wiederum die Gehaltsstruktur und das Arbeitspensum der Festangestellten drücken, zwingen die Unternehmen die Mitarbeiter in schlechtere Arbeitsverhältnisse. Auch das schafft keine faire Partnerschaft zwischen Arbeitsgeber und -nehmern, sondern Kampf und Misstrauen.

Ein Fairness-Abkommen, das seinen Namen verdient, entsteht aus der Einsicht in die wechselseitige Abhängigkeit zu Gunsten einer erfolgreichen Zukunftsstrategie. So weit sind die Partner nicht. Noch stehen die Signale auf Kampf, nicht auf Fairness.


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