28.08.2024 09:54
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Die Fairness-Stiftung trauert um Karl Schlecht
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Prof. h.c., Dr. h.c., Dipl. Ing. Karl Schlecht, Träger des Bundesverdienstkreuzes, ist im Alter von 91 Jahren am 21.8.2024 gestorben.
„Suchen und Fördern des Guten schlechthin“ war das Lebens-, Stiftungs- und Arbeitsmotto von Karl Schlecht. Er war mehr als ein Kooperationspartner, inspirierender und herausfordernder Dialogpartner auf Augenhöhe, Förderer und Auftraggeber. Er war ein tief beeindruckender Stifter der KSG, Gründer und Erfinder der Putzmeister-AG, Weltmarktführer-CEO und wegweisender Kuratoriumsvorsitzender.
Die Fairness-Stiftung bleibt durch eines seiner zentralen Anliegen „Ist es fair für alle Beteiligten?“ mit ihm intensiv verbunden, engagiert für Good Leadership. Mit Karl Schlechts Diktum: „Ethische Wertebildung bedeutet für mich, durch lebenslanges Lernen die menschlichen Qualitäten zu fördern, die wertebewusstes Handeln und damit Vertrauen schaffen“ gibt es eine gemeinsame Orientierung.
Die Fairness-Stiftung wird ihm in Dankbarkeit für sein starkes Vertrauen ein bleibendes Andenken bewahren und die gemeinsamen Ideen weitertragen.
Für die Fairness-Stiftung, Dr. Norbert Copray Geschäftsführender Direktor Frankfurt am Main
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26.08.2024 09:37
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Finanzen für Unfairness gegenüber Mensch und Natur
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Deutsche Bank, Allianz, DZ Bank, Commerzbank und Co. geben Milliarden für die Zerstörung von Wäldern. Seit 2016 wurden im deutschen Finanzsektor Kredite von insgesamt 45 Milliarden US-Dollar für umweltschädliche Branchen gewährt.
Europäische Banken und Fondsgesellschaften investieren seit Abschluss des Pariser Klimaabkommens Milliarden in die Zerstörung von Wäldern und die deutsche Finanzbranche ist dabei führend. Das belegt eine Recherche von Greenpeace International, Harvest, Milieudefensie, Deutsche Umwelthilfe, OroVerde, Kritische Aktionäre und weiteren Organisationen. Für die Datenrecherche „Milliarden für Naturzerstörung“ haben die Autor:innen Kredite an und Investitionen in große Unternehmen untersucht, die in sogenannten „Wald-Risikosektoren“ tätig sind, wozu auch Palmöl, Kakao und Soja zählen. Dazu nutzten sie Finanzdaten der unabhängigen Forschungseinrichtung Profundo.
Zwischenerfolg in Brasilien
Sie denken, dass niemand die Macht der Banken beschneiden wird? Mitnichten! In Brasilien gab es jetzt einen ersten Erfolg: Die brasilianische Bundesstaatsanwaltschaft hat erklärt, dass eine finanzielle Beteiligung an der Zerstörung öffentlicher Wälder ein Verbrechen darstellen kann! Sie fordert von acht Banken, dass diese die folgenden schädlichen Kredite sofort kündigen: für Grundstücke in öffentlichen Wäldern, in indigenen Gebieten und in Naturschutzgebieten im Amazonasgebiet. Die Staatsanwaltschaft reagiert damit auf einen zuvor von Greenpeace Brasilien veröffentlichten Bericht. Dieser belegt, dass Banken über so genannte ländliche Kredite tausende von Grundstücken finanzieren. Das treibt die illegale Abholzung und Landnahme beispielsweise in indigenen Gebieten voran. Zu den gerügten Banken gehören: Banco do Brasil, Santander, Banco Do Amazônia, Banco De Lage Landen Brasil (einer Tochter der niederländischen Rabobank), Banco Sicredi , Bradesco, Caixa Econômica Federal und Itaú. Die Banken haben nun 30 Tage Zeit, der brasilianischen Bundesstaatsanwaltschaft zu antworten, ob sie die Forderungen umsetzen werden. Sollten die Banken sich dem widersetzen, kann dies rechtliche Konsequenzen haben.
Milliarden für Naturzerstörung
Diese Recherche zeigt: Deutsche Finanzinstitute sind im europäischen Vergleich führend bei Investitionen und der drittgrößte Kreditgeber an Branchen, die in direktem Zusammenhang mit Abholzung stehen. Insgesamt hat der Finanzsektor der 27 EU-Staaten seit 2016 Kredite in Höhe von 278 Mrd. USD (Deutschland: 45 Mrd. USD) an diese Branchen vergeben und zusätzlich im Jahr 2023 rund 65 Mrd. USD in sie investiert (Deutschland: 17 Mrd. USD)
"Wer finanziert Naturzerstörung im großen Stil?"
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13.08.2024 08:42
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Für eine faire Pflegeversichung und gegen strukturelle Unfairness
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Zu Recht schreibt Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VDK Deutschland, zugunsten einer solidarische Pflegeversicherung mit Zukunft. Denn fair ist die Pflege bislang nicht organisiert. Also gilt es, mehr Fairness ins System zu bringen und eine faire Pflege zu entwickeln. Sie schreibt dazu (in der Frankfurter Rundschau am 9.8.24):
In Deutschland sind 5,6 Millionen Menschen pflegebedürftig. Das Statistische Bundesamt geht davon aus, dass bis 2055 die Zahl um 37 Prozent zunehmen wird. Um heutigen Herausforderungen gerecht zu werden und sich auf zukünftige Aufgaben vorzubereiten, muss die Pflegeversicherung stabil und gerecht finanziert werden.
Da es keinen Goldesel für die Finanzierung der Pflege geben wird, müssen weniger märchenhafte Lösungen gefunden werden. Eine wäre, dass endlich die gesetzliche und private Pflegeversicherung zusammengelegt wird. Mit den Beiträgen von Beamtinnen und Beamten, Abgeordneten und Selbstständigen entstünde ein starkes finanzielles Fundament.
Pflegeversicherungen prognostizieren schon jetzt Milliardendefizite
Anders als bei der Krankenversicherung sind die Leistungen der Pflegeversicherung für privat und gesetzlich Versicherte identisch. Aus Sicht des Sozialverbands VDK ist die Zusammenlegung deshalb gut realisierbar. Vor allem ist sie aber eine Frage der Solidarität. Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die besser von allen Schultern gemeinsam getragen wird. Wir erwarten, dass sich die Regierung zugunsten der Pflegebedürftigen zügig einigt und nicht aus taktischen Gründen wieder viel Zeit verstreichen lässt.
Die Pflegeversicherungen prognostizieren schon jetzt Milliardendefizite. Die Beiträge drohen zu explodieren. Ohne eine gesicherte Finanzierung kippt das System, das bereits am Limit ist. In der größten Not springt dann eben doch immer die Gemeinschaft aller Steuerzahler ein und finanziert das System durch die Hilfe zur Pflege. Dramatisch ist vor allem, dass Angehörige mit ihren Kräften am Ende sind, weil sie oft nicht die nötigen Pflegeleistungen bezahlen können oder die Angebote fehlen.
Die Ampel hat mit dem Expertenbericht zur Finanzierung der Pflegeversicherung alle Fakten auf dem Tisch. Herr Lauterbach hat angekündigt, dass er nach der Sommerpause liefern will. Interessieren wird ihn hoffentlich, dass er mit einer einheitlichen Pflegeversicherung einen großen Wählerwunsch umsetzen würde: Mit 77 Prozent ist eine deutliche Mehrheit der Bundesbürger in einer repräsentativen Civey-Umfrage im Auftrag des VDK für eine einheitliche Pflegeversicherung. Falls der Minister noch widerspenstige Koalitionäre überzeugen muss: Auch fast jeder zweite FDP-Anhänger ist für eine Pflegeversicherung für alle.
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02.08.2024 10:40
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Zum Tod des Olympiasiegers, Philosophieprofessors und Fairness-Vordenkers Hans Lenk
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Hans Lenk, Professor für Philosophie und Olympiasieger (1960), engagiert für Fairness in Gesellschaft und Wissenschaft, besonders im Sport, ist am 30.7.2024 mit 85 Jahren gestorben. Wir verdanken ihm wertvolle Anstöße. Seit Gründung der Fairness-Stiftung im Jahre 2000 war er ihr verbunden und unterstützte sie mit inhaltlichen Beiträgen:
"Hans Lenk im Interview mit der Fairness-Stiftung"
"Statement von Hans Lenk zu Fairness"
"Hans Lenk unter Punkt 9"
Hans Lenk war im Jahre 2010 der erste DOSB-Ethikpreisträger. Und: er war der erste Philosoph seit der Antike, der Olympiasieger wurde. Nicht nur das: er war Deutscher Meister, Europameister, und Weltmeister-Trainer (Sieg 1966).
Die Fairness-Weisheit seines Lehrers und Rudertrainers Karl Adam war ihm wichtig: „Nicht gewinnen ist kein Scheitern. Leistung muss nicht bloß physisch, psychisch oder egoistisch sein, sondern auch moralisch-ethische Leistungen sind darin inbegriffen.“ Nach seinem Vielfachstudium in Mathematik, Philosophie, Soziologie, Psychologie, Sportwissenschaft und Kybernetik mit einem Doktor und zwei Habilitationen übernahm er den Lehrstuhl für Philosophie der Universität Karlsruhe, heute Karlsruher Institut für Technologie.
Sein Werk umfasst über 150 Bücher und mehr als 3000 Artikel, darunter auch solche zum Sport. Bedeutsam war ihm das Eigenleisten. Damit bezeichnete er ein ganz wesentliches Kriterium unserer personalen Entwicklung. Es ist Ausdruck unserer individuellen Freiheit, denn nur der Mensch kann persönlich selbst handeln und auf diese Weise kreativ sein, er kann sich verbessern und sich mit den Ergebnissen seines eigenen Handelns identifizieren und diese für sich und im Spiegel anderer reflektieren. Dafür bietet der Sport eine ebenso offensichtliche wie reichhaltige Projektionsfläche.
Hans Lenk hat zahlreiche Gastprofessuren innegehabt (u.a. in Sao Paulo, Oslo, Tokio und Basel). Er verfügt über mehrere Ehrendoktorwürden (u.a. verliehen von der Deutschen Sporthochschule Köln). Der Jubilar hatte über mehrere Jahrzehnte zahlreiche Ehrenämter in nationalen und internationalen Wissenschaftsgesellschaften inne.
Den DOSB-Ethikpreis erhielt Prof. Dr. Hans Lenk im Jahre 2010 für seine hohen Verdienste um die Förderung der ethischen Werte im Sport. In seiner Laudatio bei der Verleihung in Lenks Geburtsstadt Berlin bezeichnete der Tübinger Theologe Prof. Dr. Dietmar Mieth (geb. 1940) als Kuratoriumsmitglied zur Verleihung des DOSB-Preises und Laudator den Preisträger Lenk u.a. als „eine moralische Institution, die als Frühwarnsystem auf viele moralische Verformungen des Sports hingewiesen und leider viel zu oft Recht behalten hat“. Der fünfte und damit derzeit jüngste DOSB-Ethikpreisträger ist übrigens der Sportwissenschaftler, Philosoph und Lenk-Schüler Prof. Dr. Gunter Gebauer (geb. 1944) von der Freien Universität Berlin, der die Auszeichnung 2018 ebenfalls in Berlin erhielt. Im Jahre 2012 wurde Hans Lenk in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen. Dem Sport ist er auch als Aktiver immer noch treu: „Alter schützt vor Leistung nicht!“ lautete dabei nach wie vor sein persönliches Motto.
Wir werden ihm eine ehrendes Andenken bewahren und sind froh, mit ihm gedacht, gelacht, gesprochen und geschrieben zu haben. Danke Hans Lenk!
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29.07.2024 14:42
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Digitale Ausgrenzung schafft strukturelle Unfairness
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Termine beim Bürgeramt bekommt man nur über das Internet. Wer eine Überweisung tätigen will, kann den Papierträger kaum noch irgendwo abgeben. Vieles ist heutzutage digital. Folge: Viele alte Menschen fühlen sich ausgegrenzt. Denn längst nicht alle von ihnen sind mitgekommen in die digitale Zeit.
So wirkt sich die Digitalisierung, die ältere und andere Menschen nicht berücksichtigt, auf Unfairness hinaus. Strukturelle Unfairness ist das, die sich neu etabliert.
Wie der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest schon 2021 herausfand, hatten damals von den Senior:innen ab 80 Jahren 55 Prozent Internet und 41 Prozent ein Smartphone. Der Sozialverband VdK Hessen-Thüringen forderte daher jüngst, überall analoge Wege offenzuhalten – ob bei Bankgeschäften, Arztterminen, Bahntickets oder Behördengängen. Gerade, wenn man sparen müsse, seien die Hürden oft hoch, ergänzt VdK-Sprecher Philipp Stielow: Die günstigsten Bahnfahrten gibt es online, Rabatte bei Discountern manchmal nur mit App.
Die Vorsitzende des VdK Frankfurt, Hannelore Schüssler, betont: Vielen Älteren fehle das Geld, sich einen Computerkurs zu leisten. „Es fehlen ehrenamtliche Angebote“, sagt Schüssler. Margit Grohmann vom Seniorenbeirat der Stadt berichtet: „Wir haben eine Digitalisierungsinitiative an die Fraktionen geschickt, in der digitale Schulungen für Senioren gefordert werden.“ Es gebe aber auch ein Recht auf ein analoges Leben, niemand solle gezwungen werden, online zu gehen. Auf www.frankfurter-plattform-55plus.de werden zehn digitale Schulungen in den kommenden Monaten aufgelistet. Voraussetzung ist, dass man im Internet ist. „Das ist doch sinnig“, sagt die Vorsitzende des Frankfurter Seniorenbeirats, Renate Sterzel. Der Seniorenbeirat fordert Schulungen flächendeckend. „Es müsste sie in jedem Stadtteil geben“, sagt Margit Grohmann.
Denn sehr mobil seien die älteren Menschen nicht. Der gemeinsame Appell von Sterzel, Grohmann und Schüssler: Ehrenamtliche Studierende oder Schüler:innen, die der älteren Generation einmal in der Woche eine Schulung anbieten könnten, mögen sich beim VdK Frankfurt melden.
Schulungen sind nur die eine Seite der Medaille, die andere ist das Recht auf Teilhabe. Margit Grohmann: „In unserer Resolution geht es auch um Daseinsvorsorge, um die Pflicht der Kommune. Sie müsste immer auch analoge Angebote machen.“ Sterzel berichtet, dass es in Bürgerämtern wenigstens einen Tag pro Woche gebe, in dem man ohne (digitalen) Termin kommen könne. Aber das sei die Ausnahme. Es werde immer mehr digitalisiert. Das verlangt von den Senioren die Fähigkeit dazuzulernen und beträchtliche finanzielle Mittel. Schließlich müssen das Smartphone erworben und ein Vertrag mit einem Anbieter geschlossen werden. Dann muss man die Bedienung lernen – und zum Schluss auch ins Internet gelangen.
„Das ist in Altersheimen beispielsweise nicht einfach, denn viele haben noch kein W-Lan“, klagt Renate Sterzel. Dafür gebe es inzwischen die Möglichkeit, digitale Angelegenheiten auch vor Ort in Bürgerämtern, Stadtteilbüchereien etc. zu erledigen, wenn man kein eigenes Gerät hat. Man könne dort auch Theaterkarten etc. ausdrucken. Langfristig, glaubt Sterzel, führe an der Digitalisierung auch für Senior:innen kein Weg vorbei.
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22.07.2024 08:41
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Verdacht auf Etikettenschwindel bei Palmöl - Greenwashing in großem Stil
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Bauernverband prangert Betrug mit Biodiesel an Mutmaßlicher Betrug bei Biodiesel empört den Bauernverband. Der Lobbyverband kritisiert Importe aus ökologisch fragwürdigen Quellen nach Deutschland – während heimische Landwirte auf ihrer Ware sitzen bleiben.
Der Deutsche Bauernverband klagt über betrügerische Geschäfte bei Biodiesel-Importen aus China. »Wir erleben, wie der deutsche Markt mit angeblich fortschrittlichem Biodiesel auf Basis von Altfetten aus China überschwemmt wird, der aber offensichtlich aus umetikettiertem Palmöl stammt«, sagte der Generalsekretär des Verbands, Bernhard Krüsken, der »Augsburger Allgemeinen «. Wenn die Politik in Brüssel und Berlin nichts dagegen unternehme, »ist das ein Skandal«.
Mineralölkonzerne könnten die kaum kontrollierten Zertifikate der fragwürdigen Importkraftstoffe in ihrer CO2-Bilanz anrechnen, ergänzte Krüsken. Sie kauften entsprechend weniger heimisches Rapsöl oder Bioethanol zur vorgeschriebenen Beimischung in Diesel und Benzin. Die Vorwürfe fallen in eine Zeit, in der bei vielen Bauern noch großer Unmut über die zu Jahresbeginn beschlossenen Einschnitte beim subventionierten Agrardiesel herrscht.
Millionenschaden befürchtet
Der Schaden durch den mutmaßlichen Etikettenschwindel sei nicht genau zu beziffern, sagte Krüsken. »Doch man kann für die deutschen Landwirte von einem mehrstelligen Millionenbetrag ausgehen.« Dazu komme der allgemeine Schaden für die Klimapolitik und das Vertrauen in die Zertifizierung in Drittländern. Die meisten Ölpalmen wachsen in riesigen Plantagen in Malaysia und Indonesien.
Der mutmaßliche Betrug liege »seit mehr als anderthalb Jahren mehr oder weniger offen auf dem Tisch«, sagte der Verbandsvertreter. Doch trotz Bitten der einheimischen Erzeuger sehe das Bundesumweltministerium offensichtlich keinen dringenden Handlungsbedarf. Das von der EU aufgelegte Zertifikate-System für im Ausland erzeugten Biokraftstoff lade zu Betrug und Missbrauch ein, wenn das beauftragte Unternehmen nicht in der Lage sei, die Einhaltung der Standards zu kontrollieren und zu überwachen. Umweltministerin Lemke verkündet Stopp von Klimaprojekten in China
In den vergangenen Wochen hatte eine Affäre um mutmaßlichen Betrug bei Klimaschutzprojekten in China für Aufsehen gesorgt. Hintergrund ist, dass sich deutsche Konzerne möglicherweise einen Klimaschutzbeitrag anrechnen ließen, den es nie gegeben hat – weil einige Projekte in China wohl nicht existiert haben. Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) sprach von einem »Betrugsgeflecht« und »schwerer Umweltkriminalität«.
Insgesamt geht es laut Lemke um 40 von 69 Projekten in China, die derzeit unter Betrugsverdacht stünden. Ermöglicht wurde der Betrug durch einen Mechanismus, der es Mineralölkonzernen in Deutschland erlaubt, mithilfe von Klimaschutzprojekten in China gesetzlich vorgegebene Klimaziele zu erreichen.
apr/dpa
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03.07.2024 09:00
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Jugendlich finden die deutsche Gesellschaft ungerecht
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Diese Studie lässt aufhorchen. Kinder und Jugendliche sehe unsere Gesellschaft stark von Unfairness und Ungerechtigkeit geprägt.
„Ist Deutschland gerecht?“, „Ist die Welt gerecht?“, „Was bedeutet eine gerechte Gesellschaft?“ Diese und weitere Fragen wurden im Rahmen der Sozialstudie 2023/24 zum Thema Gerechtigkeit, die im Auftrag der Bepanthen-Kinderförderung von der Universität Bielefeld durchgeführt wurde, von Kindern und Jugendlichen beantwortet. Die Teilnahme von insgesamt 1.230 Kindern (6 bis 11 Jahre) und Jugendlichen (12 bis 16 Jahre) ermöglicht ein repräsentatives Stimmungsbild.
Wenn schon junge Menschen in großer Zahl die Gesellschaft als ungerecht und unfair empfinden, gibt es drei Möglichkeiten: Sie nehmen es schicksalsergeben hin oder sie übernehmen die Wahrnehmung für eigene unfaires Verhalten oer sie treten dem entgegen durch eigene fairnes Verhalten und Handeln trotz Widerständen. Wer wird ihnen beistehen, ein Vorbild sein und mit Knowhow für Fairness ausstatten?
„Machtlos und unzufrieden“: Über 75 Prozent der befragten Jugendlichen glauben, keinen Einfluss auf die Politik zu haben. Jeder zweite Jugendliche zweifelt am Engagement der Politik, Probleme überhaupt lösen zu wollen.
"Von wegen Generation Ego“: Jugendliche sorgen sich besonders um die Älteren
Studie offenbart große Unterschiede, wie Kinder aus unterschiedlichen sozialen Milieus Gerechtigkeit in Deutschland wahrnehmen. Der sozioökonomische Status (SOES) der Eltern spielt hier eine maßgebliche Rolle
Jugendliche fühlen sich machtlos und unbeachtet
Ein zentrales Ergebnis der Befragung ist, dass die deutliche Mehrheit der Jugendlichen (78 Prozent) erlebt – trotz des Aufkommens von Bewegungen wie „Fridays for Future“ – keinen Einfluss darauf zu haben, was die Regierung macht. 72 Prozent der Jugendlichen sind davon überzeugt, dass sich Politikerinnen und Politiker in Deutschland nicht viel darum kümmern, was Jugendliche denken. Mehr als die Hälfte (57 Prozent) spricht ihnen sogar das Bemühen ab, die wichtigsten Probleme unserer Gesellschaft lösen zu wollen.
„Besonders überraschend ist, dass die Kinder und Jugendlichen ein differenziertes Bild davon haben, wie eine gerechte Gesellschaft aussieht, diese Komponenten in ihrer Lebensrealität aber gar nicht unbedingt wahrnehmen“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Holger Ziegler von der Universität Bielefeld, und fügt hinzu: „Obwohl sie sich von der Gesellschaft und der Politik nicht genug gesehen fühlen, machen sie sich trotzdem auch Sorgen um andere Bevölkerungsgruppen, wie zum Beispiel Rentnerinnen und Rentner.“
Die vorliegende Studie zeigt, 65 Prozent der Jugendlichen empfinden, dass für Rentnerinnen und Rentner zu wenig getan wird. „Die Vorurteile gegenüber der jungen Generation, diese „würde sich nur für sich selbst interessieren“ können in unserer Studie keinesfalls bestätigt werden“, so Prof. Dr. Ziegler.
Prof. Dr. Ziegler erklärt, dass die wichtigsten Ergebnisse mit folgenden Themen in Verbindung stehen: Förderung von Bildung, Inklusion, Herstellung von Chancengleichheit, Hilfe und Unterstützung für Alte und Arme. „Erschreckend ist, dass die Jugendlichen diese Aspekte in der Praxis wenig abgebildet sehen. In ihrer Wahrnehmung sind sie von der Politik ungesehen und ungehört“, so Ziegler, Professor für Soziale Arbeit".
"Zur Studie"
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20.06.2024 10:00
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Viele Vorwürfe gegen Adidas wegen Lohnraub und asozialen Geschäftspraktiken
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Während der Fußball-EM werben Sponsoren gerne mit der Nachhaltigkeit ihrer Produkte. Nun sieht Adidas sich schweren Vorwürfen ausgesetzt: Der Konzern nutze Arbeitskräfte aus. Frankfurter Rundschau und andere Medien berichten darüber:
"In den Augen von Sithyneth Ry war Adidas immer eine Qualitätsmarke. Heute sieht er das anders. Wenn der Präsident des Unabhängigen Gewerkschaftsbunds in Kambodscha jetzt über den deutschen Sportartikelhersteller redet, fällt das Wort „Lohnraub“: „Bei acht Zulieferern von Adidas hat es 11,7 Millionen Dollar Diebstahl an 30 000 Arbeitskräften gegeben.“ Dies sei Geld, das den Menschen zustehe, die für Adidas Kleidung hergestellt haben.
Schwere Vorwürfe: Nutzt Adidas Arbeitskräfte aus?
Die Zahlen basieren auf einer Schätzung von der „Kampagne für Saubere Kleidung“, einem Verbund von NGOs und Gewerkschaften. Es sind schwere Vorwürfe, die Sithyneth Ry auf einer Veranstaltung der NGOs Gesellschaftsspiele e.V. und Fairness United Ende Mai in Berlin erhoben hat. Die Kurzfassung: Adidas habe es zugelassen, dass Arbeitskräfte in seiner Lieferkette nicht bezahlt worden seien – und unternehme bis heute nichts dagegen.
Gerade jetzt, da die Fußballeuropameisterschaft der Männer hierzulande begonnen hat, ist so ein Vorwurf brisant. Adidas gehört zu den offiziellen Sponsoren der EM, deren Veranstalter betonen, die nachhaltigste Europameisterschaft aller Zeiten zu organisieren. Hört man den Gewerkschafter Ry, kommen Zweifel auf. Kambodscha ist einer der wichtigsten Produktionsstandorte für Adidas.
Adidas in Kambodscha: Vorwürfe gegen EM-Sponsor
Im südostasiatischen 17-Millionenland beträgt der Mindestlohn 204 Dollar pro Monat – schon das ist zu wenig für einen angemessenen Lebensstandard. Als aber wegen der Corona-Pandemie die Produktion in Kambodscha gestoppt werden musste, hätten viele Arbeitskräfte nur eine geringe Lohnfortzahlung erhalten und sich deswegen verschuldet, erzählt Ry. Hulu Garment, ein Betrieb in der Hauptstadt Phnom Penh, der Kleidung für Adidas hergestellt hat, habe dies ausgenutzt.
„Nach einem Monat, im April 2020, wurden die Arbeitskräfte zurückgeholt“, berichtet Ry. „Der Betrieb hat ihnen einen Vertrag vorgelegt, den sie unterschreiben müssten, damit ihnen der Lohn ausgezahlt werden könnte. Rund 200 Personen unterschreiben das auch.“ Erst einige Tage später hätten sie bemerkt, was sie da unterschrieben hatten: „Es war ein Aufhebungsvertrag! Damit haben sie alle Ansprüche auf eine Abfindung oder Kündigungsfrist verloren.“
Korruption
In China untersucht Adidas laut einem Medienbericht einen möglichen Fall von Korruption. Hochrangigen Beschäftigten vor Ort werde vorgeworfen, mehrere Millionen Euro veruntreut zu haben, berichtete die Zeitung „Financial Times“ am Sonntag. In einem mutmaßlich von „Angestellten von Adidas China“ geschriebenen Brief würden mehrere chinesische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter namentlich benannt und beschuldigt, hieß es.
Adidas weist Vorwürfe zurück
Man wisse zwar, dass die Betroffenen nicht die direkten Angestellten von Adidas waren, so Ljarja. „Aber ein Konzern wie Adidas hat so viel Macht, wie diese Lieferkette gebaut ist, dass sie eigentlich genauso dafür verantwortlich sein sollten.“ Der Jahresumsatz von Adidas hat 2023 rund 21 Milliarden Euro betragen. Das Bruttoinlandsprodukt – also die Summe aller in einem Jahr produzierten Güter und Dienstleistungen – von ganz Kambodscha war zuletzt nur leicht höher: 27,5 Milliarden.
Bei Adidas ist man sich keiner Schuld bewusst. Auf Anfrage heißt es: „Wir weisen die Vorwürfe entschieden zurück, sie sind unzutreffend. Die Zusammenarbeit zwischen dem Hersteller Hulu Garment und einem unserer Lizenznehmer war von vornherein befristet und ist wie vertraglich vereinbart im August 2020 ausgelaufen. Alle Aufträge wurden abgearbeitet und vollständig bezahlt.“
Initiative „Sport handelt Fair“ erhebt ebenfalls Vorwürfe – und schreibt Brief an Adidas
Adidas stelle seit mehr als 25 Jahren mit vielfältigen Maßnahmen faire und sichere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten seiner Lieferkette sicher, schreibt das Unternehmen: „Ein Team von weltweit rund 50 Expert:innen arbeitet an der Anwendung und Einhaltung unserer Arbeitsplatzstandards. Im Jahr 2023 führte adidas mehr als 1200 Fabrikaudits bei Zulieferern durch. Bei Verstößen gegen unsere Standards gibt es einen Sanktionsmechanismus bis hin zur Beendigung der Geschäftsbeziehung.“
Aber nicht nur eine kambodschanische Gewerkschaft erhebt Vorwürfe. In einem offenen Brief an Adidas von der Initiative „Sport handelt Fair“, der von 49 Institutionen unterzeichnet wurde, heißt es im Januar dieses Jahres: „Es darf nicht sein, dass Arbeiter:innen auch in Ihren Zulieferbetrieben wochenlang Überstunden leisten müssen, gesundheitliche Schäden durch mangelnden Arbeits- und Gesundheitsschutz erleiden, Hungerlöhne erhalten, unter zu hoher Arbeitslast arbeiten (…).“
Gewerkschaft erhebt Vorwürfe gegen Adidas und macht Druck
Auch wird angeprangert, dass Arbeitskräfte „ihre Jobs verlieren, sobald sie sich gegen die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen wehren.“ Daran anschließend die Forderung der Initiative: „Bitte kümmern Sie sich umgehend darum, dass mehr als nur ein Prozent des Trikotpreises bei den Textilarbeiter*innen ankommen und es keine Zwangsarbeit in der Trikotproduktion mehr gibt.“ Gewerkschafter Sithyneth Ry hat weitere Vorschläge: „Die Verbraucherinnen können auch Druck ausüben. Durch ihr Kaufverhalten.“
Zudem solle Adidas seiner Meinung nach einen Fonds auflegen, der dann bei Lohnausfällen eingreifen könnte. „Wenn Adidas nur 15 Cent pro hergestelltem Schuh zurücklegen könnte, wäre das schon eine Hilfe.“ Aber solche Schritte seitens großer Sportartikelhersteller werden Sithyneth Ry und seine Mitstreiter:innen wohl hart erkämpfen müssen. Denn nach Auffassung von Adidas ist die eigene Lieferkette offenbar längst nachhaltig.
Der Handel erhält größten Anteil des Preises. Nicht einmal ein Achtel des Trikotpreises entfallen auf die reinen Produktionskosten. Die Trikots der deutschen Nationalmannschaft sind beliebt wie lange nicht mehr. 100 Euro kostet ein Trikot – und damit zehn Euro mehr als noch bei den letzten großen Turnieren.
Sportmarketing-Experte Peter Rohlmann hat in der SWR-Sendung „Marktcheck“ vorgerechnet, wie sich der Preis zusammensetzt. Ausrüster Adidas verdient an jedem verkauften Trikot 19,80 Euro. Der größte Anteil geht an den Einzelhandel, der 40,77 Euro erhält – außer die Fans kaufen das Trikot direkt bei Adidas, dann fließen 60,57 Euro an Adidas. 6,50 Euro Lizenzgebühr gehen an den DFB, hinzu kommen 15,96 Euro für Steuern sowie 2,90 Euro für Werbung und 2,77 Euro für Vertrieb.
Nicht einmal ein Achtel des Trikotpreises entfallen auf die reinen Produktionskosten. Die liegen bei 11,30 Euro. Darunter fallen Material- oder Lohnkosten bei den Herstellern und Zulieferern. Einer Schätzung des Oikos-Instituts zufolge kommt nur ein Prozent des Trikotpreises bei den Näherinnen und Nähern an, die überwiegend in Asien sitzen. Das wäre ein Euro pro verkauftem Trikot.
Produzieren lässt Adidas von „unabhängigen Herstellern“ im Ausland, um Kosten zu sparen. Die DFB-Trikots werden in Kambodscha, China, Georgien, Indonesien, Pakistan, Thailand und Vietnam produziert – Länder, in denen sehr niedrige Löhne gezahlt werden.
Adidas schreibt zwar in seinem Geschäftsbericht 2023, dass die Zulieferfirmen ihre Angestellten teilweise deutlich über dem gesetzlich festgelegten Mindestlohn bezahlen. Doch Marijke Mulder von der Frauenrechtsorganisation Femnet sagte dem Evangelischen Pressedienst jüngst: „In den meisten Produktionsländern wie Vietnam, Kambodscha, Bangladesch oder Pakistan müsste der Mindestlohn drei- oder viermal höher liegen, um existenzsichernd zu sein.“
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12.06.2024 16:23
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Rassismus - bei uns doch nicht! Denkste!
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Eine eindrucksvolle und treffliche Kolumne hat der Journalist, Autor, Fernsehmoderator, Regisseur, Schauspieler und Dokumentarfilmer Michael Herl in der Frankfurter Rundschau (11.6.24) veröffentlicht (in der er seit 2012 im Wechsel eine Kolumne beisteuert):
„Was für ein schönes Land muss es sein, in dem Hautfarbe keine Rolle spielt. Dieses Land ist es nicht. Die Kolumne.
Eigentlich war der Ausgang der Europawahlen zu erwarten. Die rechtsnationale AfD ist im Vormarsch, das ist schlimm. Schlimmer ist aber, dass der Plan nicht aufgeht, den die westlichen Siegermächte nach dem Zweiten Weltkrieg ersannen. Wenn wir die Deutschen in ein gemeinsames Europa einbetten, können wir besser auf sie aufpassen, dachten sie. Prima Idee. Eigentlich.
Doof nur, dass man nun nicht nur auf die Deutschen aufpassen muss, weil die Neo-Nationalisten hier sogar weniger Stimmen bekommen als in vielen anderen europäischen Ländern, etwa in Italien, Frankreich und Österreich. Hinzu kommt, dass von Weltregulator USA eher Unheilvolles zu erwarten ist, und über Putin brauchen wir da gar nicht zu reden. Düstere Aussichten.
Also war’s das? Nein. Denn wenn du denkst, da geht nicht noch mehr, kommt von irgendwo was Schlimmeres her. Zumindest habe ich es vor einigen Tagen so empfunden.
Da nämlich veröffentlichte der WDR eine Umfrage, wonach 21 Prozent der Befragten es besser fänden, „wenn wieder mehr weiße Spieler in der deutschen Nationalmannschaft spielen“. Das versetzte mir einen Schlag in die Magengrube, von dem ich mich bis heute nicht erholt habe. Das hat nämlich eine andere Qualität als die Wahlerfolge der Ultrarechten.
Grundsätzlich bin ich ja der Meinung, dass es keine Protestwähler gibt, da jeder erwachsene Mensch wissen müsste, bei wem er da sein Kreuz macht, wenn er AfD wählt. Dennoch geschieht es offensichtlich. Die Aussage aber, keine schwarzen Spieler in der deutschen Nationalmannschaft sehen zu wollen, lässt sich auf keinen Fall mit Dummheit, Unüberlegtheit oder taktischem Kalkül entschuldigen. Da ziehen auch die ohnehin schwachsinnigen Befürchtungen nicht, wonach „die“ uns Arbeit, Wohnung, Geld und Wohlstand wegnehmen. Das ist nichts anderes als blanker, tief verwurzelter Rassismus. Und das bei jedem fünften Mitmenschen in diesem Land! Es ist bestürzend.
Die Folgen spüre ich an mir selbst. Seither fallen mir plötzlich Schwarze Menschen im Straßenbild auf. Ich bemerke, dass von fünf deutschen Silbermedaillengewinnerinnen im Halbmarathon eine nicht weiß ist. Und dadurch werde ich gewahr, wie wenig ich früher auf so etwas achtete. Und bin traurig, dass ich es plötzlich tue.
Mit einem Mal überkommt mich der Drang, jeden dunkelhäutigen Menschen zu umarmen. Und mir fällt etwas ein, das mir eine Bekannte vor einiger Zeit erzählte.
Ihr kleiner Sohn, nennen wir ihn David, wollte ihr etwas von einem Mitschüler erzählen, sagen wir mal von Tim. Er erklärte und erklärte, Mutti aber kam partout nicht darauf, wer gemeint war. „Der mit dem gelben Ranzen“, führte er an, „der bei der Concordia im Tor spielt“, „dem seine Mutter bei der Lufthansa arbeitet“, „der auf meinem Geburtstag war und den Arm in Gips hatte“ oder „dem sein Vater einen Jaguar fährt“. Doch Mutti stand auf dem Schlauch“.
Ein Text, der nicht nur zu denken gibt, sondern auch aufrüttelt und sensibilisiert, um auch subtilem Rassismus und damit Unfairness entgegen zu treten. Nur, wer ihn spürt, kann ihn meiden und aufklären.
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