10.10.2024 09:48
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Woche der Seelischen Gesundheit im Oktober 2024
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Vom 10. bis 20. Oktober 2024 findet die diesjährige Aktionswoche unter dem Motto „Hand in Hand für seelische Gesundheit am Arbeitsplatz” statt. Betriebe und Beschäftigte sollen stärker für psychische Belastungen sensibilisiert und wichtige Fragen in den Fokus gerückt werden: Wie schaffen wir es, im Arbeitsalltag trotz Dauerstress und Personalmangel gesund zu bleiben? Wie können Betroffene besser integriert werden? Und wie können wir der Stigmatisierung offen entgegenwirken?
Die Aktionswoche möchte auf die unterschiedlichen Strategien zur Bewältigung und auf das vielfältige psychosoziale Hilfsangebot in Deutschland aufmerksam machen sowie zum gemeinsamen Austausch und gegenseitiger Unterstützung aufrufen.
Jährlich beteiligen sich deutschlandweit rund 50 Regionen und Städte mit über 800 Events regional vor Ort und online. Ob Vorträge, Workshops, Podcasts oder Kunstausstellungen – alle sind eingeladen, bei verschiedenen Veranstaltungsformaten und Aktionstagen die kleinen und großen Angebote der psychiatrischen und psychosozialen Einrichtungen in ihrer Umgebung kennenzulernen.
Die Veranstaltungen der Aktionswoche sind in der Regel kostenfrei und richten sich an alle Generationen. Sie tragen dazu bei, Berührungsängste abzubauen und Betroffene sowie deren Angehörige einzubinden. Die Angebote wollen jeden motivieren, sich Hilfe zu suchen und vor allem Präventions- und Beratungsangebote in der Nähe kennenzulernen.
Unser Mobbingscout bietet stets zahlreiche Hilfen und Kontakte vor allem bei psychischen Belastungen und Bedrängnissen - auch über Mobbingsituationen hinaus: "Der Mobbingscout"
Darüber hinaus weitere Hilfestellungen: "Erste Hilfe und Selbsthilfe bei unfairen Attacken und ihren Folgen"
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01.10.2024 12:38
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Täuscht Aldi Süd bei Rabatten - und führt in die Irre?
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Im Streit um irreführende Angebote hat der Discounter Aldi-Süd eine Niederlage vor dem höchsten europäischen Gericht kassiert.
Wenn etwa in Prospekten ein Rabatt angegeben werde, müsse dieser sich auf den niedrigsten Preis der vergangenen 30 Tage beziehen, entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH). So sollen Händler daran gehindert werden, Verbraucher irrezuführen, indem sie Preise erst erhöhen, dann wieder reduzieren »und damit gefälschte Preisermäßigungen ankündigen«.
Hintergrund ist eine Klage der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Sie begrüßte das Urteil und erwartet künftig deutlich mehr Transparenz für Verbraucherinnen und Verbraucher.
Im konkreten Fall wurde mit dem Slogan »Deutschlands bester Preis« unter anderem für Bananen und Ananas geworben. Bei den Ananas war nach Angaben des EuGH die Rede von einem »Preis-Highlight« von 1,49 Euro pro Stück. Daneben durchgestrichen stand ein Preis von 1,69 Euro. Kleingedruckt war allerdings zu lesen, dass der niedrigste Preis der vergangenen 30 Tage bei 1,39 Euro lag – und damit unter dem sogenannten Preis-Highlight. Preisreduzierung nur vorgetäuscht Bei Bananen wurde neben dem Preis von 1,29 Euro pro Kilo ein Rabatt von 23 Prozent und ein durchgestrichener Preis von 1,69 Euro angegeben. Kleingedruckt gab der Discounter auch hier den günstigsten Preis der vergangenen 30 Tage an – der lag allerdings ebenfalls bei 1,29 Euro.
Seit knapp zwei Jahren müssen Händler bei jeder Preisermäßigung als Referenz den günstigsten Preis der vergangenen 30 Tage angeben. Die Verbraucherzentrale argumentierte aber, dass Rabatte sich dann auch auf den günstigsten Preis beziehen sollten – und nicht auf den Preis unmittelbar vor Beginn des Angebots.
Es reiche nicht, so wie Aldi-Süd den günstigsten Preis der vergangenen 30 Tage nur anzugeben, den Rabatt darauf aber nicht zu beziehen. »Mit diesem Trick täuschte Aldi eine ernsthafte Preisreduzierung vor, tatsächlich dürfte jedoch der gestrichene Preis nur deshalb kurz zuvor heraufgesetzt worden sein, um anschließend mit einer attraktiven Preisreduzierung werben zu können«, teilte Cornelia Tausch, Vorständin der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, mit. Der Argumentation folgten die Richter in Luxemburg weitestgehend. Nun muss das Gericht in Düsseldorf über den konkreten Fall entscheiden und dabei die Rechtsprechung des EuGH beachten.
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27.09.2024 14:22
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Fabrik in Grünheide – Tesla verteidigt Hausbesuche bei Krankmeldung
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Führungskräfte des Tesla-Werks in Grünheide haben häufig krankgeschriebene Mitarbeiter zuhause aufgesucht. Der Werksleiter verteidigt das Vorgehen - die Gewerkschaft IG Metall spricht von einer "abwegigen Aktion".
Tesla-Mitarbeiter des Werks in Grünheide bei Berlin müssen weiterhin mit unangekündigten Hausbesuchen wegen häufiger Krankschreibungen rechnen. Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur hat Manager André Thierig dieses Vorgehen verteidigt: "Wir wollten an die Arbeitsmoral der Belegschaft appellieren." Hausbesuche seien nichts Ungewöhnliches - "das machen viele Unternehmen".
Mitarbeiter mit hohen Fehlzeiten "nicht ehrenhaft"?
Die IG Metall hat dazu eine gänzlich andere Meinung: Sie kritisiert eine sehr hohe Arbeitsbelastung in der Autofabrik und bezeichnete die Hausbesuche als "nächste abwegige Aktion gegen den seit Langem deutlich überdurchschnittlichen Krankenstand in der Gigafactory".
Zuvor hatte das "Handelsblatt" über die Hausbesuche bei krankgeschriebenen Mitarbeitern berichtet. Die Zeitung bezog sich auf eine ihr vorliegende Tonbandaufnahme von einer Betriebsversammlung in der vergangenen Woche. Demnach beschimpften Werksleiter André Thierig und Personalchef Erik Demmler Mitarbeiter mit hohen Fehlzeiten als "nicht ehrenhaft".
Auslöser für die unangekündigten Hausbesuche ist laut Tesla ein überdurchschnittlich hoher Krankenstand in den Sommermonaten gewesen. "Phasenweise hat er 15 Prozent oder mehr erreicht", sagte Thierig. Auf der Betriebsversammlung habe man die Belegschaft über die Hausbesuche informiert und das Vorgehen dargelegt. Es sei auf große Zustimmung der Belegschaft gestoßen, so der Werksleiter. Zuvor habe es bereits das Feedback gegeben, dass Beschäftigte wegen der hohen Abwesenheit ihrer Kolleginnen und Kollegen frustriert seien.
"Wir haben gut 200 Mitarbeiter festgestellt, die sich in der Lohnfortzahlung befinden, aber die in diesem Jahr noch gar nicht arbeiten waren. Sie bringen mindestens alle sechs Wochen neue Krankmeldungen", sagte Thierig. "Wir haben uns zwei Dutzend Fälle herausgesucht." Nicht er selbst, aber der Fertigungs- und der Personalleiter hätten dann unangekündigt Hausbesuche bei den Beschäftigten gemacht. "Ein Großteil wurde nicht angetroffen, teils war sehr aggressives Verhalten zu spüren."
IG Metall macht Werksleitung für Krankenstand verantwortlich
Die Gewerkschaft IG Metall zeigte sich angesichts des außerordentlich hohen Krankenstands bei den Tesla-Mitarbeitern ebenfalls alarmiert - allerdings sieht sie die Schuld dafür weniger bei den einzelnen Mitarbeitern als bei der Werksleitung. Beschäftigte aus fast allen Bereichen des Werks berichteten von "extrem hoher Arbeitsbelastung", sagte Dirk Schulze, Bezirksleiter der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen. Wenn Personal fehle, setze Tesla die Kranken unter Druck und überlaste die noch Gesunden mit zusätzlicher Arbeit. "Wenn die Werksleitung den Krankenstand wirklich senken will, sollte sie diesen Teufelskreis durchbrechen", so Schulze. IG Metall stellt größte Gruppe Neuer Tesla-Betriebsrat gewählt. Im neuen Betriebsrat von Tesla in Grünheide liegt die IG Metall vorn - zum Missfallen von Elon Musk.
Werksleiter: Arbeitsbedingungen nicht der Grund
Aus Sicht der Werksleitung bei Tesla liegt der Grund für den Krankenstand nicht bei den Arbeitsbedingungen. "In unseren Analysen zur Anwesenheit sind Phänomene offensichtlich geworden: freitags und in Spätschichten sind circa fünf Prozent mehr Mitarbeiter krankgemeldet als an anderen Wochentagen", sagte Thierig.
"Das ist kein Indikator für schlechte Arbeitsbedingungen, denn die Arbeitsbedingungen sind an allen Arbeitstagen und in allen Schichten gleich. Es suggeriert, dass das deutsche Sozialsystem ein Stück weit ausgenutzt wird." Tesla habe mehr als 1.500 Leiharbeitnehmer, die unter den gleichen Bedingungen arbeiteten. Hier liege der Krankenstand bei zwei Prozent.
Tagesschau v. 26.9.24
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24.09.2024 10:52
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Kommt die Zivilgesellschaft aufs Abstellgleis?
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Am 3. September veröffentlichte Rupert Graf Strachwitz* seine neue Studie zu den Rahmenbedingungen der Zivilgesellschaft in Deutschland. Eine Leserin schrieb ihm dazu: „Insgesamt zieht sich ein Ton der Verbitterung durch das Papier.“ Strachwitz stimmt ihr zu: „ Sie hat den Nagel auf den Kopf getroffen!
Wir, das sind viele Akteure der Zivilgesellschaft und Experten, die zum Teil schon seit Jahrzehnten für angemessene Rahmenbedingungen kämpfen, sind in der Tat verbittert.
Gegen jede Vernunft und gegen die Realität einer wachsenden Zivilgesellschaft glauben politische Angsthasen, diese würde sie aus dem öffentlichen Raum vertreiben. Ihnen ist wie den Extremisten und leider auch manchen Unternehmern die unabhängige Zivilgesellschaft zuwider.
Die zahllosen heterogenen Akteure der Zivilgesellschaft wollen sie als solche nicht sehen. Deshalb sind wir in Deutschland damit konfrontiert, daß der bürgerschaftliche Raum, der civic space, schrumpfen soll. Subtiler, aber im Ergebnis nur graduell anders als in autoritär geführten Regimen wird die Zivilgesellschaft bedrängt – durch Bürokratiemonster, die den Vereinen und Stiftungen zu schaffen machen, durch immer mehr Regulierungen und vor allem durch die Verweigerung eines ernsthaften Dialogs und der notwendigen Reform der Rahmenbedingungen.
22 Jahre, nachdem der Bundestag den Bericht der Enquete-Kommission ‚Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements‘ angenommen hat, hat sich substantiell nichts geändert. Kleine kosmetische Korrekturen hatten immer nur Trostpflaster-Qualität, während zugleich Stellschrauben gesetzt wurden, die mehr Regulierung, mehr Kontrolle, weniger Freiraum brachten.
Den Medien scheinen Interesse oder Sachkunde für dieses Themenfeld abzugehen, oder sie beugen sich den Wünschen derer, die ihre Aufmerksamkeit allein für sich reklamieren. Jedenfalls: Sie schweigen oder beschränken ihre Berichterstattung auf Reportagen. Bis heute gibt es Mandats- und Entscheidungsträger im politischen Raum, die Zivilgesellschaft auf das „Ehrenamt vor Ort“ reduzieren wollen, die nicht zugeben wollen, daß es sie überhaupt gibt, nicht wissen, welch wichtige Funktion sie in einer offenen Gesellschaft wahrnimmt. Alexis de Tocqueville hat diese vor fast 200 Jahren beschrieben!
„Nicht, dass Sie denken, wir wollten Sie alle in den Untergang treiben!“ Als jemand dies am 27. August 2024 in einem Fachgespräch zur neuesten Überraschung zum Thema Gemeinnützigkeitsrecht den versammelten Wissenschaftlern, Verbandsvertretern und weiteren Experten entgegenhielt, mußte ich sofort an Walter Ulbricht denken: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“, sagte Ulbricht vor der Presse am 15. Juni 1961 – zwei Monate, bevor sie tatsächlich errichtet wurde. Er hatte sich verplappert. Sollte das auch jetzt so gewesen sein?
Das und mehr ist Grund für die Verbitterung. Sie hat damit zu tun, dass unsere Demokratie nicht in einem guten Zustand ist, dass sie reformiert und weiterentwickelt werden muss, dass ein aktiver unabhängiger bürgerschaftlicher Raum dafür der Schlüssel ist, dass, wer unsere Demokratie retten will, in der Zivilgesellschaft die beste Bundesgenossin hat. Sie zu ersticken – oder, wie der jüngste „Geniestreich“ aus dem Bundesfinanzministerium beabsichtigt, sie schutzlos der Kritik auszusetzen – ist der falsche Weg.
Dass wir dafür keine Gesprächspartner finden, mit inhaltslosen Grußworten abgespeist werden, verbittert uns. Wir sind schon lange an diesem Thema dran. Viele andere sind es auch. Wann finden wir Gehör? Wann beginnt der Dialog?"
*Rupert Graham Josef Graf Strachwitz ist Politikwissenschaftler und Historiker. Nach sieben Jahren Berufstätigkeit im Malteserorden im Ausland und Malteser-Hilfsdienst in Deutschland war er von 1980 bis 1987 Präsident der Verwaltung des Herzogs von Bayern und zugleich ehrenamtliche Führungskraft beim Malteser Hilfsdienst sowie Mitglied verschiedener Gremien des Deutschen Caritasverbandes, zuletzt von 1984 bis 1985 als Vizepräsident. Im Jahr 1987 begann er mit der Beratungstätigkeit für Stiftungen und andere gemeinnützige Organisationen. 1989 gründete er die Maecenata Management GmbH, München, als spezialisierte Dienstleistungs- und Beratungsgesellschaft für diesen Bereich. Seit 1997 ist er Direktor des Maecenata Instituts für Philanthropie und Zivilgesellschaft, seit 2010 im Vorstand der Maecenata Stiftung, Er hat vielfach zum Themenbereich Zivilgesellschaft, Bürgerschaftliches Engagement, Religion und Zivilgesellschaft, Philanthropie, Stiftungswesen sowie zu europäischen Themen publiziert.
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28.08.2024 09:54
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Die Fairness-Stiftung trauert um Karl Schlecht
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Prof. h.c., Dr. h.c., Dipl. Ing. Karl Schlecht, Träger des Bundesverdienstkreuzes, ist im Alter von 91 Jahren am 21.8.2024 gestorben.
„Suchen und Fördern des Guten schlechthin“ war das Lebens-, Stiftungs- und Arbeitsmotto von Karl Schlecht. Er war mehr als ein Kooperationspartner, inspirierender und herausfordernder Dialogpartner auf Augenhöhe, Förderer und Auftraggeber. Er war ein tief beeindruckender Stifter der KSG, Gründer und Erfinder der Putzmeister-AG, Weltmarktführer-CEO und wegweisender Kuratoriumsvorsitzender.
Die Fairness-Stiftung bleibt durch eines seiner zentralen Anliegen „Ist es fair für alle Beteiligten?“ mit ihm intensiv verbunden, engagiert für Good Leadership. Mit Karl Schlechts Diktum: „Ethische Wertebildung bedeutet für mich, durch lebenslanges Lernen die menschlichen Qualitäten zu fördern, die wertebewusstes Handeln und damit Vertrauen schaffen“ gibt es eine gemeinsame Orientierung.
Die Fairness-Stiftung wird ihm in Dankbarkeit für sein starkes Vertrauen ein bleibendes Andenken bewahren und die gemeinsamen Ideen weitertragen.
Für die Fairness-Stiftung, Dr. Norbert Copray Geschäftsführender Direktor Frankfurt am Main
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26.08.2024 09:37
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Finanzen für Unfairness gegenüber Mensch und Natur
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Deutsche Bank, Allianz, DZ Bank, Commerzbank und Co. geben Milliarden für die Zerstörung von Wäldern. Seit 2016 wurden im deutschen Finanzsektor Kredite von insgesamt 45 Milliarden US-Dollar für umweltschädliche Branchen gewährt.
Europäische Banken und Fondsgesellschaften investieren seit Abschluss des Pariser Klimaabkommens Milliarden in die Zerstörung von Wäldern und die deutsche Finanzbranche ist dabei führend. Das belegt eine Recherche von Greenpeace International, Harvest, Milieudefensie, Deutsche Umwelthilfe, OroVerde, Kritische Aktionäre und weiteren Organisationen. Für die Datenrecherche „Milliarden für Naturzerstörung“ haben die Autor:innen Kredite an und Investitionen in große Unternehmen untersucht, die in sogenannten „Wald-Risikosektoren“ tätig sind, wozu auch Palmöl, Kakao und Soja zählen. Dazu nutzten sie Finanzdaten der unabhängigen Forschungseinrichtung Profundo.
Zwischenerfolg in Brasilien
Sie denken, dass niemand die Macht der Banken beschneiden wird? Mitnichten! In Brasilien gab es jetzt einen ersten Erfolg: Die brasilianische Bundesstaatsanwaltschaft hat erklärt, dass eine finanzielle Beteiligung an der Zerstörung öffentlicher Wälder ein Verbrechen darstellen kann! Sie fordert von acht Banken, dass diese die folgenden schädlichen Kredite sofort kündigen: für Grundstücke in öffentlichen Wäldern, in indigenen Gebieten und in Naturschutzgebieten im Amazonasgebiet. Die Staatsanwaltschaft reagiert damit auf einen zuvor von Greenpeace Brasilien veröffentlichten Bericht. Dieser belegt, dass Banken über so genannte ländliche Kredite tausende von Grundstücken finanzieren. Das treibt die illegale Abholzung und Landnahme beispielsweise in indigenen Gebieten voran. Zu den gerügten Banken gehören: Banco do Brasil, Santander, Banco Do Amazônia, Banco De Lage Landen Brasil (einer Tochter der niederländischen Rabobank), Banco Sicredi , Bradesco, Caixa Econômica Federal und Itaú. Die Banken haben nun 30 Tage Zeit, der brasilianischen Bundesstaatsanwaltschaft zu antworten, ob sie die Forderungen umsetzen werden. Sollten die Banken sich dem widersetzen, kann dies rechtliche Konsequenzen haben.
Milliarden für Naturzerstörung
Diese Recherche zeigt: Deutsche Finanzinstitute sind im europäischen Vergleich führend bei Investitionen und der drittgrößte Kreditgeber an Branchen, die in direktem Zusammenhang mit Abholzung stehen. Insgesamt hat der Finanzsektor der 27 EU-Staaten seit 2016 Kredite in Höhe von 278 Mrd. USD (Deutschland: 45 Mrd. USD) an diese Branchen vergeben und zusätzlich im Jahr 2023 rund 65 Mrd. USD in sie investiert (Deutschland: 17 Mrd. USD)
"Wer finanziert Naturzerstörung im großen Stil?"
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13.08.2024 08:42
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Für eine faire Pflegeversichung und gegen strukturelle Unfairness
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Zu Recht schreibt Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VDK Deutschland, zugunsten einer solidarische Pflegeversicherung mit Zukunft. Denn fair ist die Pflege bislang nicht organisiert. Also gilt es, mehr Fairness ins System zu bringen und eine faire Pflege zu entwickeln. Sie schreibt dazu (in der Frankfurter Rundschau am 9.8.24):
In Deutschland sind 5,6 Millionen Menschen pflegebedürftig. Das Statistische Bundesamt geht davon aus, dass bis 2055 die Zahl um 37 Prozent zunehmen wird. Um heutigen Herausforderungen gerecht zu werden und sich auf zukünftige Aufgaben vorzubereiten, muss die Pflegeversicherung stabil und gerecht finanziert werden.
Da es keinen Goldesel für die Finanzierung der Pflege geben wird, müssen weniger märchenhafte Lösungen gefunden werden. Eine wäre, dass endlich die gesetzliche und private Pflegeversicherung zusammengelegt wird. Mit den Beiträgen von Beamtinnen und Beamten, Abgeordneten und Selbstständigen entstünde ein starkes finanzielles Fundament.
Pflegeversicherungen prognostizieren schon jetzt Milliardendefizite
Anders als bei der Krankenversicherung sind die Leistungen der Pflegeversicherung für privat und gesetzlich Versicherte identisch. Aus Sicht des Sozialverbands VDK ist die Zusammenlegung deshalb gut realisierbar. Vor allem ist sie aber eine Frage der Solidarität. Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die besser von allen Schultern gemeinsam getragen wird. Wir erwarten, dass sich die Regierung zugunsten der Pflegebedürftigen zügig einigt und nicht aus taktischen Gründen wieder viel Zeit verstreichen lässt.
Die Pflegeversicherungen prognostizieren schon jetzt Milliardendefizite. Die Beiträge drohen zu explodieren. Ohne eine gesicherte Finanzierung kippt das System, das bereits am Limit ist. In der größten Not springt dann eben doch immer die Gemeinschaft aller Steuerzahler ein und finanziert das System durch die Hilfe zur Pflege. Dramatisch ist vor allem, dass Angehörige mit ihren Kräften am Ende sind, weil sie oft nicht die nötigen Pflegeleistungen bezahlen können oder die Angebote fehlen.
Die Ampel hat mit dem Expertenbericht zur Finanzierung der Pflegeversicherung alle Fakten auf dem Tisch. Herr Lauterbach hat angekündigt, dass er nach der Sommerpause liefern will. Interessieren wird ihn hoffentlich, dass er mit einer einheitlichen Pflegeversicherung einen großen Wählerwunsch umsetzen würde: Mit 77 Prozent ist eine deutliche Mehrheit der Bundesbürger in einer repräsentativen Civey-Umfrage im Auftrag des VDK für eine einheitliche Pflegeversicherung. Falls der Minister noch widerspenstige Koalitionäre überzeugen muss: Auch fast jeder zweite FDP-Anhänger ist für eine Pflegeversicherung für alle.
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02.08.2024 10:40
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Zum Tod des Olympiasiegers, Philosophieprofessors und Fairness-Vordenkers Hans Lenk
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Hans Lenk, Professor für Philosophie und Olympiasieger (1960), engagiert für Fairness in Gesellschaft und Wissenschaft, besonders im Sport, ist am 30.7.2024 mit 85 Jahren gestorben. Wir verdanken ihm wertvolle Anstöße. Seit Gründung der Fairness-Stiftung im Jahre 2000 war er ihr verbunden und unterstützte sie mit inhaltlichen Beiträgen:
"Hans Lenk im Interview mit der Fairness-Stiftung"
"Statement von Hans Lenk zu Fairness"
"Hans Lenk unter Punkt 9"
Hans Lenk war im Jahre 2010 der erste DOSB-Ethikpreisträger. Und: er war der erste Philosoph seit der Antike, der Olympiasieger wurde. Nicht nur das: er war Deutscher Meister, Europameister, und Weltmeister-Trainer (Sieg 1966).
Die Fairness-Weisheit seines Lehrers und Rudertrainers Karl Adam war ihm wichtig: „Nicht gewinnen ist kein Scheitern. Leistung muss nicht bloß physisch, psychisch oder egoistisch sein, sondern auch moralisch-ethische Leistungen sind darin inbegriffen.“ Nach seinem Vielfachstudium in Mathematik, Philosophie, Soziologie, Psychologie, Sportwissenschaft und Kybernetik mit einem Doktor und zwei Habilitationen übernahm er den Lehrstuhl für Philosophie der Universität Karlsruhe, heute Karlsruher Institut für Technologie.
Sein Werk umfasst über 150 Bücher und mehr als 3000 Artikel, darunter auch solche zum Sport. Bedeutsam war ihm das Eigenleisten. Damit bezeichnete er ein ganz wesentliches Kriterium unserer personalen Entwicklung. Es ist Ausdruck unserer individuellen Freiheit, denn nur der Mensch kann persönlich selbst handeln und auf diese Weise kreativ sein, er kann sich verbessern und sich mit den Ergebnissen seines eigenen Handelns identifizieren und diese für sich und im Spiegel anderer reflektieren. Dafür bietet der Sport eine ebenso offensichtliche wie reichhaltige Projektionsfläche.
Hans Lenk hat zahlreiche Gastprofessuren innegehabt (u.a. in Sao Paulo, Oslo, Tokio und Basel). Er verfügt über mehrere Ehrendoktorwürden (u.a. verliehen von der Deutschen Sporthochschule Köln). Der Jubilar hatte über mehrere Jahrzehnte zahlreiche Ehrenämter in nationalen und internationalen Wissenschaftsgesellschaften inne.
Den DOSB-Ethikpreis erhielt Prof. Dr. Hans Lenk im Jahre 2010 für seine hohen Verdienste um die Förderung der ethischen Werte im Sport. In seiner Laudatio bei der Verleihung in Lenks Geburtsstadt Berlin bezeichnete der Tübinger Theologe Prof. Dr. Dietmar Mieth (geb. 1940) als Kuratoriumsmitglied zur Verleihung des DOSB-Preises und Laudator den Preisträger Lenk u.a. als „eine moralische Institution, die als Frühwarnsystem auf viele moralische Verformungen des Sports hingewiesen und leider viel zu oft Recht behalten hat“. Der fünfte und damit derzeit jüngste DOSB-Ethikpreisträger ist übrigens der Sportwissenschaftler, Philosoph und Lenk-Schüler Prof. Dr. Gunter Gebauer (geb. 1944) von der Freien Universität Berlin, der die Auszeichnung 2018 ebenfalls in Berlin erhielt. Im Jahre 2012 wurde Hans Lenk in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen. Dem Sport ist er auch als Aktiver immer noch treu: „Alter schützt vor Leistung nicht!“ lautete dabei nach wie vor sein persönliches Motto.
Wir werden ihm eine ehrendes Andenken bewahren und sind froh, mit ihm gedacht, gelacht, gesprochen und geschrieben zu haben. Danke Hans Lenk!
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29.07.2024 14:42
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Digitale Ausgrenzung schafft strukturelle Unfairness
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Termine beim Bürgeramt bekommt man nur über das Internet. Wer eine Überweisung tätigen will, kann den Papierträger kaum noch irgendwo abgeben. Vieles ist heutzutage digital. Folge: Viele alte Menschen fühlen sich ausgegrenzt. Denn längst nicht alle von ihnen sind mitgekommen in die digitale Zeit.
So wirkt sich die Digitalisierung, die ältere und andere Menschen nicht berücksichtigt, auf Unfairness hinaus. Strukturelle Unfairness ist das, die sich neu etabliert.
Wie der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest schon 2021 herausfand, hatten damals von den Senior:innen ab 80 Jahren 55 Prozent Internet und 41 Prozent ein Smartphone. Der Sozialverband VdK Hessen-Thüringen forderte daher jüngst, überall analoge Wege offenzuhalten – ob bei Bankgeschäften, Arztterminen, Bahntickets oder Behördengängen. Gerade, wenn man sparen müsse, seien die Hürden oft hoch, ergänzt VdK-Sprecher Philipp Stielow: Die günstigsten Bahnfahrten gibt es online, Rabatte bei Discountern manchmal nur mit App.
Die Vorsitzende des VdK Frankfurt, Hannelore Schüssler, betont: Vielen Älteren fehle das Geld, sich einen Computerkurs zu leisten. „Es fehlen ehrenamtliche Angebote“, sagt Schüssler. Margit Grohmann vom Seniorenbeirat der Stadt berichtet: „Wir haben eine Digitalisierungsinitiative an die Fraktionen geschickt, in der digitale Schulungen für Senioren gefordert werden.“ Es gebe aber auch ein Recht auf ein analoges Leben, niemand solle gezwungen werden, online zu gehen. Auf www.frankfurter-plattform-55plus.de werden zehn digitale Schulungen in den kommenden Monaten aufgelistet. Voraussetzung ist, dass man im Internet ist. „Das ist doch sinnig“, sagt die Vorsitzende des Frankfurter Seniorenbeirats, Renate Sterzel. Der Seniorenbeirat fordert Schulungen flächendeckend. „Es müsste sie in jedem Stadtteil geben“, sagt Margit Grohmann.
Denn sehr mobil seien die älteren Menschen nicht. Der gemeinsame Appell von Sterzel, Grohmann und Schüssler: Ehrenamtliche Studierende oder Schüler:innen, die der älteren Generation einmal in der Woche eine Schulung anbieten könnten, mögen sich beim VdK Frankfurt melden.
Schulungen sind nur die eine Seite der Medaille, die andere ist das Recht auf Teilhabe. Margit Grohmann: „In unserer Resolution geht es auch um Daseinsvorsorge, um die Pflicht der Kommune. Sie müsste immer auch analoge Angebote machen.“ Sterzel berichtet, dass es in Bürgerämtern wenigstens einen Tag pro Woche gebe, in dem man ohne (digitalen) Termin kommen könne. Aber das sei die Ausnahme. Es werde immer mehr digitalisiert. Das verlangt von den Senioren die Fähigkeit dazuzulernen und beträchtliche finanzielle Mittel. Schließlich müssen das Smartphone erworben und ein Vertrag mit einem Anbieter geschlossen werden. Dann muss man die Bedienung lernen – und zum Schluss auch ins Internet gelangen.
„Das ist in Altersheimen beispielsweise nicht einfach, denn viele haben noch kein W-Lan“, klagt Renate Sterzel. Dafür gebe es inzwischen die Möglichkeit, digitale Angelegenheiten auch vor Ort in Bürgerämtern, Stadtteilbüchereien etc. zu erledigen, wenn man kein eigenes Gerät hat. Man könne dort auch Theaterkarten etc. ausdrucken. Langfristig, glaubt Sterzel, führe an der Digitalisierung auch für Senior:innen kein Weg vorbei.
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22.07.2024 08:41
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Verdacht auf Etikettenschwindel bei Palmöl - Greenwashing in großem Stil
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Bauernverband prangert Betrug mit Biodiesel an Mutmaßlicher Betrug bei Biodiesel empört den Bauernverband. Der Lobbyverband kritisiert Importe aus ökologisch fragwürdigen Quellen nach Deutschland – während heimische Landwirte auf ihrer Ware sitzen bleiben.
Der Deutsche Bauernverband klagt über betrügerische Geschäfte bei Biodiesel-Importen aus China. »Wir erleben, wie der deutsche Markt mit angeblich fortschrittlichem Biodiesel auf Basis von Altfetten aus China überschwemmt wird, der aber offensichtlich aus umetikettiertem Palmöl stammt«, sagte der Generalsekretär des Verbands, Bernhard Krüsken, der »Augsburger Allgemeinen «. Wenn die Politik in Brüssel und Berlin nichts dagegen unternehme, »ist das ein Skandal«.
Mineralölkonzerne könnten die kaum kontrollierten Zertifikate der fragwürdigen Importkraftstoffe in ihrer CO2-Bilanz anrechnen, ergänzte Krüsken. Sie kauften entsprechend weniger heimisches Rapsöl oder Bioethanol zur vorgeschriebenen Beimischung in Diesel und Benzin. Die Vorwürfe fallen in eine Zeit, in der bei vielen Bauern noch großer Unmut über die zu Jahresbeginn beschlossenen Einschnitte beim subventionierten Agrardiesel herrscht.
Millionenschaden befürchtet
Der Schaden durch den mutmaßlichen Etikettenschwindel sei nicht genau zu beziffern, sagte Krüsken. »Doch man kann für die deutschen Landwirte von einem mehrstelligen Millionenbetrag ausgehen.« Dazu komme der allgemeine Schaden für die Klimapolitik und das Vertrauen in die Zertifizierung in Drittländern. Die meisten Ölpalmen wachsen in riesigen Plantagen in Malaysia und Indonesien.
Der mutmaßliche Betrug liege »seit mehr als anderthalb Jahren mehr oder weniger offen auf dem Tisch«, sagte der Verbandsvertreter. Doch trotz Bitten der einheimischen Erzeuger sehe das Bundesumweltministerium offensichtlich keinen dringenden Handlungsbedarf. Das von der EU aufgelegte Zertifikate-System für im Ausland erzeugten Biokraftstoff lade zu Betrug und Missbrauch ein, wenn das beauftragte Unternehmen nicht in der Lage sei, die Einhaltung der Standards zu kontrollieren und zu überwachen. Umweltministerin Lemke verkündet Stopp von Klimaprojekten in China
In den vergangenen Wochen hatte eine Affäre um mutmaßlichen Betrug bei Klimaschutzprojekten in China für Aufsehen gesorgt. Hintergrund ist, dass sich deutsche Konzerne möglicherweise einen Klimaschutzbeitrag anrechnen ließen, den es nie gegeben hat – weil einige Projekte in China wohl nicht existiert haben. Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) sprach von einem »Betrugsgeflecht« und »schwerer Umweltkriminalität«.
Insgesamt geht es laut Lemke um 40 von 69 Projekten in China, die derzeit unter Betrugsverdacht stünden. Ermöglicht wurde der Betrug durch einen Mechanismus, der es Mineralölkonzernen in Deutschland erlaubt, mithilfe von Klimaschutzprojekten in China gesetzlich vorgegebene Klimaziele zu erreichen.
apr/dpa
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