Blog-Artikel

28.06.2019 15:08
So unfair ist das Pfandsystem: Händler platzt wegen Aldi, Lidl und Kaufland der Kragen  

Ein Großgetränkehändler und seine Mitarbeiter haben über 12 Wochen PET-Einwegflaschen und -dosen gesammelt. Dabei verkauft das Unternehmen nur Mehrwegverpackungen. Das Ergebnis ist schockierend. CHIP-Online-Redakteur Konstantinos Mitsis schreibt:

„Greifen Sie bei Aldi, Lidl oder Kaufland auch zu PET-Einwegflaschen? Etwa wenn Sie Coca-Cola oder Mineralwasser kaufen? Wo geben Sie diese Flaschen ab? Hans-Peter Kastner, Chef des Großgetränkehändlers Kastner, aus dem beschaulichen Vaihingen bei Stuttgart kennt die Antwort – und lässt in einem Facebook-Beitrag Dampf ab.

In einem offenen Brief beklagt der Stuttgarter Unternehmer über die Mentalität vieler Kunden. Obwohl sein Unternehmen keine PET-Einwegflaschen verkauft. "Wir verzichten bewusst in unserem Sortiment auf Einweg-Sprudel", heißt es im Beitrag. Und das obwohl der Marktanteil von PET-Produkten bei knapp 50 Prozent liege.

Über 10.400 Flaschen und Dosen kamen in drei Monaten zusammen. 52 Säcke mit jeweils 200 PET-Einwegverpackungen kamen zusammen. Das Foto des Plastikmüllberges stellte er vergangenen Montag ins Netz. Über 21.000 Menschen (Stand 20. Juni) haben den Beitrag bereits geteilt.

Facebook-Post zeigt unfaire Pfandregel
Ein Großteil der 10.400 Flaschen und Dosen stammt aus dem Einzelhandel. Vorzugsweise von Aldi, Lidl oder Kaufland. Statt die Produkte dorthin zu bringen, geben Kunden das Pfand einfach beim Großgetränkehändler ab. Er muss das Pfandgeld vorstrecken und zahlt dann auch noch eine Pauschale für die Entsorgung des Plastikmülls.

Bei einem durchschnittlichen Verkaufspreis von einem Euro pro Getränkepackung hätten Kunden also 10.400 Euro bei den "Freunden von Aldi, Lidl und Co." gelassen. Bei einem Gewinn von 25 Prozent macht das einen Erlös von 2600 Euro. Nur die Entsorgung des Pfands verlagern die Discounter an den Fachhändler – mithilfe der Kunden. Diese würden sich nicht in die Schlange vor den Pfandautomaten stellen. Der Händler bleibt auf den Kosten von 500 Euro für die Entsorgung sitzen.
Obwohl Kastner das Pfandgeld "irgendwann" von der sogenannten Clearing-Stelle zurückbekomme, müsse er 5 Cent pro Dose und Flasche abgeben. Im Preis enthalten: Abholung, Zählung, Lagerung und Entsorgung.
Kastner appelliert: "Umweltbewusster einkaufen"

Der Stuttgarter Unternehmer appelliert an seine Kunden und Nicht-Kunden. Sie sollten auf PET-Einwegflaschen verzichten oder sie direkt bei Aldi, Lidl oder Kaufland zurückgeben. Es sei unklar, was mit den Einwegflaschen passiere, die bei ihm landen. Lidl, Kaufland und Aldi erklären in Werbevideos zwar, dass ihre Flaschen und Dosen komplett recycelt werden. Allerdings gilt das eben nur für die Flaschen und Dosen, die in ihren Automaten landen.Kastner erklärt, in seinem Unternehmen gebe es "unzählige Produkten in Mehrwerggebinden, Mehrwegflaschen oder Zweiweg-Pet-Flaschen".
Die Hersteller könnten garantieren, dass die Flaschen zur Herstellung von neuer Verpackung verwendet werde und somit zu 100 Prozent recycelbar sei.Am Ende wird der Unternehmer emotional. "Wenn ich betriebswirtschaftlich an den Punkt komme, dass ich Plastikmüll verkaufen muss, um zu überleben, dann schließe ich meinen Betrieb. Denn ich habe kein Problem damit, meinen Kindern zu sagen, dass ich gescheitert bin. Ich habe aber ein Problem damit, meinen Kindern zu sagen, dass ich nichts gegen die Umweltverschmutzung getan habe"."

Kaufen & Haben
  Blog-Artikel
  Blog-Kategorien
  Blog-Archiv