Mit dem Mobbing-Report 2024 liegt ein aktueller und umfassender Überblick über das Phänomen Mobbing in der Arbeitswelt vor.
Die im Rahmen des Forschungsprojekts 2023/2024 erhobenen repräsentativen Daten zur Verbreitung von Mobbing in der Arbeitswelt, gesundheitlichen Aspekten und betrieblichen Rahmenbedingungen zeigen, dass Mobbing ein Phänomen sozialer Beziehungsgestaltung am Arbeitsplatz mit negativen Folgen für die Betroffenen, beteiligten Beschäftigte und die Unternehmen sowie Betriebe ist. Sie zeigen auch, dass Mobbing mit gestaltbaren betriebli- chen Rahmenbedingungen im Zusammenhang stehen kann und liefern Hinweise für die Prävention.
In der Debatte um die begriffliche Definition von Mobbing ist der jeweilige Kontext ent- scheidend, in dem beziehungsweise für den das Phänomen definiert wird. Spezifisch fest- gelegte Kriterien hinsichtlich Häufigkeit und Dauer sind für die (epidemiologische) For- schung unverzichtbar. Im betrieblichen Alltag hingegen geht es darum, Verhaltensweisen, soziale Konflikte und betriebliche Rahmenbedingungen, die Mobbingfälle begünstigen können, möglichst frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu intervenieren. Genau festgelegte Kriterien werden erst dann relevant, wenn der Mobbing-Fall eingetreten ist und entsprechende Reaktionen oder Sanktionen zu ergreifen sind.
Mit der im Rahmen des Forschungsprojekts „Repräsentative Studie zum Thema Mobbing in der Arbeitswelt in der Bundesrepublik Deutschland“ erarbeiteten Definition liegt ein Vorschlag für eine Definition vor, die für den wissenschaftlichen und fachpolitischen Dis- kurs anschlussfähig ist.
Jeder Mobbing-Fall ist einer zu viel
Die aktuellen Zahlen zeigen, dass 6,5 % der Beschäftigten laut den Ergebnissen der reprä- sentativen Befragung von Mobbing am Arbeitsplatz durch Kolleg*innen und/oder Vorgesetzte betroffen sind. Der Anteil liegt damit unterhalb der globalen Verbreitung von 11 bis 18 % und ist vergleichbar mit anderen Ländern im deutschsprachigen Raum.
Mobbing in der Arbeitswelt findet in den Ergebnissen der Studie zur Folge in allen Betriebsgrößen und Hierarchiestufen statt. Keine signifikanten Unterschiede zwischen Betroffenen und Nicht-Betroffenen zeigten sich beim Vergleich der Geschlechter (männlich/weiblich).
Auszubildende und Arbeitende, insbesondere Leih- oder Zeitarbeitende, sind häufiger von Mobbing in der Arbeitswelt betroffen als Angestellte und Beamt*innen. Mobbing-Betrof- fene sind eher jünger (18 bis 29 Jahre), haben einen sozioökonomischen Status im Bereich der unteren 20 % der Bevölkerung und haben häufiger einen Migrationshintergrund als Nicht-Betroffene. Aktivitäten zur Prävention und Unterstützung sollten diese Zielgruppen besonders in den Blick nehmen.
Mobbing ist ausschlaggebend für gesundheitliche Belastungen und Beschwerden, insbesondere psychische Belastungen. Sie können neben den Betroffenen auch unbeteiligte Kolleg*innen betreffen. Mobbing kann sich negativ auf die Arbeitszufriedenheit und die Arbeitsfähigkeit von Beschäftigten auswirken. Die BAuA wird die notwendigen Zahlen zu Mobbing weiter erheben und regelmäßig berichten.
Ansätze für die Prävention
Der Bericht zeigt, dass geeignete Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen ansetzen können und müssen. Die Gestaltung der Organisationsstrukturen, die Qualifizierung von Fachkräften sowie Maßnahmen zur Sensibilisierung der Belegschaft sind entscheidende Einflussfakto- ren für die Prävention.
Eine „gesunde Gestaltung sozialer Beziehungen“ zum Schutz der Förderung und Wieder- herstellung der Gesundheit am Arbeitsplatz ist und bleibt ein wichtiger Einflussfaktor zur Prävention von Mobbing. Die entwickelten Empfehlungen für betriebliche Maßnahmen zur Prävention von Mobbing am Arbeitsplatz werden durch die Forschungsergebnisse gestützt. Die vorhandenen Handlungshilfen für Beschäftigte und Betriebe sowie die deutschlandweit aufgebauten Unterstützungsangebote für Betroffene wurden für diesen Report zusammengestellt.
Das bestätigt die bisherigen Anstrengungen der vielen Akteure, die im Bereich der Präventi- on von Mobbing aktiv sind. Es verdeutlicht, dass eine menschengerecht gestaltete Arbeit auch und insbesondere mit Blick auf die psychischen Belastungen die Basis darstellt, um das Auftreten von Mobbing zu verringern beziehungsweise zu verhindern. Genau hier gilt es, weiter aktiv zu sein.
In diesem Zusammenhang erfolgt zurzeit eine Konkretisierung des untergesetzlichen Re- gelwerks im Arbeitsschutz im Ausschuss für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (ASGA). Ziel ist eine Regelung zum Schutz vor jeglichen Gefährdungen durch psychische Belastungen am Arbeitsplatz – somit auch vor Mobbing.
In Deutschland hat sich ein starkes System zur Prävention und Unterstützung entwickelt, das durch großes soziales und persönliches Engagement „vor Ort“ ergänzt und ausgestal- tet wird. Die Übersichten in diesem Report sollen dies in einem ersten Schritt sichtbar machen und die systematische Vernetzung der Akteure unterstützen.
So auch die Fairness-Stiftung mit:
https://www.fairness-stiftung.de/FairnessService.htm und dem
https://www.mobbingscout.de/
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