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12.03.2025 08:57
Ethisches Leiden von Arbeitnehmern durch Mobbing  

„Ethisches Leiden entsteht, wenn ein Arbeitnehmer nichts anderes tut, als die kontinuierliche Verschlechterung seiner Arbeitsbedingungen festzustellen, und zwar sowohl in ökonomischer wie auch in moralischer als auch in relationaler – kurz: institutioneller – Hinsicht. Ethisches Leiden entsteht, wenn das Vertrauen in die Institution allmählich oder sogar vollständig verloren geht. Sobald ein Individuum Opfer von Mobbing wird – durch einen Kollegen oder durch das Management der Institution –, wird es vom Leiden erfasst, und die Bindung an die Institution löst sich auf. Denn auch wenn die Institution nicht direkt für die Handlungen der Personen verantwortlich ist, lässt sie diese durch ihr Schweigen zu und unterstützt sie durch ihre Untätigkeit. Der moralische Bankrott der Institution verkörpert sich mit anderen Worten im Subjekt, indem er bei ihm ein ethisches Leiden hervorruft, das zum Symptom und Beweis für die Unwürde der Institution wird. Die Unwürde der Institution gibt es also nicht nur an Orten, die von der Gesellschaft regelmäßig stigmatisiert werden, wie Gefängnissen“.

aus:
Cynthia Fleury: Die Klinik der Würde, Berlin (Suhrkamp) 2024, S. 93-94 im Kapitel „Beschädigte Formen der Würde in Institutionen“

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