Ernst Fehr, Professor für Mikroökonomie und Experimentelle Wirtschaftsforschung an der Universität Zürich und Leiter von deren Institut für Empirische Wirtschaftsforschung, erhält den Deutschen Fairness Preis 2010. Das hat das Kuratorium der Fairness-Stiftung in Frankfurt am Main entschieden und bekannt gegeben. Mit dem Preis ehrt das Kuratorium den gebürtigen Österreicher Dr. Fehr für seine international herausragenden Verdienste um die Forschung in Bezug auf menschliche Kooperation und Fairness, die er in den letzten Jahren systematisch vorangetrieben und durch zahlreiche Veröffentlichungen weltweit im Bewusstsein von Wirtschaftswissenschaftlern und angrenzenden Bereichen verankert hat.
Angesichts der jahrhundertelangen Abwehr eines von Kooperation und Fairness geprägten Menschenbildes in der Wirtschaft können die Verdienste Fehrs nicht hoch genug eingeschätzt werden. Er hat in Kooperation mit zahlreichen anderen Wissenschaftlern und unter Rückgriff auf wegweisende Arbeiten von Kollegen und Vorläufern einen entscheidenden Anteil am Nachweis, dass Fairness eine eigenständige Motivation und Orientierung des Menschen ist. Wird das bei der Betrachtung von Entscheidungssituationen, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Entwicklung unterschlagen, kommt es zu Fehleinschätzungen und Fehlentwicklungen. Fehr konnte nachweisen, dass der Mensch bei wirtschaftlichen Entscheidungen nicht nur eigennützigen Interessen folgt, sondern einem ausgeprägtes Gefühl für Fairness und Zusammenarbeit folgt. Seine Forschungsergebnisse zeigen aber auch, dass sich Fairness-Motive nicht immer durchsetzen – es bedarf auch der richtigen institutionellen Voraussetzungen, damit Fairness-Motive im wirtschaftlichen Verhalten eine Rolle spielen können.
Der renommierte Forscher ist Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Sciences, Mitglied der American Academy of Political and Social Sciences und ständiger Gastprofessor am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Die Fairness-Stiftung verleiht jährlich den Deutschen Fairness Preis an herausragende Persönlichkeiten, die sich um die Erforschung und Förderung der Fairness oder um die Entwicklung einer fairen Unternehmens- und Organisationskultur verdient machen. Unter den Preisträgern sind unter anderem Prof. Dr. Dr. Horst-Eberhard Richter, Prof. Götz W. Werner, Prof. Dr. Gertrud Höhler, Prof. Rupert Lay und Anton Wolfgang Graf von Faber-Castell. Der Preis in Gestalt einer vom Künstler Johannes Hans A. Nikel geschaffenen großen Bronzemedaille wird Ernst Fehr am 30.10. in Frankfurt am Main im Rahmen einer öffentlichen Feierstunde durch den Kuratoriumsvorsitzenden Prof. Dr. Karl-Heinz Brodbeck in Frankfurt überreicht. Die Laudatio hält Prof. Dr. Tania Singer, Direktorin am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften. Die Preisvergabe wird gesponsert vom Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG.
Ohne Fairness ist ein Zusammenleben von Menschen, Gruppen und Kulturen in einer Gesellschaft nicht möglich. Fairness ist die Basis, damit Kooperation, Entwicklung und Vertrauen möglich werden.
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